Stadtgemeinde Tulln an der Donau
| ||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Tulln | |
Kfz-Kennzeichen: | TU | |
Fläche: | 72,23 km² | |
Koordinaten: | 48° 20′ N, 16° 3′ O | |
Höhe: | 180 m ü. A. | |
Einwohner: | 16.932 (1. Jän. 2023) | |
Bevölkerungsdichte: | 234 Einw. pro km² | |
Postleitzahlen: | 3425, 3430 | |
Vorwahl: | 02272 | |
Gemeindekennziffer: | 3 21 35 | |
NUTS-Region | AT126 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Minoritenplatz 1 3430 Tulln an der Donau | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Peter Eisenschenk (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (37 Mitglieder) |
||
Lage von Tulln an der Donau im Bezirk Tulln | ||
Hauptplatz mit Bezirkshauptmannschaft und Pest-/Dreifaltigkeitssäule | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Tulln an der Donau ist eine Stadtgemeinde in Österreich mit 16.932 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) und Bezirkshauptstadt des gleichnamigen Bezirkes im Bundesland Niederösterreich.
Der Ort wird aufgrund der vielen Gärtnereien mit zahlreichen Rabatten auch als Gartenstadt bezeichnet.
Die Stadtgemeinde liegt im Tullnerfeld, das im Süden vom Wienerwald und im Norden vom Wagram begrenzt wird. Das Gemeindegebiet hat eine Ausdehnung von 72 km² und breitet sich zu beiden Seiten der Donau aus, die das Gebiet in einer Länge von rund fünf Kilometern durchfließt. Der bebaute Teil der Stadt ist hauptsächlich südlich der Donau. Die Stadt wird von zwei Bächen eingesäumt. Im Westen mündet die Große Tulln, im Osten die Kleine Tulln in je einen Donauarm. Die Seehöhe der Stadt ist 180 m. Die Umgebung der Stadt ist wie das gesamte Tullnerfeld vollständig ebenes Terrain, das nur dort leicht wellig ist, wo sich einst Donauarme in das Land gedrängt haben. Tulln ist ungefähr 40 Kilometer von der Bundeshauptstadt Wien entfernt.
Das Gemeindegebiet umfasst folgende neun Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2023[1]):
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Frauenhofen, Langenlebarn-Oberaigen, Langenlebarn-Unteraigen, Mollersdorf, Neuaigen, Nitzing, Staasdorf, Trübensee und Tulln.
Stetteldorf am Wagram (Bez. Korneuburg) | Hausleiten (Bez. Korneuburg) | |
Muckendorf-Wipfing | ||
Sieghartskirchen∗ |
Tulln ist eine der ältesten Städte Österreichs. Der Ortsname soll aus dem Keltischen stammen, jedoch kann diese Theorie nicht bestätigt werden. Schon in vorrömischer Zeit besiedelt, wurde es in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus das römische Reiterkastell Comagena, bzw. Comagenis, auch Stützpunkt der römischen Donauflottille. In den letzten Jahren der Römerherrschaft wird von einem Besuch des heiligen Severin und der wunderbaren Rettung der Stadt vor den Barbaren berichtet.
