Reliant Scimitar
Produktionszeitraum: 1965–1990
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: Kombicoupé, Coupé, Cabriolet
Vorgängermodell: Sabre

Der Reliant Scimitar ist ein Sportwagen, den die Reliant Motor Company in Tamworth (England) zwischen 1965 und 1990 in mehreren Versionen herstellte. Der Begriff Scimitar ist im Englischen eine Sammelbezeichnung für orientalische Säbel.

Scimitar GT (SE4, 1965–1970)

Modellgeschichte

1. Generation
Reliant Scimitar GT (1965)
Reliant Scimitar GT (1965)

Reliant Scimitar GT (1965)

Produktionszeitraum: 1965–1970
Karosserieversionen: Coupé
Motoren: Ottomotoren:
2,5–3,0 Liter
(87,5–94 kW)
Länge: 4255 mm
Breite: 1575 mm
Höhe: 1295 mm
Radstand: 2337[1] mm
Leergewicht: 1003[2] kg

Der erste Scimitar GT SE4 war ein 2+2-sitziges Coupé mit Stufenheck, das von Tom Karen für Ogle Design entworfen worden war. Das Design lehnte sich an einen Entwurf an, den Karen kurz zuvor für einen letztlich nicht realisierten Nachfolger des Daimler SP250 entwickelt hatte. Die Proportionen des Entwurfs zitierten das bekannte Sportwagenmuster: Auf eine lange Motorhaube folgte eine knappe Fahrgastzelle und eine kurze Heckpartie. Bei der Gestaltung der Wagenfront hatte sich Karen nach eigenen Aussagen vom Lamborghini 350 GT inspirieren lassen.

Technisch beruhte der GT SE4 auf dem Fahrgestell des Sabre. Die Karosserie war wie bei allen Reliant-Modellen aus Kunststoff gefertigt.

Der Scimitar GT SE4 wurde auf der Earls Court Motorshow 1964 vorgestellt. Er wurde zwischen Frühjahr 1965 und 1970 produziert. Zunächst war der Wagen ein Erfolg; Presse und Kundschaft nahmen das neue Modell freundlich auf. Mit der Präsentation des zeitweilig parallel produzierten Kombicoupé GTE ließ die Begeisterung der Kundschaft für den konventionellen GT allerdings nach, so dass Reliant den GT im Laufe des Jahres 1970 aus der Produktion nahm.

In der Zeit von 1965 bis 1970 entstanden vier Versionen des GT, die sich vor allem in technischen Aspekten voneinander unterschieden.

Produktion

Modell Motorisierung Hubraum Leistung Bauzeit Exemplare
Scimitar GT SE4 Ford 6 Reihe 2,6 Liter 120 bhp (88 kW) 1965 59
Scimitar GT SE4a 1965–1966 238
Scimitar GT SE4b Ford V6 3,0 Liter 128 bhp (94 kW) 1966–1970 591
Scimitar GT SE4c Ford V6 "Essex" 2,5 Liter 119 bhp (87,5 kW) 1967–1970 118

Scimitar GTE

1967 entwickelten Reliant und Tom Karen den Scimitar GTE, einen Shooting Brake mit technischen Anleihen beim bisherigen Scimitar GT.

Das Design

Unmittelbarer Anlass für diese Entwicklung waren die Kritiken zahlreicher GT-Kunden, die die Leistung des Coupés schätzten, allerdings das beschränkte Raumangebot bemängelten. Erste Überlegungen gingen dahin, den Radstand und die Fahrgastzelle des GT zu verlängern, die Stufenheck-Auslegung aber beizubehalten. Ein Tonmodell ergab, dass der Raumgewinn einer solchen Version nur marginal war. Bereits ein Jahr zuvor war ein Kombifahrzeug auf der Basis des SE4 entstanden, das eine gerade Gürtellinie und große seitliche Glasflächen hatte, die in das Dach hineingezogen waren. Bei diesem Fahrzeug, das offiziell den Namen Ogle GTS trug und in der Presse wiederholt als "Gewächshaus" bezeichnet wurde, handelte es sich um eine Auftragsarbeit für das Unternehmen Triplex Safety Glasses. Das "Gewächshaus" war kein unmittelbarer Vorgänger des GTE und kann auch nicht als ein erster Prototyp angesehen werden. Er offenbarte Reliant aber, dass eine Kombiversion ein vielversprechendes Konzept sein konnte. Tom Karen fand den unmittelbaren Schlüssel zum GTE auf der Earls Court Motorshow 1967. Dort sah er erstmals Bertones neuen Lamborghini Espada, von dessen Raumkonzept er nach eigener Aussage beeindruckt war.

Noch während der Earls Court Motorshow zeichnete Karen eine Version des GT mit Kombiheck und zwei Türen. Seine Überlegungen, die er unter Bezugnahme auf einen Entwurf für die türkische Automobilmarke Anadol anstellte, führten bald dazu, eine nach hinten abfallende Dachpartie mit einer ansteigenden Gürtellinie zu verbinden. Damit waren die Eckpunkte des GTE-Designs geschaffen.

