Wappen der Herren von Schnebelin (Schnewlin)

Die Familie Schnewlin, auch Snewlin oder Snewelin (Aussprache: "Schneulin"), war ein süddeutsches Patriziergeschlecht aus Freiburg im Breisgau und eine der einflussreichsten Familien im Breisgau. Die Wappen der 14 Linien unterschieden sich durch eine jeweils andere Helmzier, der Schild war immer gleichermaßen von Gold und Grün geteilt.[1]

Geschichte

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Die Herren Schnewlin gelten als das älteste Freiburger Patriziergeschlecht, das als weit verzweigte Familie mit 14 Linien[2][3] im Raum Freiburg im Breisgau umfangreiche Lehensgüter besaß. Die genaue Herkunft des Geschlechts ist nicht eindeutig geklärt. Joseph Bader und Peter Paul Albert bezweifeln die Edelfreiheit der Snewlins. Nach ihrer Theorie kamen sie als Dienstmannen im Gefolge der Grafen von Urach von Schwaben nach Freiburg. Helmut Maurer sieht anfänglich anhand der ältesten Verfassungsurkunden Freiburgs in den Snewlins Ministerialen. Später korrigierte er sich und nahm dann an, dass die Snewlins auf Kaufleute zurückgehen, da es keine Hinweise auf eine Ministerialenstellung in Freiburg gibt. Hinzu kommt, dass gemäß der Marktrechtsurkunde Konrads von Zähringen in der Kaufmannsstadt Freiburg das Recht der kölnischen Kaufleute anzuwenden war, welches Ministerialen das Wohnen nur mit Einwilligung der Bürgerschaft oder nach ihrer Freilassung durch ihren Herrn erlaubte.[1]

In der aktuellen Geschichtsforschung geht man davon aus, dass die Snewlin Nachkommen von staufischen Ministerialen sind, die, um Freiburger Bürger zu werden, ihre rechtliche Bindung zur Ministerialität lösten.[1] Diese Annahme beruht unter anderem darauf, dass sie häufig zusammen mit anderen Ministerialen genannt werden und dass sie verwandtschaftliche Beziehungen zum staufischen Vogt von Mühlhausen hatten, der der staufischen Ministerialität angehörte. Der Zeitpunkt, an dem die Snewlins nach Freiburg kamen, muss vor dem ersten Nachweis von 1215 liegen, da es sehr unwahrscheinlich ist, dass die schnewlinschen Neubürger bereits nach fünf Jahren im Jahr 1220 als Schultheiß ins höchste Amt der Stadt berufen wurden.

Erstmals urkundlich erwähnt wird die Familie Snewlin mit den Brüdern Hermann und Konrad Snewlin[1] in einer Zeugenliste vom 1. Mai 1215 als „cunradus Snewli, frater eius hermannus“.[4] Im Jahre 1220 wird Konrad als „Chonradus Sneuwelinus scultetus“[5] als Schultheiß der Stadt Freiburg genannt. 1217 verleiht die Äbtissin des Klosters Waldkirch Konrad Snewlin (I) und seinen Erben den Neubruch-Zehnten auf dem Schlierberg. Dies ist gleichzeitig die erste bezeugte Verleihung eines Rechts an einen Freiburger Bürger durch einen geistlichen oder weltlichen Herren.[1] 1235/36 wird die Familie in elsässischen Urkunden erwähnt. In einer Urkunde aus dem Jahr 1236 betreffend der Baselmühle in Mulhouse, erscheint Rvdegerus Snewil aduocatus gemeinsam mit dem Freiburger Geschlecht Geben[6], die nach Gewin vom staufischen Reichsküchenmeister Heinrich von Rothenburg abstammen sollen[7]. Die zweite bezeugte Verleihung an Konrad Snewlin (I) ist ein echtes vasallitisches Lehen, der Zehnte in Biengen. Erst 270 Jahre später fiel dieses Lehen durch den Tod von Bartholomäus Snewlin an die Abtei zurück. Im 16. Jahrhundert berichtet Sebastian Münster in seiner Cosmographey sowohl über die Familie als auch über die Schneeburg. Weitere Berichte finden sich in der Historia nigrae Silvae des Fürstabt von St. Blasien, Martin Gerbert, der über eine Urkunde Kaiser Leopolds I. berichtet.[8]

Im 13. Jahrhundert erwarben die Schnewlins umfangreichen Grundbesitz im Breisgau. Dazu zählten Höfe in Kirchhofen, Umkirch, Bischoffingen, Krozingen, Häuser in der Salzgasse in Freiburg, d. h. die Familie war an Gütern und Rechten interessiert, die ihnen laufende Einnahmen garantierten. Land und Immobilien erwarben sie von den ursprünglichen Lehensinhabern, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren. Dazu zählten die Herren von Staufen, die Herren von Üsenberg und die Bischöfe von Straßburg. Sie sind auch Vögte des Oberrieder Klosters.

