Wolfgang Sofsky (* 1952 in Kaiserslautern) ist ein deutscher Soziologe, Autor und Essayist.

Leben

Sofsky studierte u. a. Soziologie, Philosophie, Politikwissenschaften und Geschichte. 1981 wurde er an der Universität Göttingen promoviert, 1992 habilitierte er sich am selben Ort. Er lehrte dort als außerplanmäßiger Professor für Soziologie und war 1999/2000 Gastprofessor an der Universität Erfurt. Zurzeit lebt er als Schriftsteller, freier Publizist und Privatgelehrter in der Nähe von Göttingen. Sofsky schreibt u. a. für die Literarische Welt, die Neue Zürcher Zeitung, den Schweizer Monat, den Focus, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt sowie für den WDR und das Deutschlandradio Kultur.

Das Denken Sofskys ist von der Sozialphänomenologie, der Philosophischen Anthropologie Helmuth Plessners, der Soziologie Georg Simmels und der Anthropologie von Elias Canetti geprägt. 1995 schrieb Sofsky über Canetti: „Masse und Macht ist mir unverzichtbar geworden. Wer damit befasst ist zu verstehen, was Menschen einander antun, den lehrt Canetti klare Sicht. Er schafft die Gedankenfreiheit, von der aus man neu beginnen kann. Seine Sätze sind von kristalliner Härte, ohne Ironie und Verachtung, aber auch ohne jenen erbaulichen Humanismus, der noch das Ärgste in das trübe Licht falscher Versöhnung taucht. Nur aus schwärzestem Wissen kann die Hoffnung entstehen, der Macht den Garaus zu machen, könnte das Motto des Buches lauten. Alles andere ist nur Utopie oder Ideologie, stärkt nur den Aberglauben des Optimismus.“[1]

Wirken

Im Zentrum von Sofskys Schriften steht zunächst die Analyse der Formen sozialer Macht, der Gewalt und des Terrors. Seither widmet er sich den Bedrohungen der Freiheit durch die Politik der Sicherheit, der Zerstörung des Privaten und den vielfältigen Formen menschlicher Unmoral.

Für seine Habilitationsschrift Die Ordnung des Terrors erhielt Sofsky am 24. November 1993 in München den Geschwister-Scholl-Preis. In der Begründung der Jury hieß es: „Seit Eugen Kogons grundlegender Darstellung über den SS-Staat (1946) hat die Erforschung und Beschreibung des Konzentrationslagers als Inbegriff und Zentrum der nationalsozialistischen Menschenvernichtung niemals aufgehört. Dennoch waren die Versuche, zu einer umfassenden Erklärung ihres Funktionierens vorzudringen, eher selten. Sofsky hat sich dieser Aufgabe unterzogen und ein Werk von großer analytischer Kraft und Klarheit vorgelegt. Gestützt auf die Berichte der Überlebenden beschreibt er, wie die Mechanismen ‚absoluter‘ Macht die Menschen existentiell zerbrechen. Raum und Zeit, Arbeit und soziale Strukturen verlieren in der ‚Ordnung des Terrors‘ ihre Orientierungsfunktion.“ Jan Philipp Reemtsma lobte das Buch in der Zeit.

„Das Buch dürfte zu einem Standardwerk zum Thema Gewalt – nicht nur in Konzentrationslagern – werden.“

Karlheinz Dederke: FAZ

Einer der ersten Kritiker des Werkes war damals Harald Welzer. Er sprach im Merkur (H. 1/1994) von einem „hermetischen“ Buch und nannte es „dumm darin, dass es distanzlos im Grauen verweilt, das es zu beschreiben vorgibt“.

Am 20. September 2015 erhielt Sofsky in Edenkoben den Holbach-Preis für sein Gesamtwerk. In der Begründung der Jury hieß es: „Wolfgang Sofsky hat ein überragendes essayistisches Werk geschaffen […] Er ist der Erzähler unter den Essayisten und einer ihrer besten.“ Im März 2016 gründete Sofsky das Holbach-Institut zur Erforschung der kulturellen Macht.[2] Dort wird auch an einem Projekt „Barocco“ zur Kultur- und Machtgeschichte des Barock gearbeitet.[3]

Sofsky gehört neben Götz Aly, Norbert Bolz, Peter Hahne, Monika Maron, Dieter Nuhr, Boris Palmer, Cora Stephan und Günter Wallraff zu den Erstunterzeichnern des am 1. September 2020 von Milosz Matuschek und Gunnar Kaiser (1976–2023) initiierten Appell für freie Debattenräume.[4][5]

Werke

Bücher

Aufsätze

Interviews

Literatur

Einzelnachweise

  1. W. Sofsky: ErlesenZerlesen. In: SZ, 9. März 1995.
  2. Holbach-Institut
  3. Barocco
  4. 07.09.2020: Stummgeschaltet (Tageszeitung junge Welt). 6. September 2020, archiviert vom Original am 6. September 2020; abgerufen am 11. März 2022.
  5. Unterzeichner. In: idw-europe.org. 7. Januar 2020, abgerufen am 11. März 2022 (deutsch).