Schalom Asch (1940)

Schalom Asch[1] (jiddisch: שלום אַש, geboren 1. Januar[2] 1880 in Kutno, Warschauer Gouvernement, Russisches Kaiserreich; gestorben 10. Juli 1957 in London) war ein jiddischer Schriftsteller und Dramatiker. Seine Hauptwerke sind in fast alle Weltsprachen übersetzt.

Leben und Wirken

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Abraham Reisen; Itzhok Lejb Perez; Schalom Asch; Chaim Zhitlovsky und Hirsch David Nomberg 1908 während der Czernowitz-Konferenz (von links)

Schalom Asch war eines von zehn Kindern des Schankwirtes und Viehhändlers Moszek Asz (1825–1905) und seiner Ehefrau Frajda Malka, geborene Widawska. Er erhielt eine traditionelle jüdische Erziehung und lernte bis zu seinem 16. Lebensjahr Bibel und Talmud. Doch bald wurde er von der europäischen Kultur und Literatur angezogen und zog zuerst in die Stadt Włocławek und von dort 1899 nach Warschau, wo er seine literarische Tätigkeit in Hebräisch und Jiddisch entfaltete. Deutsch hatte er aus der Mendelssohn’schen Bibelübersetzung gelernt.

In Warschau konnte Asch als Schriftsteller debütieren. Seine ersten Werke verfasste er in hebräischer Sprache, eine Sammlung seiner Novellen wurde 1900 in Warschau gedruckt. In dieser Zeit war er auch politisch aktiv; dabei war ihm die Haskala sehr wichtig. Bei dieser Arbeit lernte den Schriftsteller Itzhok Lejb Perez kennen, unter dessen Einfluss Asch begann, in Jiddisch zu veröffentlichen. In Warschau heiratete Asch Mathilde, eine Tochter des Schriftstellers M. M. Shapiro. Mit ihr hatte er zwei Söhne, Moses Asch, den späteren Gründer von Folkways Records, und den Schriftsteller Nathan Asch.

1908 reiste Asch mit seiner Ehefrau nach Jerusalem (seine Eindrücke schilderte er in einer Serie historischer Bilder unter dem Titel In Erez Israel) und im Folgejahr in die USA. 1910 kehrte er ins Russische Kaiserreich zurück. Den Ersten Weltkrieg verbrachte Asch zusammen mit seiner Familie in New York. Dort wurde er engagierter Mitarbeiter der bedeutendsten jiddischen Zeitschriften und vor allem der sozialistischen Tageszeitung Forverts (jiddisch פֿאָרווערטס). 1920 wurde seinem Antrag stattgegeben und ihm die US-amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen.

Mit seinen Theaterstücken konnte Asch fast durchweg große Erfolge erzielen. Auch sein übriges Werk wurde von der Literaturkritik positiv besprochen. Bereits 1924 erschien in Warschau eine große, 18-bändige Werkausgabe (siehe unten). Seit 1932 war Asch Ehrenvorsitzender des jiddischen Pen-Klubs.

1923 war Asch nach Polen zurückgekehrt, emigrierte aber 1938 über Frankreich wieder in die USA. 1956 ließ er sich in Bat Yam, einer Stadt in der Nähe Tel Avivs, nieder.

Im Alter von 77 Jahren starb Schalom Asch am 10. Juli 1957 in London.

Werk

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Schalom Asch verfasste historische und in der Gegenwart spielende Romane, Erzählungen und Dramen. In vielen von ihnen geht es um die ostjüdische Welt. Dazu kamen Essays.

Asch blieb einerseits zeitlebens mit der jüdischen Geschichte und Kultur, insbesondere mit der jiddischen Tradition des Stetls, eng verbunden. Andererseits befreite er die jiddische Literatur davon, sich auf diese Themenkreise zu beschränken. So wurde er – noch vor Isaac Bashevis Singer – zum ersten jiddischen Schriftsteller, der internationale Aufmerksamkeit fand und die jiddische Literatur weltweit bekannt machte.

Zu seinem Spätwerk gehören biographische Romane über Jesus, Paulus und Maria. Damit wollte Asch zur Versöhnung von Christentum und Judentum beitragen. Von orthodox-jüdischer Seite wurde ihm vorgehalten, er habe sich in diesen drei Romanen der christlichen Glaubensweise angenähert. Selbst in der Zeitung פֿאָרווערטס, für die er so viele Jahre geschrieben hatte, wurde er öffentlich angegriffen; sie druckte fortan keine weiteren Beiträge von ihm. Diese Ablehnung verbitterte ihm seine letzten Lebensjahre.

Nachlass

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Der Großteil des Nachlasses, bestehend aus seiner Bibliothek, darunter seltene jiddische Bücher sowie hebräische und jiddische Handschriften, und aus Manuskripten eigener Werke, wird durch die Universität Yale betreut.

