Luise Adelaide Lavinia Schopenhauer, bekannt als Adele Schopenhauer (* 12. Juli 1797 in Hamburg; † 25. August 1849 in Bonn), war eine deutsche Schriftstellerin. Sie war Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer und Tochter der Schriftstellerin Johanna Schopenhauer und des Großkaufmanns Heinrich Floris Schopenhauer. Henriette Sommer und Adrian van der Venne waren von ihr verwendete Pseudonyme.
Adele Schopenhauer wuchs zunächst in Hamburg auf und blieb dort auch während der oft langen Reisen der Eltern. Nach dem Tod des Vaters 1805 zog die Familie im Folgejahr nach Weimar, wo Adele unter dem Einfluss des Künstler- und Gelehrtenzirkels erwachsen wurde, welcher sich im Salon ihrer Mutter versammelte. Adele war hochbegabt und beschäftigte sich mit Literatur und Dichtung. Doch schrieb sie nicht nur Märchen, Gedichte und Romane, sondern sie war auch eine Meisterin des Scherenschnitts.[1]
Im Mai des Jahres 1819 verloren Johanna und Adele Schopenhauer beim Zusammenbruch des Danziger Bankhauses von Abraham Ludwig Muhl große Teile ihres von Heinrich Floris Schopenhauer (Ehemann Johannas und Vater Adeles) 1805 geerbten Vermögens, welches sie vollständig bei dem Danziger Bankhaus deponiert hatten. Arthur Schopenhauer hatte nur ein Drittel seines Vermögens bei Muhl zurückgelassen und war auch nicht bereit, sich auf einen Vergleich mit Muhl einzulassen. Diese Affäre führte zu einer weiteren Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Arthur und den beiden Frauen, denn sie hatten ihn brieflich immer wieder gebeten, dem Vergleich zuzustimmen[2] – nicht zuletzt, weil sie als Frauen stärker von Zinseinkommen abhängig waren und durch den Vergleich hofften, wenigstens noch einen Teil des Geldes retten zu können.[3] Mutter und Tochter ließen sich daher auf einen Vergleich mit 70 Prozent Verlust ein und verloren so den größten Teil ihres Vermögens. Arthur hingegen weigerte sich, seine Wechsel einzulösen, wobei er der Schwester unterstellte, sie strebe den Vergleich an, um heimlich mehr zu bekommen als er.[4]
Der Vermögensverlust hatte einschneidende Konsequenzen. Zwar konnte Johanna durch ihre Schreibtätigkeit etwas verdienen und Adele hatte ein kleines Restvermögen, weil sie durch ihre Unmündigkeit zum Teil geschützt wurde, aber den Lebensstil der davorliegenden Jahre konnten Mutter und Tochter Schopenhauer in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts bei weitem nicht mehr führen. Dies geht auch aus einem Brief hervor, den Adele 17 Jahre nach dem Verlust schreibt und in dem sie von „Scheinwohlhabenheit“ spricht.[5]
Während jener Jahre war Adele Schopenhauer eng mit Goethes späterer Schwiegertochter Ottilie befreundet und verkehrte demzufolge häufig in Goethes Haus in Weimar. Es heißt, dass sie Goethe stets „Vater“ genannt habe.[6] Diese Episode wurde später durch Thomas Mann in seinem Roman Lotte in Weimar verarbeitet.
Bedingt durch die Änderung der Verhältnisse in Weimar und durch die ungünstigere finanzielle Situation erwogen Adele und Johanna Schopenhauer einen Umzug. Ab 1827 hielt Adele sich häufiger in Köln und Bonn auf. Im Mai 1829 zog sie permanent nach Unkel bei Bonn; im Juli folgte die Mutter nach.[7] In Bonn hatte sie sich 1828 mit Sibylle Mertens-Schaaffhausen und Annette von Droste-Hülshoff angefreundet – Adele bezeichnete letztere als „das geistreichste Wesen, das ich unter Frauen kenne“[8]. Zwischen Sibylle Schaaffhausen und Adele Schopenhauer entspann sich eine Liebesbeziehung, die nach mehreren Hindernissen in eine Lebensgemeinschaft mündete, die erst mit Adele Schopenhauers Tod enden sollte.[9][10]
Nach dem Tod der Mutter 1838 gab Adele deren Nachlass heraus und reiste viel, vorwiegend nach Italien, bis sie schwer an Unterleibskrebs erkrankt nach Bonn zurückkehrte.[11] Dort starb sie in Folge der Krankheit 1849 und wurde am 100. Geburtstag Goethes auf dem Alten Friedhof in Bonn beigesetzt, wo ihr Grab bis heute erhalten ist. Ihre Freundin und Lebensgefährtin Sibylle Mertens-Schaaffhausen ließ ihr eine berührende Grabinschrift in italienischer Sprache anfertigen. Vier Tage nach der Beerdigung Adeles hielt Sibylle in ihrem Garten in der Wilhelmstraße eine private Totenfeier nach antikem Vorbild ab. Sibylles älteste Tochter Auguste wurde 38 Jahre nach Adeles Beisetzung auf eigenen Wunsch ebenfalls in der Grabstätte beigesetzt.