Nach dem Nibelungenlied empfing in Tulln der Hunnenkönig Etzel Siegfrieds Witwe Kriemhilde, ein Ereignis, dem im Jahr 2005 ein Denkmal in Form eines Brunnens gewidmet wurde. Bereits Ende des 8. Jahrhunderts wurde Tulln als Stadt (Comagenis civitas) genannt. Nach der endgültigen Eroberung des Awarenreiches durch den fränkischen Kaiser Karl den Großen im Jahr 803 setzte die Sicherung und Besiedlung beim ehemaligen römischen Reiterkastell ein. Der entstehende Ort befand sich nun auf dem Gebiet des Baierischen Ostlandes.[3] Im Jahr 859 wurde Tulln erstmals mit dem Namen Tullina urkundlich erwähnt. In der Karolingerzeit Gerichtsstätte und Sitz des Grafen Ratpot, erlangte Tulln in der Zeit der Babenberger Markgrafen als Residenz und Donauhandelsplatz große Bedeutung, sodass es als eine Hauptstadt des Landes bezeichnet wurde. Aus Dank für seinen Sieg über den böhmischen König Ottokar und die Errettung aus Todesgefahr, an der mit seinem Sohn Albrecht von Löwenstein-Schenkenberg teilgenommen hatte, stiftete Rudolf I. von Habsburg am 31. August 1280[4] das heute nicht mehr erhaltene Dominikanerinnenkloster Tulln. Es blieb seine einzige Klosterstiftung. Am 11. November 1301 schenkte die Schenkin von Schenkenberg (vergl. Burgruine Schenkenberg, Kanton Aargau, Schweiz) dem Kloster zum Seelenheile ihres verstorbenen Gatten Wilhelm, ihrer Tochter Agnes und Enkelin Gertrud einen Hof samt Zubehör zu Tulln. Die Vorrangstellung verlor Tulln durch den Aufschwung Wiens und eine Reihe schwerer Belastungen (Andringen der Donau, Verlagerung der Handelswege, große Brände, kriegerische Drangsale, Türkeneinfälle, Dreißigjähriger Krieg, Franzoseninvasion). 1683 diente Tulln als Sammelplatz des Entsatzheeres des Heiligen Römischen Reiches vor der Schlacht am Kahlenberg bei der Zweiten Wiener Türkenbelagerung.
Die Stadtmauern wurden ab 1861 abgebrochen. Tulln wurde 1892 Sitz der Bezirkshauptmannschaft.
Neuer Aufschwung setzte mit dem 19. Jahrhundert (Donaubrücke, Bau der Franz-Josefs-Bahn, Bezirkshauptmannschaft) und im 20. Jahrhundert (Schulen: erstes Gymnasium 1931, Industrie: Zuckerfabrik 1936) ein. Im Jahr 1986 bewarb sich Tulln als Landeshauptstadt, aber St. Pölten wurde ausgewählt.
Tulln ist eine der ältesten Städte Österreichs mit einem erhaltenen Ensemble gotischer und barocker Häuser im Stadtzentrum.
Als bedeutende Industrie ist seit 1937 die Zuckerfabrik der Agrana mit dem zweitgrößten Zuckersilo Europas (Fassungsvermögen rund 70.000 Tonnen Zucker) zu verzeichnen.[14]
Viele Gärtnereien und Pflanzenzuchtbetriebe sind am Stadtrand angesiedelt.
Weiters ist Tulln eine bedeutende Geschäftsstadt, insbesondere für Bekleidung.
Mit einem überregional ausstrahlenden Messegelände ist die Stadt österreichweit bekannt.
Weiters beherbergt die Stadt einige sehr renommierte Unternehmen, welche nicht nur im Bereich der Landwirtschaft, sondern auch der Dienstleistungs- und Produktionspate angesiedelt sind.
Tulln ist ein bedeutender Verkehrsknoten in Niederösterreich. Tulln hat zwei Donaubrücken (Tullner Donaubrücke und Rosenbrücke), Bundesstraßen, einen Bahnhof an der Franz-Josefs-Bahn und einen weiteren, welcher im Stadtzentrum an der Tullnerfelder Bahn liegt (Tulln Stadt), eine Schiffsanlegestelle, einen Yachthafen und den Militärflugplatz „Fliegerhorst Brumowski“ in der Nachbarortschaft Langenlebarn. Langenlebarn besitzt zusätzlich eine Bahnhaltestelle an der bereits oben genannten Bahnstrecke Wien – Gmünd.