Technik

Der GTE hat nicht das Chassis des GT (SE4). Reliant entwickelte einen eigenständigen Rahmen, der sich konzeptionell an dem des Triumph Herald orientierte. Der Radstand war mehr als 20 cm länger als beim GT, die Spurweite wurde um 10 cm (vorn) bzw. 7,6 cm (hinten) vergrößert. Die Lenkung wurde vom Austin 1800 übernommen. Als Antrieb verwandte Reliant wie schon beim GT Motoren von Ford UK, die im Laufe der Jahre einige Veränderungen erfuhren.

Bedeutung

Der Scimitar GTE war ein bedeutsames Auto, sowohl für den Hersteller Reliant als auch für die Automobilindustrie an sich. Das Design gilt als wegweisend. Auch wenn es bereits vorher bei anderen Herstellern einige sportliche dreitürige Kombis gegeben hatte – beispielsweise den Chevrolet Nomad von 1955 oder die in Einzelstücken produzierten Shooting Brakes von Aston Martin, setzten Karen und Reliant die Verbindung aus Kombiwagen und Coupé erstmals in der Serienproduktion um. Tom Karen schuf mit dem Scimitar GTE eine neue Fahrzeugklasse, das sogenannte Kombicoupé. Das Design des Scimitar GTE beeinflusste unmittelbar eine ganze Reihe anderer, ähnlich gestalteter Modelle vom Volvo P 1800 ES über den Lancia Beta HPE bis hin zum VW Scirocco III. Tom Karen bezeichnete in einem Interview aus dem Jahr 2001 den Scimitar GTE als seinen wichtigsten Entwurf.[4]

Der GTE erfreute sich in den 1960er und 1970er Jahren vor allem in Großbritannien großen Zuspruchs. Trotz teilweise erheblicher Qualitätsprobleme verkaufte er sich gut. Zum Erfolg des Wagens trug sicherlich auch der Umstand bei, dass er mit Prinzessin Anne eine Liebhaberin aus dem Hause der Royals hatte; die Tochter der britischen Königin fuhr im Laufe der Jahre nicht weniger als sieben – nach anderen Quellen neun und nach wieder anderen sogar zehn – Scimitar GTEs der Serien SE5 und SE6. Prinzessin Anne erhielt 1986 den letzten bei Reliant hergestellten Scimitar GTE, während ihr Vater, Prinz Philip, für zwei Jahre dessen Prototypen fuhr.[5]

Versionen

Scimitar GTE SE5 / SE5a

2. Generation
Reliant Scimitar GTE SE5 (1968–1972)
Reliant Scimitar GTE SE5 (1968–1972)

Reliant Scimitar GTE SE5 (1968–1972)

Produktionszeitraum: 1968–1975
Karosserieversionen: Kombicoupé
Motoren: Ottomotoren:
2,5–3,0 Liter
87,5–99 kW
Länge: 4334 mm
Breite: 1638 mm
Höhe: 1321 mm
Radstand: 2527[6] mm
Leergewicht: 1207[7] kg

Der 1968 erstmals präsentierte Scimitar GTE trug die interne Bezeichnung SE5. Von ihm wurden zwei Serien hergestellt:

Vom SE5 entstanden weniger als 2500 Stück, während der SE5a rund 6630 mal hergestellt wurde, was ihn zum erfolgreichsten Scimitar-Modell macht.

Scimitar GTE SE6/SE6A (1975–1979) und SE6B (1979–1986)

3. Generation
Reliant Scimitar GTE SE6
Reliant Scimitar GTE SE6

Reliant Scimitar GTE SE6

Produktionszeitraum: 1975–1986
Karosserieversionen: Kombicoupé
Motoren: Ottomotoren:
2,8–3,0 Liter
(99 kW)
Länge: 4432 mm
Breite: 1708 mm
Höhe: 1321 mm
Radstand: 2630 mm
Leergewicht:

[9]

Seit den frühen 1970er-Jahren arbeiteten Reliant und Tom Karen an einem Nachfolger für den SE5. Das neue Modell sollte größer ausfallen als der Vorgänger, ohne aber das Konzept und das grundsätzliche Erscheinungsbild des GTE nachhaltig zu verändern.

Zu Beginn der Entwicklungsarbeiten wurde ein SE5 der Länge nach sowie quer hinter den Türen zersägt. Die so entstandenen vier Fahrzeugteile wurden so lange gegeneinander verschoben, bis geeignete Proportionen des neuen Fahrzeugs ermittelt waren. Im Ergebnis wurde der Radstand gegenüber dem SE5 um 102 mm und die Türen um 63 mm verlängert, die Breite wuchs um 76 mm. Das hatte zur Folge, dass kein Teil der Karosserie und der Verglasung für das neue Modell verwendet werden konnten. Im Ergebnis verlor der GTE durch diese Vergrößerung seinen sportlichen Charakter und wurde nun vornehmlich als Luxusautomobil positioniert. Diesem Ansatz entsprach auch die deutlich verbesserte Geräuschdämmung, die effektiv war, gleichzeitig aber das Fahrzeuggewicht erhöhte.

