Bernhard Zeller (* 19. September 1919 in Dettenhausen bei Tübingen; † 7. September 2008 in Ludwigsburg) war ein deutscher Literaturhistoriker und Archivar. Als Gründungsdirektor leitete er das Deutsche Literaturarchiv Marbach von 1956 bis 1985 und machte es zu einer international angesehenen Institution.

Leben und Leistung

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Aufgewachsen im elterlichen evangelischen Pfarrhaus, besuchte Bernhard Zeller bis zum Abitur das Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasium. Anschließend studierte er an der Eberhard Karls Universität Tübingen Geschichte, Germanistik und Latein. Er wurde im WS 1942/1943 Mitglied der Tübinger Burschenschaft Derendingia[1]. Nach Staatsexamen und Promotion über das Lindauer Heilig-Geist-Spital (1948) war er zunächst im Schuldienst tätig.

Zeller wurde 1953 Archivar des Schiller-Nationalmuseums und 1955 dessen Direktor. Gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten der Deutschen Schillergesellschaft Wilhelm Hoffmann entwickelte er die Erweiterungspläne des Schiller-Nationalmuseums zu einem Deutschen Literaturarchiv. 1956 wurde daraufhin das Deutsche Literaturarchiv offiziell gegründet und Zeller wurde auch dessen Direktor.

Durch seine zahlreichen Kontakte konnte Zeller für das Archiv neben vielen anderen Manuskripte von Franz Kafka, Carl Zuckmayer, Joseph Roth erwerben. Das kleine Archiv als Anhängsel des Schiller-Nationalmuseums wandelte sich unter seiner Direktion zur international bekannten und anerkannten Forschungsstätte für deutschsprachige Literatur, die nicht nur Germanisten, sondern auch ehemalige Exil-Schriftsteller anzog wie Eduard Berend, Max Brod, Kurt Pinthus und Max Zweig. Ninon Hesse brachte den gesamten Nachlass Hermann Hesses nach Marbach.

Neben seiner erfolgreichen Tätigkeit als Akquisiteur von Spenden und Manuskripten und als Sammler von Vor- und Nachlässen war Zeller auch Autor zahlreicher Bücher und Verfasser von Nach- und Vorworten als Herausgeber. Darüber hinaus war er wesentlich an einigen Werkeditionen aus den Sammlungen des Archivs beteiligt, so als Mitherausgeber der historisch-kritischen Gesamtausgabe der Werke Eduard Mörikes und der Gesammelten Werke Wilhelm Lehmanns. Geradezu einen Bestseller schrieb er mit seiner Bildmonographie über Hermann Hesse, die 1963 erstmals erschien und von der in über 37 Auflagen über 270.000 Exemplare verkauft wurden.

Irene Ferchl beschreibt in ihrem Nachruf Zellers erfolgreiches Wirken für das Deutsche Literaturarchiv: „Er hatte erkannt, dass keine andere Institution in jenen Nachkriegsjahren in der Lage war, die Zeugnisse der ganzen zeitgenössischen Literatur zu bewahren, und legte einen Sammelschwerpunkt auf die Exilliteratur; neben den bis dahin in Marbach vor allem gepflegten schwäbischen Dichtern ging es nun um die ganze deutschsprachige Literatur, und dazu wurden nicht nur Nachlässe der toten Schriftsteller, sondern auch die inzwischen sogenannten Vorlässe der lebenden Autoren und Wissenschaftler erworben. Zeller war ein Meister in der Akquirierung von Bibliotheken und Autografen, hat durch persönliche Kontakte und kluge Diplomatie, durch seine Überzeugungskraft, die wissenschaftliche Seriosität und begeisterte Vermittlungstätigkeit verband, die Marbacher Institutionen zu dem gemacht, was sie heute sind.“ (Stuttgarter Zeitung vom 9. Sept. 2008, siehe Weblink)

Von 1973 bis 1979 war er Vorsitzender des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute (kurz AsKI).

Auszeichnungen und Ehrungen

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Dem Ehrenmitglied der Deutschen Schillergesellschaft Bernhard Zeller wurden zahlreiche Ehrungen zuteil: Er war seit 1985 Ehrenbürger seines Wohnortes Marbach am Neckar und außerdem Honorarprofessor und Ehrensenator der Tübinger Universität. Er erhielt die Ehrendoktorwürden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der University of East Anglia in Norwich, das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1985) sowie die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. 2001 bekam Zeller den Ludwig-Uhland-Preis und für seine Marbacher Memorabilien wurde er im selben Jahr mit dem Schillerpreis der Stadt Marbach am Neckar ausgezeichnet. Er war Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.

Schriften

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Monographien

Herausgeberschaften

Literatur

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Anmerkungen

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  1. Mitglieder-Verzeichnis der Burschenschaft Derendingia zu Tübingen. 1967, Stammrollen-Nr. 907.
Personendaten
NAME Zeller, Bernhard
KURZBESCHREIBUNG deutscher Literaturhistoriker und Archivar
GEBURTSDATUM 19. September 1919
GEBURTSORT Dettenhausen
STERBEDATUM 7. September 2008
STERBEORT Ludwigsburg