Taekwondo-Technik umfasst alle Hand-, Arm- und Fußtechniken des koreanischen Kampfsports Taekwondo und unterstützende Elemente wie z. B. Atemtechnik und Kampfschrei, die regelmäßig im Training geübt werden müssen.

Training

Dem Trainer steht es frei, wie er sein Training aufbaut. Vor Prüfungsterminen wird in der Regel nochmals der Prüfungsstoff intensiv durchgenommen.

Typische Trainingskomponenten sind:

Atemtechnik

Eine gute Atemtechnik gibt Kraft und Energie (koreanisch Ki), eine kontrollierte Atmung verbirgt dem Gegner, ob man angreifbar oder verletzlich ist.

Beim Kampfsport atmet man über das Zwerchfell (Bauchatmung – das Anheben der Bauchdecke zieht das Zwerchfell nach unten und füllt die Lunge), im Gegensatz zur flachen Brustatmung. Durch die Nase wird eingeatmet, ausgeatmet durch den Mund.

Laut hörbares Atmen stärkt das Bewusstsein beim Anfänger und lehrt ihn den richtigen Rhythmus. Fortgeschrittene sollten jedoch nur bei expliziten Atemübungen laut atmen und sich bewusst sein, dass dadurch der Gegner im Kampf auf den günstigen Zeitpunkt zum Angriff hingewiesen wird. Während der Atemphase ist kaum eine schnelle Reaktion möglich, die Wirkung eines Treffers ist deutlich höher. Während eines Kampfes soll also möglichst verdeckt, aber trotzdem korrekt und kräftig geatmet werden.

Kampfschrei

Der Kampfschrei wird im Koreanischen Gihap (기합, 氣合) genannt (McCune-Reischauer: Kihap). Gi steht für „Lebensenergie“, während Hap so viel wie „Sammlung“ oder „Vereinigung“ bedeutet. Der Gihap erhöht die Anspannung des Körpers zum Zeitpunkt des Kontaktes mit dem Gegner, um der Technik höchste Kraft und Kontrolle zu verleihen und die Konzentration zu steigern. Mit der dadurch erzwungenen Auspressung der Luft und Anspannung der Muskulatur sind die Atemwege weniger empfindlich gegen Konterschläge, ein Gegentreffer auf die Brust (oder ein Sturz auf Brust/Rücken) in der Ein- oder Ausatemphase wäre sehr unangenehm. Im Kampf dient der Gihap natürlich auch der Einschüchterung des Gegners. Bei Partnerübungen zeigt der Kampfruf den Beginn und das Ende der Techniken an.

In der Atemtechnik nimmt der Gihap daher eine Sonderstellung ein. Um die damit erwünschte Wirkung zu erzielen, muss er mit ausreichender Kraft aus dem Bauchraum kommen. Anfänger neigen dazu, nur die Stimmbänder zu benutzen und belasten diese dabei unnötig. Eine solche Atemtechnik wird außerdem als ineffektiv angesehen. Richtig ausgeführt erzwingt der Gihap eine reine, richtige Zwerchfell-Atmung im entscheidenden Moment.

Der Klang des Gihap ist nicht vereinheitlicht, sondern wird individuell unterschiedlich artikuliert.

Der Kampfschrei kann verschieden stark ausfallen. Wenn man ihn als Signal am Übungsanfang oder Übungsende benutzt, kann der Gihap vergleichsweise leise artikuliert werden. Ein energischer Luftstoß wie z. B. „Ha!“ genügt und schont die Stimmbänder. Steht man dagegen vor einer ernsthaften Hürde, wie zum Beispiel einem Bruchtest, kann man seine Energien (Gi) mit einem sehr kräftigen „I-YA“ stärker sammeln (Hap).

In den japanischen Kampfkünsten wird der Schrei Kiai genannt.

Stellungen

Um die Abwehr- und Angriffstechniken im Taekwondo durchführen zu können, gibt es einige typische geeignete Stellungen (koreanisch Sogi). Je korrekter die Stellungen eingenommen werden, desto stabiler ist die Basis für eigene Techniken. Je nach Stilrichtung unterscheiden sich auch die Begriffe für die einzelnen Stellungen, Tritte oder Schläge leicht voneinander. Die Bewegung aus den Stellungen heraus und deren saubere Durchführung ist wichtiger Inhalt des Trainings.

