St. Johannes der Täufer (Johannesberg)
Luftbild der heutigen Klosteranlage St. Johannes
Ort Johannesberg (Fulda)
Konfession römisch-katholisch
Diözese Fulda
Patrozinium Johannes der Täufer
Baujahr 811
Bautyp Saalkirche
Funktion Pfarrkirche

Die Propstei Johannesberg, eine ehemalige Benediktinerpropstei, liegt im gleichnamigen Stadtteil von Fulda in Hessen und ist heute die römisch-katholische Pfarrkirche St. Johannis bzw. St. Johannes der Täufer des Ortsteils. Obwohl die Kirche im Barock erheblich umgestaltet wurde, sind die romanischen Grundformen noch deutlich zu erkennen.

Teilansicht vom Propsteigarten auf Propsteischloss mit Kirchenschiff und Turm

Geschichte

Eine erste Kirche an dieser Stelle wurde 811 durch den dritten Abt des Klosters Fulda, Abt Ratgar, erbaut und von Erzbischof Richulf von Mainz geweiht. 836 gründete hier der Fuldaer Abt Rabanus Maurus (* 780; † 856) ein Benediktinerkloster als Nebenkloster der Abtei Fulda. Um 1000 wurde an der Stelle der alten Kirche eine romanische Basilika errichtet, die im Laufe der folgenden Jahrhunderte mehrfach ausbrannte oder geplündert wurde. Das Kloster wurde um die Mitte des 17. Jahrhunderts endgültig in eine Propstei umgewandelt und die dem Patrozinium Johannes des Täufers unterstellte Kirche wurde ihr Zentrum.

Um die Kirche herum liegt das ehemalige Propsteischloss, dessen Baubestand vorwiegend aus dem 18. Jahrhundert stammt, als unter Propst Conrad von Mengersen durch Andrea Gallasini die Residenz neu angelegt wurde. Die Arbeiten wurden 1726 begonnen, aber nur teilweise vollendet und nach 1747 eingestellt. Nach der ursprünglichen Planung sollte sich das Schloss symmetrisch um die Kirche fügen. Während die Flügel südlich der Kirche weitgehend vollendet wurden, blieben die Anlagen nördlich der Kirche rudimentär. Hier wurde statt des nördlichen Wohnbaus 1742 ein Portal errichtet. Zum südlichen Flügel gehört der „Rote Bau“, ein dreigeschossiges, stattliches Herrenhaus mit Mansarddach und Wappenportal. Das Obergeschoss wird nahezu vollständig von einem großen Festsaal eingenommen; dessen Restaurierung wurde mit der Europa-Nostra-Medaille ausgezeichnet.

Barocke Gartenanlage

Die sich östlich der Propstei erstreckende barocke Gartenanlage nahm ursprünglich drei hinter- und übereinander liegende Terrassen ein, die sich auf das Landschaftspanorama in Richtung Fulda und Rhön ausrichten, von denen lediglich die obere Terrasse wieder als Barockgarten gestaltet wurde.

Vorwerk Nonnenrod

siehe auch

Das Vorwerk Nonnenrod ist ein bereits 1650 genannter, zur Propstei gehörender Einzelhof. Er ist südwestlich von Johannesberg bei Fulda. gelegen und ein seit Jahrhunderten bestehendes landwirtschaftliches Gehöft im Tal des Aschehöfer Grundes. Das Gehöft wurde wahrscheinlich vom Johannesberger Propst Bonifatius von Buseck erst im 17. Jahrhundert als kleines Nonnenkloster angelegt. 1699 gab es eine Kapelle. 1802 rechnete man Nonnenrod zum fuldischen Propsteiamt Johannesberg.

Alter Wappenstein von 1699

Das alte Wohnhaus des Gutshofes trägt einen Wappenstein mit dem Wappen des Johannesberger Propstes Bonifazius von Busek (1656–1700) und die Jahreszahl 1698. Das Gewände des massiv gewölbten Kellers („Kapellen-Keller“) ist mit der Jahreszahl 1698 versehen.

Säkularisation

Mit dem Propsteiamt Johannesberg besaß die Propstei Johannesberg im Heiligen Römischen Reich einen eigenen Herrschaftsbereich, in dem der Propst die Hoheitsrechte ausübte. Mit der Säkularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss in 1803 wurde das Kloster Fulda und somit auch die Propstei Johannesberg aufgelöst. Die Besitzungen des Klosters wurden enteignet, vom Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda und später vom Kurfürstentum Hessen übernommen und in der Folge in eine Staatsdomäne umgewandelt.

Neuere Zeit

Die Domänennutzung erfolgte von 1835 bis 1968 und bewirtschaftete über 300 ha einschließlich der Filiale Nonnenrod. Zeitweise waren über 70 feste Mitarbeiter beschäftigt. Die Gebäude dienten mehr als 130 Jahre landwirtschaftlichen Zwecken. In den 1980er Jahren nahm hier das „Deutsche Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege – Propstei Johannesberg“ seinen Sitz. Unter seiner Ägide wurde die Anlage nach und nach restauriert. Nach der Insolvenz des Zentrums im Jahr 2001 wird dessen Arbeit heute durch die Propstei Johannesberg gGmbH fortgesetzt. Sie unterhält ihre Werkstätten hauptsächlich im nördlichen Flügel der Anlage.

Bekannte Pröpste von Johannesberg

Bildergalerie

Literatur

Koordinaten: 50° 31′ 25″ N, 9° 39′ 41″ O