Uwe Berger (rechts) und Heinz Knobloch (2.v.r.) signieren ihre Bücher.

Uwe Berger (* 29. September 1928 in Eschwege; † 16. Februar 2014 in Berlin) war ein deutscher Lyriker, Essayist und Erzähler sowie ein einflussreicher Auftragnehmer des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im Literaturbetrieb der DDR.

Leben

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Uwe Berger war Abkömmling von Karlshafener Hugenotten. Sein Vater war Direktor bei der Deutschen Reichsbank. Die Jugend verbrachte Berger in Emden, Augsburg und Berlin. Während des Krieges wurde er mit 15 Jahren als Flakhelfer in der Umgebung von Berlin eingesetzt. Bei Kriegsende befand er sich als Marineoffizieranwärter in Dänemark. Nach der Heimkehr schrieb Berger erste Gedichte und machte Prosaversuche. Danach absolvierte er ein Studium der Germanistik und der Kunstwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Berger war Mitarbeiter im Volk und Wissen Verlag und Lektor im Aufbau-Verlag von 1949 bis 1955. Danach übte er seine literarische Tätigkeit freiberuflich aus.

Von 1970 bis 1989 war Berger aus politischer Überzeugung „intensiv“ für das MfS als inoffizieller Mitarbeiter im besonderen Einsatz (IME „Uwe“) tätig. Er lieferte in großem Umfang bezahlte Gutachten über Schriftstellerkollegen, die sich durch „besondere Schärfe“ auszeichneten und zum Teil im direkten Auftrag des Leiters der Hauptabteilung (HA) XX Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund, Paul Kienberg entstanden.[1] Berger unterstellte den Arbeiten der Begutachteten strafwürdige Intentionen, so bei Günter Kunert „zweifellos eine konterrevolutionäre Qualität“,[2] setzte gelegentlich seine Verdammungsurteile aus eigenem Antrieb konspirativ um oder schlug dem MfS konkrete Zersetzungsmaßnahmen vor.[3] Im Fall von Bettina Wegner empfahl er seinen Auftraggebern, in der DDR für ihre Gedichte den „Negativbegriff ‚Tampon-Lyrik‘“ in Umlauf zu bringen.[4]

Berger wurde 1973 Vorstandsmitglied des Schriftstellerverbandes der DDR. Den Vorsitzenden Hermann Kant begriff er als Förderer seiner Konkurrenten und nutzte seine Stellung im MfS, um ihn zu bekämpfen, nicht ahnend, dass Kant selbst ein IM war.[5] Außerdem war Berger von 1982 bis 1989 parteiloser Vizepräsident des DDR-Kulturbundes sowie Vorsitzender der Kreisarbeitsgemeinschaft Schreibender Tschekisten.

Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Oberschöneweide.

Das Verhängnis oder Die Liebe des Paul Fleming (1983)

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Im Zentrum der Erzählung stehe die Künstlerproblematik am Beispiel des Frieden ersehnenden Dichters Paul Fleming sowie seine Auffassung der Funktion von Dichtung während seiner bewegtesten Jahre ab dem Beginn seiner Russland- und Persienreise, schreibt Knut Kiesant in seiner Rezension. Berger unternehme in episodischer Erzählweise mit 23 Kapiteln eine historisch-essayistische Nachgestaltung des biografischen Entwicklungsweges und versuche die historische Distanz zum 17. Jahrhundert dadurch abzubauen, dass er den Figuren heutiges Wissen unterstelle, wobei die Grenze zwischen Information und Belehrung verschwimme. Sein allwissender Erzähler vermeide historisches Kolorit und es entstehe der Eindruck einer unverstellten Modernität. Allerdings werde keine kritische Distanz zur Hauptfigur aufgebaut, dafür aber die Dichtung Flemings dem Leser nahegebracht und deren zeitgenössische Wirkung verständlich.[6]

Ehrungen

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Werke (Auswahl)

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Literatur

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Commons: Uwe Berger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. Ch. Links, Berlin 1996, ISBN 3-86153-121-6, S. 768 f., 918, „besondere Schärfe“ S. 373.
  2. Günter Kunert: Erwachsenenspiele. ISBN 978-3-423-20472-9, S. 368 ff.; Berger-Zitat bei Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. Ch. Links, Berlin 1996, ISBN 3-86153-121-6, S. 373.
  3. Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. Ch. Links, Berlin 1996, ISBN 3-86153-121-6, S. 372 f.
  4. Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. Ch. Links, Berlin 1996, ISBN 3-86153-121-6, Berger-Zitat S. 375.
  5. Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. Ch. Links, Berlin 1996, ISBN 3-86153-121-6, S. 617.
  6. Knut Kiesant: Uwe Berger: Das Verhängnis oder die Liebe des Paul Fleming. In: Weimarer Beiträge 31 (1985), S. 113–118.
Personendaten
NAME Berger, Uwe
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller
GEBURTSDATUM 29. September 1928
GEBURTSORT Eschwege
STERBEDATUM 16. Februar 2014
STERBEORT Berlin