Der Tempelbezirk im Altbachtal war ein antiker heiliger Bezirk innerhalb der römischen Stadt Trier (Augusta Treverorum).

Karte des römischen Trier, Tempelbezirk im Altbachtal Nr. 13 (grün) im Osten der Stadt.
Kleingartenanlage auf dem Areal des Tempelbezirks 2011.

Entdeckung und Ausgrabung

In der Talmulde des Altbaches unterhalb des Trierer Amphitheaters wurden seit dem 19. Jahrhundert häufig Götterbilder und Terrakotten gefunden. Die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft finanzierte hier 1926–1934 Ausgrabungen durch Siegfried Loeschcke[1], die unter bis zu 5 m starken Schwemmschichten erstaunliche Ergebnisse erbrachten.[2] Auf einer Fläche von 5 ha wurden über 70 Tempel, Kapellen, heilige Bezirke und Priesterhäuser sowie ein Kulttheater freigelegt. Die heute im Rheinischen Landesmuseum Trier befindlichen Fundstücke stellen die größte Sammlung von Kultdenkmälern aus einem geschlossenen Bezirk in der römischen Welt dar.[3] Darunter sind besonders ein Epona-Relief[4] und eine Darstellung der Felsgeburt des Mithras[5] hervorzuheben sowie eine Bronzestatuette des Gottes Merkur.[6]

Anlage

Die frühesten Befunde aus dem Altbachtal gehören noch in vorrömische Zeit. In augusteischer Zeit entstanden mehrere Holzbauten, die ab der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. durch Steinbauten ersetzt wurden. Ebenfalls im späten 1. Jahrhundert entstand der monumentale Tempel am Herrenbrünnchen, der sich in exponierter Lage oberhalb des Altbachtales befand.

Vorwiegend wurden einheimische, treverische Gottheiten verehrt, deren Ikonographie eng an die römische Götterwelt angelehnt war (Interpretatio Romana). Größere Tempel waren in der Form gallo-römischer Umgangstempel errichtet, dazwischen befanden sich zahlreiche kleinere Schreine und Altäre sowie ein kleines Kulttheater. Letzteres wurde, in wesentlich größerer und prachtvollerer Ausführung, auch im Tempelbezirk Irminenwingert auf dem westlichen Moselufer nachgewiesen. Im 4. Jahrhundert kam noch der Mithraskult hinzu,[7] christliche Kirchen befanden sich hier anscheinend nicht.

Das Fundmaterial legt nahe, dass der Bezirk im Jahr 337 unter dem Bischof Maximinus zerstört wurde. Im 4. Jahrhundert wurden hier Wohnbauten errichtet, darunter einige größere Villen am Berghang. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Altbachtal Zerstörungsschutt aufgefüllt und das Gelände planiert. Heute befindet sich dort eine Kleingartenanlage.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Prof. Dr. Siegfried Loeschcke bei GEPRIS Historisch. Deutsche Forschungsgemeinschaft, abgerufen am 1. Juni 2021 (deutsch).
  2. Siegfried Loeschcke: Die Erforschung des Tempelbezirkes im Altbachtale zu Trier. Berlin 1928.
  3. Heinz Cüppers in: H. Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. S. 588.
  4. Lothar Schwinden in: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Fundstücke: von der Urgeschichte bis zur Neuzeit. Theiss, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8062-2324-8, S. 80f. (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums 36).
  5. Lothar Schwinden in: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Fundstücke: von der Urgeschichte bis zur Neuzeit. Theiss, Stuttgart 2009, S. 96f. (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums 36).
  6. Sabine Faust in: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Fundstücke: von der Urgeschichte bis zur Neuzeit. Theiss, Stuttgart 2009, S. 74f. (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums 36).
  7. Zum Mithraeum im Altbachtal siehe Sabine Faust: Pagane Tempelbezirke und Kultbauten. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hrsg.): Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. Mainz 2007, S. 331.

Koordinaten: 49° 44′ 50,1″ N, 6° 38′ 30,7″ O