Heckansicht

Äußerlich fiel das neue Modell durch breite, schwarz lackierte Plastikstoßstangen auf, die vorn und hinten im Bereich der Kfz-Kennzeichen erhöht waren. Die – im Grunde unveränderten – Heckleuchten waren nun in einer schwarzen Plastikeinfassung integriert, die seitlich um die Kotflügel herumgezogen war. Schließlich gab es neue Klapptürgriffe, die der Produktion von British Leyland entnommen waren. Das Interieur wurde überarbeitet: das Armaturenbrett wurde neu gestaltet, und die Lehnen der hinteren Sitzbank waren nun umklappbar, um den Kofferraum vergrößern zu können. Die Antriebstechnik blieb, abgesehen von Detailmodifikationen, unverändert.

Der neue Reliant Scimitar GTE erhielt die werksinterne Bezeichnung SE6. Der Wagen wurde 1975 präsentiert, die Serienproduktion begann noch im gleichen Jahr. Das Fahrzeug wurde elf Jahre lang hergestellt. In diesem Zeitraum entstanden drei Serien:

Middlebridge Scimitar (1988–1990)

Middlebridge Scimitar GTE (1990)

Nach Einstellung der Fertigung der Scimitar-Modelle GTE und GTC bei Reliant erwarb die Middlebridge Scimitar Ltd. im Juni 1987 die Fertigungsrechte. Die in Nottingham ansässige Firma stellte den Scimitar GTE mit 2,9 Liter-V6-Motor mit vielen Verbesserungen, z. B. einer Benzineinspritzung und einem Fünfganggetriebe, her.

Nur 77 (nach anderen Quellen 99) Scimitar wurden bei Middlebridge hergestellt, bevor die Firma 1990 in Konkurs ging. Die Fertigungsrechte wurden anschließend von der Graham Walker Ltd. erworben, die bis heute Scimitars auf Bestellung fertigt.

Nachfolger des Scimitar GTE war der Reliant Scimitar SS.

Produktion

Modell Motorisierung Hubraum Leistung Bauzeit Exemplare
Scimitar GTE SE5 Ford V6 "Essex" 2,5–3,0 Liter 119–128 bhp (87,5–94 kW) 1968–1972 4311
Scimitar GTE SE5a 3,0 Liter 135 bhp (99 kW) 1972–1975 5105
Scimitar GTE SE6 1975–1977 543
Scimitar GTE SE6a 1977–1980 3877
Scimitar GTE SE6b Ford V6 "Cologne" 2,8 Liter 1980–1986 437
Middlebridge Scimitar GTE Ford V6 2,9 Liter 1988–1990 77/99

Scimitar GTC (SE8B, 1980–1986)

4. Generation
Reliant Scimitar GTC (1980)
Reliant Scimitar GTC (1980)

Reliant Scimitar GTC (1980)

Produktionszeitraum: 1980–1986
Karosserieversionen: Cabriolet
Motoren: Ottomotor:
2,8 Liter
(99 kW)
Länge: 4332 mm
Breite: 1720 mm
Höhe: 1321 mm
Radstand: 2637 mm
Leergewicht: 1264[10] kg

Die Cabrioletversion des Scimitar GTE kam als Scimitar GTC SE8B auf dem Markt. Sie hatte ein Stoffdach, das über den an den B-Säulen angebrachten Überrollbügel gezogen wurde. Wie der GTE hatte auch der GTC vier Sitze und wurde durch den 2,8 Liter-V6 von Ford Köln angetrieben.

Nur 442 Scimitar GTC wurden gefertigt.

Produktion

Modell Motorisierung Hubraum Leistung Bauzeit Exemplare
Scimitar GTE SE8B Ford V6 "Cologne" 2,8 Liter 135 bhp (99 kW) 1980–1986 442

Quellen

Einzelnachweise

  1. Cardew, Basil: Daily Express Review of the 1966 Motor Show, Beaverbrook Newspapers Ltd., London (1966)
  2. Culshaw, David & Horrobin, Peter: The Complete Catalogue of British Cars 1895–1975, Veloce Publishing plc., Dorchester (1997), ISBN 1-874105-93-6
  3. '68 Models 2½-litre Reliant Scimitar, Autocar, Ausgabe 127 (nbr 3735), 14. September 1967, S. 25
  4. Classic & sports car 4/2001, S. 146
  5. Famous Owners/Drivers. In: sporting-reliants.com (englisch)
  6. Cardew, Basil: Daily Express Review of the 1966 Motor Show, Beaverbrook Newspapers Ltd., London (1966)
  7. Culshaw, David & Horrobin, Peter: The Complete Catalogue of British Cars 1895–1975, Veloce Publishing plc., Dorchester (1997), ISBN 1-874105-93-6
  8. classic & sports car 4/2001, S. 145 m. Abb.
  9. Markt Klassische Automobile und Motorräder. Nr. 6 - 1990, Juni 1990.
  10. Baldon, Stuart: Observer’s Book of Automobiles, Warne, Harmondsworth (1985), ISBN 0-7232-1675-4