EnBW Kraftwerke AG
Rudolf-Fettweis-Werk
Biberachfassung
Hundsbachfassung
Schwarzenbachtalsperre 668,5 m
Sammelbecken Erbersbronn 533 m
Sammelbecken Kirschbaumwasen 447 m
Raumünzachwerk
Krafthaus Forbach 313 m
Ausgleichsbecken Forbach 301,6 m
Niederdruckwerk
Abfluss zur Murg
Druckrohre und Maschinenhaus in Forbach
Übersichtstafel der EnBW an der Schwarzenbachtalsperre

Das Rudolf-Fettweis-Werk ist ein Pumpspeicher- und Laufwasserkraftwerk in Forbach im Murgtal, nördlicher Schwarzwald. Es wurde ab 1914 vom Land Baden errichtet und gehört heute dem Energieversorgungsunternehmen EnBW.

Aufbau

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Zum Komplex gehören mehrere über Stollen und Rohrleitungen miteinander verbundene Werke:

Beim Schwarzenbachwerk ist eine Besonderheit erwähnenswert: Während im Generatorbetrieb das Wasser in das Ausgleichsbecken Forbach abgegeben wird, erfolgt im Pumpbetrieb die Wasserentnahme aus dem Sammelbecken Kirschbaumwasen. Dadurch müssen die Pumpen anstatt der vollen Höhendifferenz zwischen Krafthaus und Talsperre von ca. 355 m nur einen Höhenunterschied von knapp 220 m bewältigen.

Der Netzanschluss erfolgt über die Schaltanlage Forbach auf der 110-kV-Hochspannungsebene in das Stromnetz des Verteilnetzbetreibers Netze BW GmbH.[1]

Geschichte

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Raumünzacher Wasserfall des Schwarzenbachs vor dessen Ableitung zum Kraftwerk ab 1926
Eröffnungsmedaille von Rudolf Kowarzik 1918

Bereits 1903 hatte der Wasserbau-Ingenieur Theodor Rehbock im Auftrag der Papierfabrik E. Holtzmann & Cie. Pläne für die Nutzung der Wasserkraft im oberen Murgtal erstellt. Als dann das Großherzogtum Baden mit dem Aufbau einer staatlichen Elektrizitätsversorgung begann, übernahm die Oberdirektion für Wasser- und Straßenbau in Karlsruhe diese Pläne.

Kern der Planung waren die Murgtalsperre bei Kirschbaumwasen, das Murgkraftwerk in Forbach und ein Stausee im Schwarzenbachtal.

Murgtalsperre und Murgkraftwerk wurden von 1914 bis 1918 erbaut. Das Raumünzachwerk wurde von 1921 bis 1923 zur Stromversorgung der Baustelle der Schwarzenbachtalsperre errichtet und war daher anfangs unter dem Namen Baukraftwerk bekannt. Das Schwarzenbachtal liegt ca. 350 Meter höher als das Murgtal und bot sich für den Bau eines Stausees an, der von 1922 bis 1926 angelegt wurde. Das Murgkraftwerk in Forbach erfuhr während des Baus der Schwarzenbachtalsperre eine starke Erweiterung. In den ursprünglichen Planungen war auch eine zweite Talsperre im Raumünzachtal vorgesehen, die dann aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht ausgeführt wurde. Stattdessen wurden der Hundsbach und die Biberach als Quellbäche der Raumünzach gefasst und über den als Freispiegelleitung ausgeführten Raumünzachstollen der Schwarzenbachtalsperre zugeführt.

Die Arbeiten standen zunächst unter der Leitung der für diesen Kraftwerksbau neu geschaffenen Abteilung für Wasserkraft und Elektrizität der Badischen Oberdirektion für Wasser- und Straßenbau und wurden ab 1921 von der Badischen Landes-Elektrizitäts-Versorgungs AG weitergeführt. Der Kraftwerkskomplex wurde später nach Rudolf Fettweis, deren damaligem Vorstand und Leiter des Baus des Schwarzenbachwerks benannt.

Ausbau

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Im Sommer 2010 stellte die EnBW eine Projektstudie zum Ausbau des Rudolf-Fettweis-Werks durch die Anlage weiterer Sammelbecken und Kraftwerke vor.[2] Bevorzugter Standort für das neu zu bauende Oberbecken ist der Gipfelbereich des Seekopfs. Bei Forbach ist ein Kavernenspeicher als neues Unterbecken vorgesehen. Im Januar 2018 wurde der Genehmigungsantrag zur Errichtung einer neuen Unterstufe beim Regierungspräsidium Karlsruhe eingereicht,[3] darin ist der unterirdische Kavernenspeicher enthalten. Der neue Speicher steigert die Fähigkeiten als Pumpspeicherkraftwerk zu arbeiten – unabhängig davon, ob tatsächlich eine neue Oberstufe realisiert wird. Der Planfeststellungsbeschluss für die neue Unterstufe wurde am 1. März 2023 erteilt. Die Planungen für eine neue Oberstufe ruhen derzeit (2023).[4] Am 27. Juni 2024 wurde mit dem Bau offiziell begonnen. Die Inbetriebnahme ist für Herbst 2027 geplant, die Gesamtkosten werden auf 280 Mio. Euro geschätzt.[5]

Die neue Unterstufe wird einen Kavernenspeicher als Unterbecken besitzen. Die Kraftwerksanlage wird ebenfalls unterirdisch angesiedelt sein. Als Oberbecken fungiert weiterhin die Schwarzenbachtalsperre, so dass ein echtes Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von 54 MW im Turbinenbetrieb und 57 MW im Pumpbetrieb entsteht. Das Murgwerk mit einer Leistung von 23 MW, das den Höhenunterschied von circa 150 m zwischen der Murgsperre bei Kirschbaumwasen und dem Kraftwerk in Forbach ausnutzt, wird erneuert und in die unterirdische Kraftwerksanlage integriert.[4]

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Rudolf-Fettweis-Werk – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Kraftwerksliste (bundesweit; alle Netz- und Umspannebenen). (xlsx; 321 kB) Bundesnetzagentur, 16. Juli 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. August 2014; abgerufen am 1. Oktober 2014.
  2. Pressemitteilung: EnBW Kraftwerke AG stellt Überlegungen zum Ausbau von Pumpspeicherkraft in Forbach vor. EnBW, 9. Juli 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Oktober 2014; abgerufen am 1. Oktober 2014.
  3. Projekttagebuch – Pumpspeicherkraftwerk Forbach. EnBW AG, abgerufen am 25. Juli 2018.
  4. a b EnBW investiert in Wasserkraft und Pumpspeicher in Forbach. EnBW AG, 15. Mai 2023, abgerufen am 8. August 2023.
  5. Ekkehard Jayme: Offizieller Baustart: EnBW baut Pumpspeicherkraftwerk Forbach für 280 Millionen aus. SWR, 27. Juni 2024, abgerufen am 1. Juli 2024.

Koordinaten: 48° 40′ 7,3″ N, 8° 21′ 11,3″ O