Theologisches Seminar St. Chrischona (tsc)
Gründung 1840
Trägerschaft Verein Theologisches Seminar St. Chrischona (tsc)
Ort Bettingen-St. Chrischona
Land Schweiz
Leitung Benedikt Walker
Netzwerke KBA, SEA
Website tsc.education

Das Theologische Seminar St. Chrischona (tsc) ist ein unabhängiges evangelisches theologisches Seminar evangelikaler Prägung in Bettingen-St. Chrischona in der Schweiz. Seit der Gründung 1840 haben mehr als 6400 Personen in diesem Seminar studiert – über 3900 Männer und 2500 Frauen; 2015 waren über 130 Studierende eingeschrieben. Das Seminar ist Mitglied der Evangelischen Allianz, der Konferenz Bibeltreuer Ausbildungsstätten sowie im Gnadauer Bündnis für Ausbildungsstätten.[1][2]

Geschichte

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Wurzeln und Tätigkeit im 19. Jahrhundert

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Das Theologische Seminar St. Chrischona hat seine Tradition in pietistischen Kreisen in Deutschland und der Schweiz. Es beschäftigte sich seit dem 18. Jahrhundert mit Themen wie den antireligiösen Aspekten der Aufklärung und der aufkommenden kritisch-liberalen Theologie.[3] Im Jahre 1782 wurde die „Gesellschaft zur Beförderung reiner Lehre und wahrer Gottseligkeit“ (eigene Kurzbezeichnung: Christentumsgesellschaft) gegründet. Aus ihr ging 1841 fast zeitgleich mit der Gründung der Pilgermission St. Chrischona ein theologisches Seminar hervor, das sich der Ausbildung von Pilgermissionaren widmete. Diese lebten, lernten und arbeiteten zu Beginn in der Kirche. Um mehr Platz zu schaffen wurden die Wohnhäuser Alte Heimat (1860), Kirchheim (1863) und Morgenrot (1883) erbaut. 1890 folgte die Holzhalle Eben Ezer für grössere Versammlungen und den Unterricht.[4] Sie alle stehen in unmittelbarer Nähe der Kirche und werden bis heute durch das Theologische Seminar genutzt. 1845 begannen einige dieser Absolventen einen Dienst unter deutschsprachigen Auswanderern in den USA. 1846 gründeten Pilgermissionare ein Brüderhaus in Jerusalem, 1854 gingen weitere Missionare nach Ägypten und Äthiopien.

Frühes 20. Jahrhundert

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1909 wurde mit der Frauenbibelschule eine der ersten theologischen Ausbildungsstätten für Frauen eröffnet.[5] 1929 konnte ein neues Bruderhaus auf St. Chrischona eingeweiht werden, das vor allem der theologischen Ausbildung diente.[6]

Gegenwart

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Das Seminar wurde seit 1991 von Karl Albietz geleitet, der eine Zusammenlegung des Männer- und Frauenzweiges vornahm. Zusammen mit den Theologischen Seminaren Tabor in Marburg und Liebenzell knüpfte das Theologische Seminar Chrischona in den 1990er Jahren erste Kontakte mit der Middlesex University in London hinsichtlich einer Validierung der Studiengänge. Diese Allianz mit der Middlesex University konnte 1999 endgültig geschlossen werden und wird regelmässig evaluiert.

Von 2001 bis 2006 leitete der Pädagoge Markus Müller, im Amt des Direktors, Seminar und Pilgermission. 2006 wurde die Leitung erstmals getrennt, und Horst Schaffenberger zum Leiter des theologischen Seminars berufen. Ab 2012 hatte der Schweizer Prediger René Winkler das Amt des Direktors der Pilgermission inne, die 2014 in Chrischona International umbenannt wurde.[7]

Der Verein Chrischona International (Sitz in Bettingen BS) wurde am 8. September 2018 (Datum der Statutenänderung) in Theologisches Seminar St. Chrischona tsc umbenannt. Die Liegenschaften und das Konferenzzentrum auf St. Chrischona sind nun Teil der am 19. November 2018 Rechtspersönlichkeit erlangten Chrischona Campus AG in Bettingen BS (Statuten vom 15. November 2018).[8][9] Seit 2024 ist Werner Sturm Präsident des Verwaltungsrats und ergänzt außerdem als Delegierter des tsc-Vorstands die Leitung auf dem Chrischona-Berg.

Seminarleiter

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Im Jahre 1801 übernahm der württembergische Pfarrerssohn und Verwaltungsangestellte

Bekannte Lehrer und Absolventen

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Studiengänge

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Der seit 2010 angebotene Theologie-Studiengang mit Abschluss Bachelor of Arts (Mdx) hat 2016 einen neuen Fokus erhalten: die Kommunikative Theologie. Studenten sollen im Bachelor-Studium Kommunikative Theologie sowohl die Botschaft Gottes in der Bibel ergründen als auch lernen, wie sie mit dieser Botschaft die Menschen erreichen.[16]

Ein weiterer Schwerpunkt bildet der Bachelor-Studiengang Theologie & Pädagogik (Gemeindepädagogik, BACE: Bachelor of Arts in Christian Education).[17] Die Studenten erhalten eine biblisch-theologische Grundausbildung und eine gefächerte Methodenkompetenz. Es erfolgt eine praxisnahe Ausbildung für die pädagogische Arbeit mit Menschen jeden Alters.

