Hermann Theodor Oelckers (geboren 21. Juni 1816 in Leipzig; gestorben 20. Januar 1869 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Revolutionär 1848/49.

Leben

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Über Theodor Oelckers Eltern und Jugend ist bisher nichts bekannt. Nachdem er in Leipzig sein Abitur machte, studierte er ab 1837[1] Medizin an der Universität Leipzig. Nach übereinstimmenden Berichten war er seit 1839 als Schriftsteller und Übersetzer tätig. Seine erste Veröffentlichung war die des Gedichtes Seifried Schweppermann (1836) und die Übersetzungen von drei Dramen Shakespeares (1839). Größeres Aufsehen erregte 1844 sein Buch Die Bewegung des Socialismus und Communismus. Erstens wurde es am 11. September 1844 im Königreich Bayern und vermutlich auch in Sachsen verboten.[2] und zweitens wurde er des Plagiats verdächtigt.[3] Wie viele andere Literaten wurde er im Vormärz von Metternich-Agenten, in seinem Fall von dem Konfidenten Jacob Eduard Singer, bespitzelt.[4] Sein Biograf Franz Brümmer schrieb seine „schönwissenschaftlichen Schriften“ fanden „wenig Beachtung. Mehr Erfolg hatten seine Gedichte (1847), die einen tiefen poetischen Gehalt offenbaren und durch eine feine Ausdrucksweise der Gedanken erfreuen.“

1844 gehörte er zum Kreis von Leipziger Intellektuellen um den Komponisten Robert Schumann, der sich regelmäßig in der Restauration Zum Kaffeebaum traf.[5]

Während der Märzrevolution nahm Oelckers aktiven Anteil an den Auseinandersetzungen in Leipzig. Er beteiligte sich an dem Verein von Robert Blum und hielt im Mai 1849 an der neuen Reichsverfassung fest und war auch an dem Dresdner Maiaufstand beteiligt. Oelckers wurde wegen Hochverrats verhaftet.[6] Im Oktober 1849 wurde er zusätzlich wegen Preßvergehens, Abdruck eines Artikel von Karl Heinzen und Gustav Struve in der nicht zu Sachsen gehörigen Stadt Altenburg, zu zehn Monaten Haft verurteilt.[7][8] Über seine zehnjährige Haftzeit und sein Leiden berichtete er selbst in einem Buch Aus dem Gefängnißleben. Auch in der Presse erschienen gelegentlich Berichte über die schlechte und z. T. unmenschlichen Haftbedingungen in dem Zuchthaus Waldheim, so z. B. in der Augsburger Allgemeinen Zeitung.[9]

Am 12. Juni 1859 traf Oelckers, ohne ein Gnadengesuch unterschrieben zu haben, in Leipzig ein. Von den Maigefangenen waren nur noch Robert Binder, August Röckel, Franz Moritz Kirbach und der Postsekretär Martin in Waldheim eingekerkert.[10] Seine Haftzeit beschrieb er in dem Buch „Aus dem Gefängnißleben“. Im Gegensatz zu August Röckel ist seine Schilderung der Haft nicht von Verbitterung geprägt. Seine Gedichte „Meine Mitgefangenen“ (1860) waren nach der Meinung von politisch.

Auf Vorschlag von Friedrich Gerstäcker reiste er 1861 nach Porto Alegre, um dort für deutsche Aussiedler eine Zeitung zu gründen. Die „Deutsche Zeitung. Tageblatt“ erschien ab dem 10. August 1861.[11] Oelckers schrieb gegen den Einfluss der Jesuiten. 1862 kehrte er nach Deutschland zurück. In Leipzig lernte er August Bebel kennen. Der erinnerte sich in seinen Memoiren an ihn. „Da saßen Roßmäßler, Dolge, der wegen seiner Beteiligung am Maiaufstgand verurteilt worden war (…) und dann acht Jahre in Waldheim gesessen hat. Zu den ‚Verbrechern‘ gehörten weiter Dr. Albrecht (…) Dr. Burckhardt, Dr. Peters, Theodor Oelckers, Dr. Fritz Hofmann, ‚Gartenlaube‘-Hofmann genannt usw. Wir Jungen rechneten es uns zur besonderen Ehre an, wenn wir an diesem Tisch in Gesellschaft der Alten ein Glas Bier trinken durften.“[12]

In seiner letzten Buchpublikation 1867 kehrte Oelckers zu seinen Anfängen, dem Kampf für Demokratie und Republik, zurück, indem er Tocquevilles L’ancien régime et la révolution (1856) ins Deutsche übersetzte (Der alte Staat und die Revolution).

