William Withering, Ölgemälde von Carl Frederik von Breda aus dem Jahr 1792
Illustration des Roten Fingerhuts (Digitalis purpurea) in An account of the foxglove (1785)
Withering an den Thermalquellen von Caldas da Rainha in Portugal (Ausschnitt, datiert auf den 15. November 1801[1])

William Withering (* 17. März 1741 in Wellington, Shropshire; † 6. Oktober 1799 in Larches bei Birmingham) war ein englischer Arzt und Botaniker. Er gehörte zu den Mitgliedern der Lunar Society. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „With.

Leben und Wirken

William Withering ist das zweite Kind von Edmund Witherings (1713–1769) und dessen Frau Sarah Hector (1708–1789), einer Schwester des Lichfielder Arztes Brooke Hector (1700–1773). 1762 begann er an der Universität Edinburgh zu studieren. Withering hörte Vorlesungen über Anatomie bei Alexander Monro, über Botanik bei John Hope (1725–1786), über Chemie sowie Materia medica bei William Cullen und Joseph Black und über Medizin bei John Rutherford sowie John Gregory. 1766 graduierte er mit der Schrift De angina gangraenosa zum Doktor der Medizin (M.D.). Anschließend arbeitete als Arzt in Stafford. Durch seine Beziehung mit Helena Cookes (1750?–1801) erwachte dort sein Interesse für Botanik. Am 12. September 1772 heiratete er Helena. Mit ihr hatte er drei Kinder: Helena (1775–1776), William (1776–1832) und Charlotte (1778–1825). Nach dem Tod von William Small übernahm er, einer Empfehlung von Erasmus Darwin folgend, gemeinsam mit John Ash (1723–1798) dessen Praxis und zog im Mai 1775 nach Birmingham. Ab 1779 war er am Birmingham General Hospital tätig.

1772 analysiere Withering zwölf Mergelarten aus der Grafschaft Staffordshire chemisch. Er interessierte sich dabei insbesondere für die Nutzbarkeit des darin enthaltenen Kalziumkarbonats in der Landwirtschaft. Er ermittelte den Kalziumgehalt und bestimmte durch Kalzinierung unter anderem den Wasseranteil. Die Ergebnisse wurden von Charles Morton (1716–1799), dem Sekretär der Royal Society, den Mitgliedern am 4. Februar 1773 vorgestellt und später in den Philosophical Transactions veröffentlicht.[2]

Unter dem Titel A botanical arrangement of all the vegetables naturally growing in Great Britain veröffentlichte Withering 1776 eine britische Flora, die auf Carl von Linnés Sexualsystem der Pflanzen beruhte. Bis 1796 folgten, unter verschiedenen Titeln, zwei weitere Auflagen. Von 1801 bis 1830 erschienen vier weitere Auflagen, die von seinem Sohn bearbeitet und herausgegeben wurden.[3] Zwischen 1830 und 1877 erschienen nochmals 14 Auflagen, deren Herausgeber William MacGillivray war.[4]

1783 erschien unter dem Titel Outlines of Mineralogy seine Übersetzung von Torbern Bergmans Sciagraphia regni mineralis (1782). Zuvor hatte er schon dessen De analysi aquarum („Über die Analyse der Wässer“) aus dem Jahr 1778 übersetzt[5], aber nie veröffentlicht.[6]

„Digitalis“ und „Wassersucht“

Auf die therapeutische Wirkung von „Digitalis“ bei der „Wassersucht“ (deutsch auch Gewebswassersucht, englisch dropsy) wurde er nach seinem eigenen Zeugnis aufmerksam, als er 1775 um seine Meinung zu einem Hausmittel gefragt wurde, das eine alte kräuterkundige Frau erfolgreich bei dieser Krankheit verwendete. Withering fand heraus, dass als einzige aktive Substanz nur eine in der Rezeptur des nur die als Aufguss zubereiteten Blätter des blühenden Roten Fingerhuts (Digitalis purpurea) in Frage kam. Von 1775 bis 1784 untersuchte Withering an über 160 Patienten mit unterschiedlichen Formen der Wassersucht systematisch die diuretische (harnflusssteigernde) Wirksamkeit der Inhaltsstoffe verschiedener Pflanzenteile des Fingerhuts. Als Erster unterschied er klar zwischen therapeutischen (Diurese) und toxischen (Erbrechen, Durchfall, Sehstörungen) Dosierungen von „Digitalis“. Es fiel ihm auch auf, dass sich das Pflanzengift im Körper der Patienten anreicherte, weil die Wirkung bei Verabreichung über einen längeren Zeitraum hinweg zunahm. Den Zusammenhang zwischen der diuretischen Wirkung von „Digitalis“ und seiner Wirkung auf die Herzfunktion hat Withering allerdings noch nicht erkannt. Er lokalisierte die Hauptwirkung in der Niere, auch wenn ihm Effekte von „Digitalis“ auf die Herzfrequenz bekannt waren. Die spätere Forschung hat viele von Witherings Schlussfolgerungen bestätigt.[7][8]

