Markus-Evangelium in der ersten gedruckten arabischen Ausgabe der Evangelien, 1590/91

Die Typographia Medicea (dt. „Medicëische Druckerei“) war eine 1584 im Auftrag des römisch-katholischen Papstes Gregor XIII. von dem Kardinal Ferdinando de’ Medici in Rom gegründete Druckerei und Schriftgießerei für die Herstellung von Druckwerken in den Sprachen und Schriften des Orients.

Die Typographia Medicea hatte den Auftrag, gedruckte Bücher auf Arabisch und in anderen orientalischen Sprachen für gelehrte Studien und Missionszwecke bereitzustellen. Die missionarische Absicht zielte dabei nicht nur auf Bekehrung von Anhängern des Islam und anderer nicht-christlicher Religionen, sondern auch und besonders auf die maronitischen und nestorianischen Christen der orientalischen Kirchen, die sich nach dem Konzil von Chalcedon von der oströmischen Reichskirche abgespalten hatten und für die römisch-katholische Kirche wiedergewonnen werden sollten. Im Hintergrund stand dabei nicht zuletzt die Absicht, einer befürchteten Ausdehnung des Protestantismus im Orient zuvorzukommen.

Die Typographia Medicea wurde von Ferdinando de' Medici finanziell und durch Beschaffung geeigneter Handschriften gefördert, sollte sich jedoch wirtschaftlich selber tragen und auch Gewinne erwirtschaften, was sich in der Folge als schwierig erwies. Sie residierte anfangs an der Piazza di Monte d'Oro und wurde von dem aus Cremona stammenden Orientalisten und Mathematiker Giovanni Battista Raimondi (1536–1614) geleitet. Raimondi konnte unter anderem auf die Schriftschnitte und Dienste des französischen Schriftschneiders Robert Granjon zurückgreifen, der seit 1578 für die Vatikanischen Druckereien in Rom tätig war. Außerdem nutzte er in den 90er Jahren die römische Offizin von Giacomo Luna, einem Maroniten libanesischer Herkunft.

Raimondi gab seinen Einstand mit der ersten arabischen Druckausgabe der vier Evangelien. Die im Titel auf 1590 und im Explicit auf 1591 datierte Ausgabe war in einer großen arabischen Type von Granjon gesetzt, deren Typensatz heute in der Pariser Imprimérie Nationale aufbewahrt wird, und enthielt 149 Holzschnitte, an denen den Signaturen zufolge Leonardo Parasole und Antonio Tempesta beteiligt waren. Der abgedruckte Evangelientext beruht auf einer arabischen Redaktion des ausgehenden 13. Jahrhunderts. In einer zweiten Ausgabe von 1619 ist dem arabischen Text eine lateinische Version als Interlinearglosse beigefügt.

Es folgten Werke zur Liturgie, Kirchenmusik, Theologie und Kirchenpolitik, aber auch traditionelle arabische Werke der Medizin (Avicenna, 1593), Geographie (Idrisi, 1592) und Grammatik sowie die erste gedruckte arabische Ausgabe der Elemente Euklids (1594), außerdem eine italienische Ausgabe der Bekenntnisse von Augustinus (1595). Nachdem die Typographia Medicea 1595 in wirtschaftliche Turbulenzen geraten war, wurde sie 1596 von Raimondi erworben, der sie bis zu seinem Tod unter anhaltenden Schwierigkeiten weiterführte.

Die Aufgaben der Medicea übernahm später die im Auftrag von Gregor XV. gegründete Typographia Polyglotta, die von der von Hieronymus von Narni (Ottavio Mautini) ins Leben gerufenen Sacra Congregatio de propaganda fide geführt und mit Mitteln des Vatikans finanziert wurde.

Ausgaben der Typographia Medicea

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Literatur