Im 14. Jahrhundert steht der Erwerb von Burgen im Mittelpunkt, um 1300 die Burg Landeck, ca. 1317 das Dorf Ebnet, 1318 die Burg Wiesneck, 1323 die Burg Wiger bei Emmendingen, 1327 die Burg Zähringen, 1328 die Burg Neu-Falkenstein und spätestens 1336 ein Anteil an der Ganerbenburg Burg Keppenbach.

Im Jahre 1310 verkauften die Grafen von Freiburg das Bergregal im Möhlintal an Schnewlin von Bernlapp. Dort errichtete Johannes Schnewlin (der Gresser) 1347 die Birchiburg mit einer 3,5 Meter dicken Schildmauer. In einer Strafaktion ließ die Stadt Freiburg 1377 die Burg zerstören. Man vermutet, dass die Schnewlins gegen die Veräußerungsvorschrift von 1258 verstoßen hatten, welche den Verkauf von Silber aus dem Schwarzwald an andere Münzstätten als Freiburg bei Androhung hoher Strafen verbot. Conrad Schnewlin ließ 1406 die Burg neu errichten und ein Zweig der Schnewlins nannte sich fortan Schnewlin von Birchiberg.[9]

Wie entstand der Reichtum der Familie? Ausgehend von einem Basisvermögen, welches aus den Einkommen durch Ministerialität und den Einnahmen, welche die Snewlin als Schultheißen und Ratsherren erwarben, stammte, verliehen sie Geld an geistliche und weltliche Herren. So sind zu Beginn des 14. Jahrhunderts Schnewlin von Bernlapp, Johann Snewlin der Gresser, Schnewlin von Wißneck und Konrad Dietrich Snewlin Gläubiger der Herren von Falkenstein, der Grafen von Freiburg, der Herren von Keppenbach, des Herzogs von Teck, der Herren von Üsenberg und weiterer Herren und Klöster. Die Familie war an Gruben im Obermünstertal, im Todtnauer Gebiet, am Birkenberg, bei der Burg Keppenbach, in Zähringen und in Ehrenstetten beteiligt. Hinzu kamen noch Pfandgeschäfte.[10][11]

Im Streit der Habsburger gegen die Eidgenossen fochten die Herren Schnewlin in der Schlacht bei Sempach auf Seiten der Habsburger. Dabei fielen drei, eventuell sogar vier Vertreter des Geschlechts. Die Wappen der Gefallenen sind noch heute in der Schlachtkapelle Sempach zu sehen („Her Thomann vo Berenlapp“ und „Dietrich un Hans Schnewelii“). Im Jahre 1378 stellten in Freiburg die Schnewlins den Bürgermeister und neun Patrizier dieses Hauses hatten im Freiburger Stadtrat Sitz und Stimme. Nach dem Aderlass von Sempach verblieben anfänglich nur noch insgesamt acht Patrizier im Rat der Stadt, doch 1388 saßen dort bereits wieder neun Mitglieder der Familie Snewlin.[12]

Der Ursprung des Geschlechternamens ist nicht eindeutig bestimmbar. Möglich sind Herleitungen von mhd. snê, was Schnee bedeutet, oder von mhd. snebelîn, Diminutiv von mhd. snabel, was Schnabel bedeutet. Im alemannischen Sprachgebrauch bezeichnet man die Holzbearbeitung durch schnitzen als schnefeln. Sicher ist, dass sich der Name nicht von der Wilden Schneeburg herleiten lässt, da diese von den Snewlins erst im 14. Jahrhundert erbaut wurde. Snewli, Snewelin, Snewlin, Schneblin, Schnewlin, Schnebelin, Snewelin und Schnewlin sind verschiedene Schreibweisen desselben Namens.

Der letzte Spross der Breisgauer Familie Schnewlin[13] Franz Xavier Bernlapp Freiherr von Bollschweil starb im Jahr 1837 in Freiburg und ist auf dem Alten Friedhof beigesetzt. Er hatte noch zu Lebzeiten alle seine Lehen an den badischen Staat zurückgegeben.[14] Zu seinen Besitzungen gehörte das Schloss Merzhausen.