Die Ergebnisse seiner Studien veröffentlichte Withering 1785 in seiner Schrift An account of the foxglove, and some of its medical uses. Über die Priorität seiner Erkenntnis kam es zum Streit mit Erasmus Darwin.[9] Dieser verwies auf die von ihm ins Englische übersetzte und 1780 veröffentlichte Dissertation seines Sohnes Charles (1758–1778), der er neun Fallberichte über die therapeutischen Wirkung von „Digitalis“ hinzugefügt hatte.[10][11]

Ehrungen

Am 24. November 1785 wurde Withering als Mitglied („Fellow“) in die Royal Society gewählt.[12] Mitglied der Linnean Society of London wurde er 1791. Aufgrund seiner Analyse der warmen Heilquellen von Caldas da Rainha, die er während seines Aufenthaltes in Portugal 1793/1794 vornahm und 1795 zweisprachig veröffentlichte, wurde Withering in die portugiesische Academia das Ciências de Lisboa aufgenommen.

Die Pflanzengattung Witheringia L’Hér. aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) wurde 1788 durch Charles Louis L’Héritier de Brutelle nach ihm benannt.[13][14] Abraham Gottlob Werner benannte das von Withering entdeckte Bariumcarbonatmineral Witherit 1790 nach ihm.[15]

Schriften (Auswahl)

Bücher

Zeitschriftenbeiträge

Andere

Literatur

Einzelnachweise

  1. Robert John Thornton: New illustration of the sexual system of Carolus von Linnaeus. Teil 2, T. Bensley, London 1807 (online).
  2. Frederic D. Zeman: William Withering as a mineralogist: The story of witherite. In: Bulletin of the History of Medicine. Band 24, Nr. 6, 1950, S. 531.
  3. Frans A. Stafleu, Richard S. Cowan: Taxonomic Literature: A selective guide to botanical publications and collections with dates. 2. Auflage, Band 7, 1988, S. 400–401 (online).
  4. Frans A. Stafleu, Richard S. Cowan: Taxonomic Literature: A selective guide to botanical publications and collections with dates. 2. Auflage, Band 3, 1981, S. 222 (online).
  5. William Withering (Sohn): A Memoir of the Life, Character, and Writings of William Withering, M.D. F.R.S. In: The miscellaneous tracts of the late William Withering. Band 1, London 1822, S. 45 (online).
  6. Frederic D. Zeman: William Withering as a mineralogist: The story of witherite. In: Bulletin of the History of Medicine. Band 24, Nr. 6, 1950, S. 532.
  7. Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen. Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 106ff.
  8. Johanna Bleker: Die Geschichte der Nierenkrankheiten. Boehringer Mannheim, Mannheim 1972, S. 76–77 (Witherings Erfahrungen mit der Anwendung von „Digitalis“ bei Wassersüchtigen).
  9. G. C. Cook: Erasmus Darwin FRS (1731–1802) and the Foxglove Controversy. In: Journal of Medical Biography. Band 7, Nr. 2, S. 86–92 (doi:10.1177/096777209900700204).
  10. A note belonging to page 65, and 68. In: Experiments establishing a criterion between mucaginous and purulent matter. And an account of the retrograde motion from the absorbent vessels of animal bodies in some diseases. Lichfield 1780, S. 103–112 (online).
  11. John Farquhar Fulton: Charles Darwin (1758–1778) and the history of the early use of digitalis. In: Bulletin of the New York Academy of Medicine. Band 10, Nr. 8, 1934, S. 496–506.
  12. Eintrag zu Withering; William (1741–1799); Physician, Botanist and Mineralogist im Archiv der Royal Society, London.
  13. Car. Lud. L’Héritier, Dom. de Brutelle: Sertum Anglicum: seu Plantae Rariores quae in Hortis juxta Londinum, Imprimis in Horto Regio Kewensi Excoluntur, ab Anno 1786 ad Annuum 1787 Observatae. Teil 1, Paris 1788 S. 1, Tafel 1.
  14. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
  15. Christian August Siegfried Hoffmann: Mineralsystem des Herrn Inspektor Werners mit dessen Erlaubnis herausgegeben von C. A. S. Hoffmann. In: Bergmännisches Journal. Band 2, Nr. 1, 1790, S. 379 und S. 394 (online).