Gedenken

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In Schalom Aschs einstigem Wohnhaus in Bat Yam wurde – seinem Wunsch gemäß – ein Museum eingerichtet. Es ist Teil des MoBY-Museumskomplexes.[3][4]

Werke (Auswahl)

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Entstehungszeit / Erscheinen unbekannt:

Gesamtausgaben und Auswahlausgaben:

Literatur

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Commons: Schalom Asch – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. hebräisch שלום אש; auch Scholem, Scholom [so unterschrieb er], Schulem, Sholem, Shulem, Shalom, Shulim, Szulim Asch usw.
  2. Nach einigen Quellen wurde er nicht am 1. Januar 1880, sondern am 1. November 1880 geboren.
  3. MoBY – Museen von Bat Yam. In: Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel Office. Oktober 2016, abgerufen am 16. Oktober 2017.
  4. Sholem Asch Museum. In: Homepage des MoBY-Komplexes. Abgerufen am 17. Oktober 2017 (englisch).
  5. Wurde noch im selben Jahr in polnischer Übersetzung im Krakauer Stadttheater aufgeführt.
  6. Aufgeführt in Jiddisch vom berühmten Schauspieler und Theatermogul J. P. Adler in Amerika und in russischer Übersetzung durch den seinerzeitigen Schauspielstar Vera Komissarschewskaja. Versuch der Darstellung des auseinanderbrechenden zeitgenössischen Judentums im Rahmen einer Familiengeschichte.
  7. Auch Berlin, Fischer-Verlag 1907. Behandelt die Nöte eines jüdischen Bordellbesitzers, der seine eigene Tochter von der sie alle umgebenden Unzucht abschirmen will und dafür eine Torarolle stiftet, diese jedoch entweiht, als ihm der „Gott der Rache“ seinen Wunsch nicht erfüllt. Im Jahr 1908 von Reinhardt in Berlin in deutscher Übersetzung aufgeführt und dadurch weit bekannt geworden. Auch auf jiddischen und russischen Bühnen gespielt, löste es wegen seiner anstößigen Thematik noch 1923 am Broadway einen handfesten Skandal aus, während dessen das gesamte Ensemble wegen „Obszönität“ verhaftet wurde.
  8. Roman, erschienen in Jiddisch in Warschau und New York, in deutscher Übersetzung in Berlin.
  9. Gehört zu den bekanntesten Werken Aschs, viele weitere Ausgaben, z. B. deutsch Mottke der Dieb. Roman, München 1987 (Goldmann). In diesem von Gorki beeinflussten Werk gibt Asch ein liebevoll, beinahe idealisierend gezeichnetes Bild der jüdischen Unterwelt, Motke scheitert bei seinem Versuch, eines geliebten Mädchens wegen das Verbrechermilieu hinter sich zu lassen.
  10. Roman aus dem amerikanisch-jüdischen Arbeitermilieu; deutsch: Berlin 1929 (Zsolnay); englisch: 1938
  11. Erzählung über das jüdische Leben zur Zeit des Chmielnicki-Aufstandes. Originaltitel: Kiddusch haschem, 1919. Englische Übersetzung 1926
  12. Auszug, Kapitel 9 & 10: Der Sohn belehrt den Vater; Sehnsucht nach vergangenem Leben, in Werner Treß, Verbrannte Bücher 1933. Mit Feuer gegen die Freiheit des Geistes. Bundeszentrale für politische Bildung BpB, Bonn 2009, ISBN 3838900030, S. 90–99
  13. In Amerika spielender psychologisierender Mord-Krimi
  14. Trilogietitel der frz. Ausgabe: Trois villes, engl. (1933): Three Cities. Beschreibt das jüdische Leben der im Titel genannten Städte zu Anfang des 20. Jahrhunderts.
  15. Englisch: Children of Abraham (short stories), 1942
  16. Thematisiert die Hyperinflation der Zwanzigerjahre in Deutschland
  17. Thematisiert das Leben der Chaluzim und reflektiert seinen Palästinabesuch 1936. Englische Übersetzung 1939
  18. Groß angelegter Roman über Jesus; Original jiddisch, danach in englischer Übersetzung erschienen; deutsch „Der Nazarener“, 1950; wieder als Jesus. Ein Nazarener, 1987; wieder als „Jesus der Nazarener“, Weltbild-Verlag, Augsburg 1991
  19. Gross angelegter Roman über Paulus; Original jiddisch, zunächst in englischer Übersetzung erschienen; deutsch 1946: „Der Apostel“. Roman, Stockholm, bei Bermann-Fischer.
  20. Über die Juden Amerikas. Erstausgabe 1946
  21. In der Hitlerzeit entstandene Erzählungen zur Thematik des Martyriums rund um die Schülerinnen einer jüdischen Schule in Warschau, die eine kollektive Selbsttötung durchführen, um nicht in die Hände der deutschen Truppen zu fallen
  22. Gross angelegter Roman über Maria, die Mutter Jesu; Original jiddisch, zunächst in englischer Übersetzung erschienen; deutsch 1950; weitere dt. Ausg.: „Maria, Mutter des Erlösers“, Augsburg 2004, Weltbild-Verlag.
  23. Deutsch 1956: Reise durch die Nacht
  24. In Amerika anlässlich Asch's 40. Geburtstag herausgegeben durch ein Komitee, dem J. L. Magnes vorsass, mit einer Einleitung versehen von S. Niger
  25. Enthaltend: Onkel Moses, Roman aus dem Leben der polnischen Juden in New York; Motke der Dieb; Die Zauberin von Kastilien; Ein Glaubensmartyrium; Der elektrische Stuhl; Die Mutter; Reverend Dr. Silber; die Trilogie: Petersburg – Warschau – Moskau
Personendaten
NAME Asch, Schalom
ALTERNATIVNAMEN Asch, Scholem
KURZBESCHREIBUNG jüdischer Schriftsteller und Dramatiker
GEBURTSDATUM 1. Januar 1880
GEBURTSORT Kutno
STERBEDATUM 10. Juli 1957
STERBEORT London