Die Tullner Straße B 19 ist neben der Kremser Schnellstraße eine viel befahrene Strecke zwischen der Westautobahn und der Stockerauer Schnellstraße. Erst die neugebaute Rosenbrücke brachte eine Entlastung für die Stadt Tulln. Trotz der vielen Kreisverkehre[15] sind noch sieben Ampeln erhalten geblieben. Zwei weitere Kreisverkehre sind in Planung bzw. in Bau.
Die Stadtgemeinde Tulln unterhält neben der Freiwilligen Feuerwehr Tulln vier weitere Feuerwehren in umliegenden Ortschaften. Dazu zählen die Freiwilligen Feuerwehren in Langenlebarn, Neuaigen, Staasdorf sowie Nitzing. Die Freiwillige Feuerwehr Tulln ist bemessen an der Zahl der Einsatzfahrzeuge und Einsatzanzahl (488 Einsätzen im Jahr 2017,[16]) die größte Feuerwehr in der Gemeinde. Aufgrund ihrer zum Teil spezialisierten Ausrüstung wird sie auch zur Unterstützung von Feuerwehren, außerhalb des eigentlichen Einsatzgebietes gerufen. Auch für Teile der Stockerauer Schnellstraße (Schnellstraße S5), welche nördlich der Donau verläuft, ist die Stadtfeuerwehr zuständig. Ein 2015 in Dienst gestelltes Vorausrüstfahrzeug VRF der Marke Ford (Ford F350 XL CrewCab), ist von Rosenbauer speziell für Menschenrettungen bei Verkehrsunfällen ausgerüstet worden, dient in erster Linie zu solchen Einsätzen auf den vielen höherrangigen Straßen im Einsatzgebiet. Dieses Fahrzeug ist dazu mit einem hydraulischen Rettungssatz und einer Polylöschanlage für den Fall eines Fahrzeugbrandes ausgestattet.[17]
Zusätzlich zu den fünf Freiwilligen Feuerwehren der Stadtgemeinde Tulln gibt es im Stadtgebiet drei Betriebsfeuerwehren. Die Betriebsfeuerwehr Universitätsklinikum Tulln und die Betriebsfeuerwehr Agrana Tulln sind für den Brandschutz in den beiden Betrieben zuständig und stellen in den zugehörigen Objekten die örtlich zuständige Feuerwehr dar. Daneben besteht durch die Landesfeuerwehrschule eine dritte Betriebsfeuerwehr.
Die Bezirksstelle des Roten Kreuzes Tulln befindet sich im südlichen Stadtgebiet,[18] sowie der Sitz und ein Stützpunkt des Abschnittes Tulln der Österreichischen Wasserrettung im Erholungsgebiet an der Donaulände.[19]
Als Verwaltungszentrum sind zahlreiche Institutionen in Tulln für den Katastrophenschutz für Niederösterreich ansässig:
Die Stadt wird mit Fernwärme aus Biomasse durch die EVN Wärme versorgt. Das Fernwärmenetz wurde ab dem Jahr 2004 aufgebaut und liefert nun 25.000 MWh pro Jahr umweltfreundliche Fernwärme. Das Biomasseheizwerk steht im Betriebsgebiet Ost neben der Straßenmeisterei.[21]
Süd-Westlich von Tulln befindet sich ein 2014 errichtetes Umspannwerk der EVN, welches die Versorgung von 35.000 Einwohnern im Wirtschaftsraum Tulln sichert.
Tulln dient als regionales Schulzentrum, das über mehrere höhere Schulen und Hochschulen verfügt.
Diese beiden befinden sich am Technopol (TZT Tulln)[22] – es dient als Einrichtung an der Schnittstelle Wirtschaft, Forschung und Ausbildung zur Standortweiterentwicklung im Bereich der Agrar- und Umweltbiotechnologie. Hier sind auch einige renommierte Forschungsinstitute ansässig.[23]
Der Gemeinderat hat 37 Mitglieder.
Der 2020 gewählte Gemeinderat hat folgendes Aussehen:[32]