Linien des Geschlechts

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Die Snewlins des 13. Jahrhunderts

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Die Snewlins des 14. und des 15. Jahrhunderts

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Schnewlin von Bernlapp

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Johann Snewlin der Gresser

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Schnewlin von Wiger

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Schnewlin von Schneuburg

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Schnewlin von Landeck

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Weitere

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Historische Wappenvarianten

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Burgen und Schlösser

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Als Pfand:

Literatur

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Commons: Schnewlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Hermann Nehlsen: Die Freiburger Familie Snewlin. Freiburg im Breisgau 1967.
  2. a b c Stefan Inderwies: Der Aufstieg der Familie Snewlin im 13. und 14. Jahrhundert. GRIN, München 2008, ISBN 978-3-640-20708-4.
  3. a b c d Geschichte der K. K. Vorderösterreichischen Staaten. Erster Teil. Fürstliches Reichsstift St. Blasi. 1790.
  4. Friedrich Hefele (Hrsg.): Freiburger Urkundenbuch. Heft 1 Nr. 29.
  5. Friedrich Hefele (Hrsg.): Freiburger Urkundenbuch. Heft 1 Nr. 36.
  6. Mossmann, Xavier: Cartulaire de Mulhouse, 1886.
  7. J. P. J. Gewin: Blüte und Niedergang hochadeliger Geschlechter im Mittelalter, S. 247
  8. Hermann Nehlsen: Die Freiburger Familie Snewlin. Freiburg im Breisgau 1967. Mentio hic etiam iniicienda est amplissimae familiae nobilis, cui genericum veluti nomen Schneulin passim innotuit. Ex ea iam an. 1070. rami quatuordecim, quibus singulis peculiare nomen ex castris totidem in Brisgoia fuisse notatur in tabulis publicis a Leopoldo I. Imp. datis an. 1674. Wolf. Wilhelmo Bernlapp de Bollschweil Biezighofen & Weitenau, qui solus tunc superstes esse dici. In: Historia nigrae Silvae Bd. I, S. 212.
  9. Heiko Steuer: 30. Juni 1372: Die Freiburger Grafen regeln den Bergbau. In: Auf Jahr und Tag. Freiburgs Geschichte im Mittelalter. Freiburg 2013, S. 101–122.
  10. Bürger kaufen Adelsburgen: Das Beispiel der Familie Snewlin in Freiburg, Protokoll zur Seminarsitzung vom 29. Juni 2005, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Historisches Seminar, Abteilung Landesgeschichte, Prof. Dr. Thomas Zotz
  11. Johann Baptist Kolb schätzt in seinem Historisch-statistisch-topographisches Lexikon des Großherzogthums Baden (1814): Die gegenwärtige Bevölkerung aller der Orte, welche die Herren v. Schnewlin zusammen im 14. und 15. Jahrhundert, theils als Allodialgut, theils als Lehen besaßen, beträgt über 25 000 Seelen, also ungefähr den 6ten Teil des Breisgaues. In: Hist.-stat.-top. Lexicon. III, S. 178.
  12. Heinrich Maurer: Die Verfassungs-Umwälzung in der Stadt Freiburg i. Br. im Jahre 1388, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Althertums- und Volkskunde 10, 43, 1891
  13. Badischer Architecten- und Ingenieur-Verein (Hrsg.): Die Stadt und ihre Bauten. Verlag H. M. Poppen und Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, S. 412.
  14. Badischen Universallexikon 1844, S. 158.
  15. Nils Widmer: Riehen gelangt in den Besitz des Bischofs von Basel. In: Gemeinde Lexikon Riehen.
  16. siehe Rappoltsteiner Chronik
  17. Hermann Nehlsen: Die Freiburger Familie Snewlin. Freiburg im Breisgau 1967, S. 174.
  18. Runde, vorkragende Zapfen tragen in Tiefschnittechnik das Wappen des Stifters und die Inschrift „Ds KEL / ICh. K / A. VOI / OhSD / EGRe Ss /“. Abbildung und Beschreibung dieses ältesten Freiburger Kelches aus der hochgotischen Zeit bei Hermann Gombert: Der Freiburger Münsterschatz. Freiburg 1965, S. 54 Nr. 6 Abb. 3 (Digitalisat der UB Heidelberg).
  19. Sibylle Groß: Der Schnewlin-Altar und die Baldung-Werkstatt – Studien zur Ausstattungsgeschichte der Chorkapellen im Freiburger Münster. In: Freiburger Diözesan-Archiv 112, 1992, S. 43–86 (Digitalisat der UB Freiburg); Schnewlin-Kapelle (Memento vom 30. November 2016 im Internet Archive), Landeskunde online, Landesverein Badische Heimat
  20. Magdalena Schnewlin zum Weyer bei geneanet.org
  21. Ich Heinrich soll auch die Burge zu Landecke nyt uffen gebene en weck geben wande ist, daß ich es bedarff, so soll ich sie verkauffen oder versetzen unnd soll sie vor erste bieten minem Bruder Walthere oder sinen Erben. J. J. Reinhard: Pragmatische Geschichte des Hauses Geroldseck, 1766, S. 40.
  22. Eintrag zu Falkenbühl in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
  23. Geschichte der K. K. Vorderösterreichischen Staaten, 1790, S. 533