Die gebräuchlichsten Stellungen sind:

Hand- und Armtechniken

Die Hand und die Arme werden in ihrer ganzen Länge für Blocks (Abwehr und Stopp von Angriffen) und Wirkungstreffer genutzt.

Typische Schlag- (Chigi), Stoß- (Jirugi) und Stichformen (Chirugi) sind:

Typische Blockformen sind:

Fuß- und Beintechniken

Im Taekwondo haben die Fußtechniken eine besondere Bedeutung; im Unterschied zu anderen Kampfsportarten werden sie hier besonders betont. Durch intensives Training kann man auch mit Fußtechniken schnell und hoch treffen.

Der Vorteil ist, dass man damit eine relativ große Reichweite hat, in der man mit der kräftigen Bein-, Po- und Rückenmuskulatur sehr wirkungsvolle Treffer landen kann. Zudem gibt die Nutzung der Beine dem Taekwondo-Kämpfer zwei zusätzliche Möglichkeiten, die für den Gegner z. T. recht überraschend eingesetzt werden können, weil der Ansatz außerhalb seines Sichtbereiches liegt. Einen besonderen Überraschungseffekt erzielen Sprünge oder Techniken aus einer Drehung, ggf. sogar Mehrfachdrehung heraus. Auch überraschend sind Kombinationen aus Block und Kick mit dem Bein oder eben Fuß.

Ziele sind hierbei vor allem Sonnengeflecht (Plexus solaris), unterer seitlicher Rippenbogen, Kinn/Gesicht, Stirn- und Schläfenbereich, aber auch Schenkel und Kniegelenk. Fußtechniken können auch zur Abwehr und zum Blocken gegnerischer Angriffe genutzt werden.

Typische Fußtechniken sind:

Bruchtest (Kyok Pa)

Sieht spektakulär aus, hat im Training aber nur geringe praktische Bedeutung: das Zerschlagen von Brettern, Ziegeln und Steinen. Diese Fähigkeit ergibt sich aus dem konsequenten Training von Kraft, Schnelligkeit und Genauigkeit einer Technik. Der Bruchtest erfordert eine präzise Technikausführung mit exaktem Brennpunkt, Kraft und Schnelligkeit. Nur eine korrekt ausgeführte Technik bringt das Brett zum Brechen.

Die Kraft, Geschwindigkeit und Technik eines Schlages oder Trittes wird bei Prüfungen (und Vorführungen) in der Regel an 30 × 30 cm großen und ca. 3 cm dicken Fichtenbrettern demonstriert. Für Kinder und Frauen gibt es dünnere Bretter, man kann aber auch mehrere Bretter zur Erhöhung des Schwierigkeitsgrades übereinander legen. Noch schwieriger wird es, wenn man seine Technik an einem frei stehenden bzw. nur einseitig gehaltenen oder sogar an einem geworfenen Brett demonstrieren muss. Weitere Möglichkeiten sind auch die Durchführung der Technik im Sprung oder gleichzeitige Techniken an verschiedenen Brettern.

Ziegel, Kokosnüsse, Ytong-Steine und andere Gegenstände dienen lediglich der spektakulären Show bei Vorführungen.

Selbstverteidigung, Kampf

Die Selbstverteidigung ist heute nurmehr ein Nebeneffekt des eher sportlich orientierten Taekwondo. Natürlich sind alle Übungen darauf ausgerichtet, sich auch im Ernstfall gegen einen Gegner behaupten zu können. Einige spezielle Selbstverteidigungs-Techniken (Hosinsul) ermöglichen dem Geübten dann auch, Angreifer schnell abzuwehren und unter Kontrolle zu bringen.

Es ist jedoch einiges an Training erforderlich; derjenige, der schnell ein paar Tricks für die nächste Schlägerei sucht, wird hier nicht fündig werden. Erst in höheren Graduierungen wird auch der Kampf gegen Gegner gezielt mit Trainingskämpfen geübt.

Auf alle Fälle stärkt Taekwondo das Selbstbewusstsein und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und trägt schon allein dadurch dazu bei, auch in Konfliktsituationen kühlen Kopf zu bewahren und sich behaupten zu können.

Weiterführende Informationen

Literatur

Siehe auch

Weblinks