Der Vinayapitaka, auch Vinaya Pitaka, (Pali und Sanskrit, wörtlich Korb der Disziplin) ist eine Sammlung von buddhistischen Ordensregeln. Er bildet die erste Abteilung („Korb der Ordensregeln“) des Pali-Kanon (Pitaka, „Dreikorb“). Er ist die Grundlage für das buddhistische Mönchtum. Er enthält Regeln für den Tagesablauf der Mönche (Bhikkhu) und Nonnen (Bhikkhuni), sowie Regeln für Umgangsformen, die ein harmonisches Zusammenleben sowohl im Kloster selbst, als auch zwischen Kloster- und Laiengemeinschaft gewährleisten sollen.

Indische Tradition

Es gibt verschiedene Überlieferungen des Vinaya, davon eine in der Pali- und sechs in der Sanskrit-Sprache.

Der Korb der Ordensregeln wird in fünf „Bücher“ eingeteilt:

Vollständig ist nur die Version des Pali-Kanon, jedoch gibt es eine reiche Kommentarliteratur zu den ins Chinesische übertragenen Versionen. Mittlerweile sind alle fünf Bücher des Vinaya von Santuttho Bhikkhu vollständig ins Deutsche übersetzt worden: Vinaya – Gesamtausgabe in sechs Bänden, 2017 im Eigenverlag, ISBN 978-3-00-056266-2). Eine Übersetzung des Patimokkha ins Deutsche wurde von Nyanadassana Thera in Sri Lanka angefertigt und erschien 2008 im Verlag Beyerlein/Steinschulte in Zusammenarbeit mit dem Dhamma-Dana-Projekt der Buddhistischen Gesellschaft München. In Band VI der Vinaya-Gesamtausgabe sind beide Patimokkha, d. h. das der Mönche und das der Nonnen in vollständiger Übersetzung enthalten.

Theravada

Buddhistische Ordinierte der Theravada-Tradition, also in Sri Lanka, Burma, Thailand, Laos und Kambodscha, haben ein Regelwerk mit 227 Vorschriften für Mönche und 311 für Nonnen (siehe oben).

Sino-japanische Tradition

Das eigentliche mönchische Regelwerk (Patimokkha) weicht nur geringfügig von der indischen Tradition ab. Für Mönche gelten 250 Regeln, für Nonnen 348.

Der erste Abschnitt pārājika (chinesisch 波羅夷) enthält die Verstöße, die zum Ausschluss aus der Mönchsgemeinschaft führen. Im Mahāyāna sind es zehn.

Prāyaścitta (墮) sind die 90 Verstöße, die Buße erfordern. Im Kapitel pratideśanīya (chinesisch 波羅提舍尼, auch 波羅提提舍尼) sind die entsprechenden Beichtvorschriften zusammengefasst.

Saptaādhikaraṇa-śamatha (七滅諍法) heißen die sieben Vorschriften, die Unstimmigkeiten von Mönchen untereinander regeln.

Vollständig ist nur die Version des Pali-Kanon, jedoch gibt es eine reiche Kommentarliteratur zu den ins Chinesische übertragenen Versionen.

Chinesische Übersetzungen

  1. Aus dem Jahre 404 von Puṇyatara (弗若多羅; jp.: Futsu'nyantara); Mönch aus Kubha (chinesisch 罽賓國; Kabul), zusammen mit Kumārajīva. Bekannt als das Sarvāstivāda-vinaya (十誦律; jp.: Jūju Ritsu), ist die Version der (Hinayana) Saravāstivāda-Schule [T. XXIII, S 1-449].
  2. 416–418: durch Buddhabhadra (佛陀跋陀羅; 359-429; jp.: Butsudabatsudara) mit Fa-Hsiën (jp.: Hokken), der 399 nach Indien aufgebrochen war, um das ursprüngliche Vinaya nach China zu holen. Bekannt als das Mahāsānghika Vinaya (摩訶僧衹律; Makasōgi Ritsu) in 40 Faszikeln.
  3. Durch Buddhajīva (佛陀什; 覺壽; † ca. 423; jp.: Butsudajū) schuf das Mahīśāsaka Vinaya (五分律; jp.: Gobun Ritsu, in 30 Faszikeln).
  4. Das von Jinamitra’s von Nalanda um 630 verfasste Sarvāstivōdavinaya-saṇgrāha, übersetzt um 700.

In Japan bildete sich eine eigene Vinaya-Schule, die Risshū.

Der Taishō-Kanon, dessen Fundstellen oben gegeben werden, enthält u. a. noch Vinaya-kyō [T. XXIV, 893] und Ris-shu-kō-yo [T. Nr. 2348]. (Taishō = T. bezeichnet den gleichnamigen sino-japanischen Kanon-Katalog, NJ das ältere Verzeichnis Nanjio’s.)

Tibeto-mongolische Tradition

Diese Tradition folgt dem Mūlasarvāstivāda-Vinaya mit 253 Regeln für Mönche und 364 für Nonnen.

Siehe auch

Literatur