Urs Allemann (* 1. April 1948 in Schlieren) ist ein Schweizer Schriftsteller und Journalist.
Allemann wurde 1948 in Schlieren bei Zürich geboren, wuchs aber in Bonn und Berlin auf. Er studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Marburg und Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität Hannover. Von 1975 bis 1976 war er Redakteur der Zeitschrift Theater heute. Von 1986 bis 2005 war er Redaktor für Literatur am Feuilleton der Basler Zeitung.
Allemann lebt seit 2013 in Goslar und arbeitet als freier Schriftsteller und Poesie-Performer, der eigene Werke, aber auch die von Dichtern wie Robert Walser, Ernst Jandl, Oskar Pastior und Dieter Roth vorträgt. Er ist Mitglied des Verbandes der Autorinnen und Autoren der Schweiz.
Urs Allemann, der schon am Ingeborg-Bachmann-Preis 1987 in Klagenfurt teilgenommen hatte, löste beim Lesewettbewerb 1991 mit seinem Prosatext Babyficker einen Skandal aus: Man warf dem Autor nach seiner Lesung vor, er präsentiere in diesem Text in zynischer Weise die Wunschfantasie eines Pädophilen. In einer nicht endenwollenden Litanei wird von einem in einer Mansarde eingeschlossenen Ich-Erzähler, der von Babys in Waschkörben umstellt ist, der Satz variiert Ich ficke Babys. Also bin ich vielleicht.
Allemann gewann trotz der heftigen Kritik an seinem Text den Preis des Landes Kärnten. Die FPÖ-Kultursprecherin und Zweite Landtagspräsidentin Kärntens griff daraufhin die Jury des Wettbewerbs öffentlich an, nannte Allemanns Text die grösste preisgekrönte Schweinerei und sagte:
Hellmuth Karasek, einer der Juroren des Wettbewerbs, verteidigte den Text:
Das Literaturhaus Bremen kam ebenfalls zu einer positiveren Deutung, die den Text als Rollenprosa versteht:
Seit 2001 veröffentlichte Allemann Gedichtbände, in denen er tradierte Poesieformen auf eigenwillige Art wiederbelebte: Zwar hielt er sich streng an die Vorgaben der Gedichtformen, dekonstruierte sie aber zugleich und schilderte in ihnen diffuse Gewalt- und Zerstörungsfantasien, die sich letztlich auch gegen die Sprache selbst wenden. Diese Technik wandte er 2001 in Holder die Polder auf die antiken, Klopstockschen und Hölderlinschen Oden und Elegien und 2003 in schœn! schœn! auf das Sonett an.
Auch sein dritter Gedichtband Im Kinde schwirren die Ahnen (2008) ist ein Formexperiment: Die 52 Gedichte sind ihren Anfangsbuchstaben nach streng von A bis Z geordnet. In diesem Gedichtband setzt sich Allemann mit den poetischen Gattungen und ihrer Geschichte auseinander, konzentriert sich aber noch stärker als in seinen vorigen Lyrikbänden darauf, tradierte Texte in phonetische und semantische Einzelteile zu zerlegen. Der Titel des Bandes ist ein verfremdetes Zitat aus Hölderlins Gedicht Hälfte des Lebens (Im Winde klirren die Fahnen); diese oft von Allemann angewendete Technik nennt der Autor Überschreibung:
Die Rezitation seiner eigenen lautpoetischen Gedichte, die jedoch nicht reine Onomatopoie sind, sondern vielfältige Bedeutungsangebote liefern, hat durch ihre musikalische Dimension besonderen Unterhaltungswert.[5]