Schienenverkehr in Europa ist durch die Vielfalt der technischen Standards, Betriebskonzepte und Infrastrukturen gekennzeichnet. Gemeinsame Merkmale sind der verbreitete Einsatz von Normalspurbahnen, eine hohe Sicherheit im Betrieb und ein hoher Anteil an Elektrifizierung. Elektrifizierte Schienennetze arbeiten mit einer Vielzahl unterschiedlicher Spannungen (Wechsel- und Gleichstrom) von 750 bis 25.000 Volt, und die Signalsysteme unterscheiden sich von Land zu Land, was den grenzüberschreitenden Verkehr erschwert.
Ziel der Europäischen Union ist es, den grenzüberschreitenden Betrieb zu erleichtern und Wettbewerb in die nationalen Eisenbahnnetze zu bringen. Mit der Einheitlichen europäischen Eisenbahnrichtlinie 2012 hatten die EU-Mitgliedstaaten die rechtliche Möglichkeit, die Erbringung von Verkehrsdienstleistungen und den Betrieb der Infrastruktur zu trennen. In der Regel wurden die nationalen Eisenbahnunternehmen in getrennte Abteilungen oder unabhängige Unternehmen für Infrastruktur, Personen- und Güterverkehr aufgeteilt. Der Personenverkehr kann weiter in Fern- und Regionalverkehr unterteilt werden, da der Regionalverkehr häufig im Rahmen von Gemeinwohlverpflichtungen betrieben wird (mit denen Dienste aufrechterhalten werden, die für private Unternehmen wirtschaftlich uninteressant sind, aber dennoch einen gesellschaftlichen Nutzen bringen), während der Fernverkehr in der Regel ohne Subventionen betrieben wird.
Insgesamt wird nur etwa 18 % des europäischen Güterverkehrs auf der Schiene abgewickelt. In einigen Ländern, wie z. B. Großbritannien, Frankreich oder Spanien ist der Prozentsatz wesentlich geringer; in anderen Ländern, wie z. B. Litauen, wo über 70 % des inländischen Güterverkehrs auf der Schiene abgewickelt werden, ist er jedoch deutlich höher.[2] Die relative Schwäche des Schienengüterverkehrs ist auf den niedrigeren Preis des Lkw-Transports zurückzuführen, der einen größeren Teil der Kosten externalisiert als der Schienenverkehr,[3][4][5] sowie die starke Nutzung der Küsten- und Binnenschifffahrt. Deshalb wurde auch in verschiedenen Ländern der Einzelwagenverkehr bereits vollständig eingestellt. Zum Vergleich: In den USA wurden im Jahr 2000 38 % der Güter (nach Tonnenkilometern) auf der Schiene befördert, was in erster Linie auf externe Faktoren wie die geografische Lage zurückzuführen ist.[6] Ebenso befördern die Schweizer Bahnen rund 40 % (nach Tonnenkilometern) des inländischen Güterverkehrs.[7] und sogar mehr als 70 % des (meist internationalen) alpenquerenden Güterverkehrs – 74,4 % in der ersten Hälfte des Jahres 2021.[8][9] Die Neue Eisenbahn-Alpentransversale mit dem Gotthard-Basistunnel, einem der längsten Tunnel der Welt, wurde speziell zur Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene gebaut.[10][11]
Die Länge der Züge wird in Europa durch die Größe der Ausweichstellen und Schutzgleise sowie durch die Anordnung der Signale begrenzt.[12][13] Es gibt Pläne um Züge mit einer Länge von bis zu 740–750 Metern auf den Hauptgüterverkehrsstrecken fahren zu lassen, indem die dafür erforderliche Infrastruktur ausgebaut wird.[14][15] verschiedene Bauprojekte mit entsprechendem Ziel sind bereits abgeschlossen worden.[16][17]
Der Europäische Eisenbahn-Leistungsindex 2017 stuft die Leistung der nationalen Eisenbahnsysteme wie folgt ein:[18]
Das Lichtraumprofil auf den Hauptstrecken Großbritanniens, die fast alle vor 1900 gebaut wurden, ist in der Regel kleiner als auf dem europäischen Festland, wo 1913 das etwas größere Lademaß Gabarit Passepartout International (PPI) als allgemeiner Mindeststandard vereinbart wurde (einzelne Strecken können sich an größere Lichtraumprofile halten und tun dies auch).[19][20]
Die Kommission der Europäischen Union hat eine TSI (Technische Spezifikationen für die Interoperabilität) herausgegeben, in der Standard-Bahnsteighöhen für Fahrgasttreppen in Hochgeschwindigkeitszügen festgelegt sind. Diese Standardhöhen sind 550 und 760 mm. Wie die Karte zeigt, gibt es mehrere Bereiche, in denen sich die Bahnsteighöhen von 550 mm und 760 mm überschneiden, und viele Züge bedienen Bahnhöfe mit Bahnsteigen beider Höhen, was für den stufenlosen Zugang eine Herausforderung darstellt. Wo Züge, die für 760-mm-Bahnsteige optimiert sind, 550-mm-Bahnsteige anfahren müssen (oder umgekehrt), ist die Zugänglichkeit oft eingeschränkt.[21][22][23]