Am 20. Januar 1869 verstarb Theodor Oelckers in einem Leipziger Krankenhaus.

Sein Freund Karl Albrecht erwähnt ihn 1881: „Von den Freunden, welche mich durch eigene Aufzeichnungen unterstützten, muss ich vor allen den Schriftsteller Theodor Oelckers nennen; er war ein geborener Leipziger wie ich selbst.“[13]

Werke

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Literatur

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Wikisource: Theodor Oelckers – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Blätter für literarische Unterhaltung. Hrsg. von Rudolf Gottschall. Nr. 7 vom 11. Februar 1869, S. 111
  2. Königlich Bayerisches Intelligenz-Blatt für Oberfranken. Nr. 111 vom 14. September 1844 (books.google.de).
  3. L. Stein In: Allgemeine Literatur Zeitung vom Jahre 1845. (Rezension mit Plagiatsvorwürfen, books.google.de).
  4. Siehe Hans Adler (Hrsg.).
  5. Wieder ein Mitglied von Robert Schumann’s Tafelrunde im „Kaffeebaum“ †. In: Leipziger Tageblatt und Anzeiger Jg. 80, Nr. 147, 27. Mai 1886, 3. Beilage, S. 3094 (Web-Ressource).
  6. Die Folgen des Dresdner Aufruhrs. In: Morgenblatt für gebildete Leser. Nr. 147 vom 20. Juni 1849 (books.google.de).
  7. Allgemeine Zeitung. Nr. 289 vom 16. Oktober 1849, S. 4475 (opacplus.bsb-muenchen.de).
  8. Wochenblatt für merkwürdige Rechtsfälle in actenmäßigen Darstellungen aus dem Gebiete der Justizpflege und Verwaltung zunächst für das Königreich Sachsen. Leipzig 1849, 9. Jg. Nr. 47, S. 369–371 (books.google.de).
  9. Augsburger Allgemeinen Zeitung. Nr. 185 vom 23. Juli 1852, S. 2915–2916 (books.google.de).
  10. Würzburger Anzeiger. Beiblatt zur neuen Würzburger Zeitung.
  11. DNB Info
  12. August Bebel. Aus meinem Leben (= August Bebel. Ausgewählte Reden und Schriften. Band 6). Dietz Verlag, Berlin 1983, S. 47.
  13. Karl Albrecht: Die Leipziger Mundart. Grammatik und Wörterbuch der Leipziger Volkssprache. Leipzig 1881, S. XIII (MDZ Reader).
  14. Blätter für literarische Unterhaltung. Nr. 209 vom 28. Juli 1843 (Rezension, books.google.de).
  15. Bohemia ein Unterhaltungsblatt. Nr. 88 vom 23. Juli 1844. (Der ewige Jude. books.google.de).
  16. Wöchentlicher Literatur- und Kunstbericht. Hrsg. von Oswald Marbach Nr. 68. 1846 (Rezension).
  17. Österreichische Blätter für Literatur und Kunst, Geschichte, Geographie. IV. Jg. Nr. 210 vom 2. September 1847, S. 833–835 (Rezension).
  18. Nord und Süd. Monatsblatt für Unterhaltung und. Zivilisation. 1. Jg. Januar 1848. Band 1 (Rezension).
  19. Stahlstich. Original im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig.
Personendaten
NAME Oelckers, Theodor
ALTERNATIVNAMEN Oelckers, Hermann Theodor (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Revolutionär 1848/49
GEBURTSDATUM 21. Juni 1816
GEBURTSORT Leipzig
STERBEDATUM 20. Januar 1869
STERBEORT Leipzig