Seit 2016 bietet das Theologische Seminar St. Chrischona einen weiteren kombinierten Studiengang an: den Bachelor Theologie und Musik (Mdx). Damit reagiert das tsc auf den Worship-Trend und möchte Musiker für Gemeinden ausbilden, die ein Verständnis dafür haben, dass die Theologie die Musik inspirieren kann und umgekehrt.[18]

Viele Studieninhalte können auch online besucht werden.[19] Daneben besteht der einjährige „tsc-Jahreskurs (JK)“, der Inhalte aus verschiedensten Gebieten des theologischen Denkens und des konkreten christlichen Handelns vermitteln will.[20]

Zusammenleben

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Wie in vielen Orden und christlichen Gemeinschaften herrschte historisch bedingt eine Geschlechtertrennung. Das ursprünglich von Spittler gegründete Seminar war ausschliesslich Männern vorbehalten. Unter Rappard kam es dann 1909 zur Gründung einer einjährigen Bibelschule für Frauen. Beide Institutionen befanden sich zwar an einem Ort, waren aber organisatorisch voneinander getrennt. In St. Chrischona galten strenge Regeln in verschiedenen Bereichen des gemeinsamen Lebens. So war beispielsweise bereits der Kontakt zwischen den Studenten des Seminars und den Bibelschülerinnen untersagt. Noch in der Zeit, als die beiden Einrichtungen 1994 miteinander verschmolzen, galt die Regelung: Zwischen den Geschlechtern dürfen während des Studiums keine Freundschaften geschlossen werden. 1999 wurde sie ersatzlos gestrichen und auch die Eheschliessung während der Ausbildung ermöglicht.[21]

Events

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Von 1992 bis 2022 fand jeweils in der dritten Juniwoche auf dem Campus des tsc das christliche Jugendfestival Crea! Meeting mit bis zu 2000 Teilnehmern statt. Hauptredner waren u. a. Hans Peter Royer, Wilf Gasser, Johannes Reimer sowie Tamara und Andreas Boppart. Aufgetreten sind bereits u. a. W4C, Rebecca St. James, Vota, Good Weather Forecast und October Light.[22]

Siehe auch

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Eine Geschichte der Veränderungen, Chrischona Panorama 1/18, St. Chrischona März 2018, S. 18–19.
  2. Gnadauer Bündnis. In: Gnadauer Verband. Abgerufen am 16. September 2019 (deutsch).
  3. Geschichte der Pilgermission St. Chrischona – Eigendarstellung
  4. Michael Gross u. a.: 175 Jahre Chrischona 1840–2015. Jesus bewegt Chrischona bewegt uns. Chrischona Panorama, Bettingen 22. Februar 2015, S. 38–39.
  5. Michael Gross u. a.: 175 Jahre Chrischona 1840–2015. Jesus bewegt Chrischona bewegt uns. Chrischona Panorama, Bettingen 22. Februar 2015, S. 38.
  6. Horst Schaffenberger: Theologisches Seminar auf Zukunftskurs. Chrischona Panorama Februar–März 2015, S. 30–33.
  7. Michael Gross u. a.: 175 Jahre Chrischona 1840–2015. Jesus bewegt Chrischona bewegt uns. Chrischona Panorama, Bettingen 22. Februar 2015, S. 6–33.
  8. http://www.chrischona.org/ (abgerufen am 8. März 2019).
  9. Zentraler Firmenindex zefix.ch (abgerufen am 8. März 2019)
  10. Persönlichkeiten C.F. Spittler (Memento vom 8. November 2011 im Internet Archive) – Erster Missionsleiter
  11. Persönlichkeiten C.H. Rappard (Missionsleiter)
  12. Persönlichkeiten F. Veiel (Memento vom 8. November 2011 im Internet Archive) (Missionsleiter)
  13. Persönlichkeiten H. Staub (Missionsleiter)
  14. Persönlichkeiten E. Schmid (Missionsleiter)
  15. Benedikt Walker wird Leiter des Theologischen Seminars Chrischona, idea.de, Meldung vom 14. September 2015.
  16. Bachelor-Studiengang Kommunikative Theologie
  17. Bachelor-Studiengang Theologie & Pädagogik
  18. Fragen und Antworten zum Bachelor-Studiengang Theologie & Musik
  19. Simon Baum: Das Theologiestudium am tsc. Chrischona Panorama 6/2017, S. 24–25.
  20. tsc-Jahreskurs
  21. Regeln des Zusammenlebens in der Gemeinschaft (Memento vom 8. November 2011 im Internet Archive) – Reformbericht.
  22. creameeting.ch