Die Violinistin Fumika Mohri bei der Vorrunde des 54. Premio Paganini 2015

Der Premio Paganini (oder Paganini Concore) ist ein internationaler Violinwettbewerb, der im Teatro Carlo Felice in Genua stattfindet und nach dem Violinvirtuosen Niccolò Paganini benannt ist.[1] Er wurde von 1954 bis 2002 jährlich, danach bis 2010 alle zwei Jahre veranstaltet, immer in den Monaten September/Oktober. Nach einer Unterbrechung fanden die letzten beiden Austragungen 2021 und 2013 statt.

Seit 1954 bis heute haben alle Gewinner des Wettbewerbs die Ehre, Paganinis berühmte Violine Il Cannone (gebaut 1743 von Giuseppe Guarneri) bei einem Konzert in Genua zu spielen. Bis zum Jahr 2010 geschah dies am 12. Oktober im Rahmen der Festspiele zu Ehren von Christoph Kolumbus.

Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1954 bis 1975

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der internationale Violinwettbewerb Premio Paganini wurde erstmals im Jahr 1954 unter der künstlerischen Leitung des Musikers und Komponisten Luigi Cortese durchgeführt.[2] Die Ziele der Veranstalter waren, im Geburtsort Paganinis eine prestigeträchtige internationale Veranstaltung zu schaffen und junge Geigentalente zu entdecken und zu fördern.[3] 1957 wurde der Premio Paganini Gründungsmitglied der World Federation of International Music Competitions in Genf.[4]

Der Wettbewerb fand zunächst im Conservatorio Niccolò Paganini di Genova statt, zog aber ab 1963 aufgrund des gestiegenen Publikumsinteresses in das Teatro Margherita um, das bis zum Wiederaufbau des Teatro Carlo Felice als städtisches Opernhaus diente. Luigi Cortese war bis 1975 für 21 Jahre der künstlerische Leiter des Violinwettbewerbs. Unterstützt von Carlo Marcello Rietmann, Mario Ruminelli, Lazzaro Maria De Bernardis und Renato De Barbieri, hat Cortese wesentlich dazu beigetragen, der Veranstaltung in den 1950er und 1960er Jahren internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung zu verschaffen.

Zu den bekannten Gewinnern des Wettbewerbs in diesem Zeitraum gehören: György Pauk und Gérard Poulet (beide 1956), Salvatore Accardo (1958), Oleh Krysa (1963), Grigori Jefimowitsch Schislin (1967) und Gidon Kremer (1969).[2]

1976 bis 1987

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1976 wurde der Dirigent Alberto Erede neuer künstlerischer Leiter des Premio Paganini und der Schweizer Komponist Andrè Francois Marescotti, gleichzeitig der Präsident der World Federation of International Music Competitions, wurde Vorsitzender und lange Zeit Mitglied der Wettbewerbsjury. Dirigent des Wettbewerbs war ab 1985 Paolo Peloso, der diese Aufgabe bis 1999 wahrnahm. Ab 1982 war der Wettbewerb auch für die Öffentlichkeit zugänglich und fand ein immer zahlreicher werdendes Publikum.[2]

Zu den bekannten Geigern dieses Zeitraums gehören: Lenuta Ciulei-Atanasiu (Gewinner 1976), Ilja Grubert (Gewinner 1977), Wadim Brodsky (2. Preis 1984) und Lü Siqing (1. Preis 1987). Bemerkenswert ist, das der 1. Preis des Premio Paganini in diesem Zeitraum fünf Mal nicht vergeben wurde.

1988 bis 2002

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1988 bis 2002 war der Musiker und Komponist Giorgio Ferrari künstlerischer Leiter des Wettbewerbs und Giulio Terracini ersetzte Lazzaro Maria De Bernardis als Präsident. Später, im Jahr 1990, wurde diese Position mit Vittorio Sirotti besetzt. Ab 1992 fand der Wettbewerb seine neue Heimat im wiederhergestellten Teatro Carlo Felice. Bemerkenswert in diesem Zeitraum ist das sinkende Alter der Wettbewerbsteilnehmer. So erhielt 1999 die sechzehnjährige Japanerin Sayaka Shoji den ersten Preis des Wettbewerbes.[2]

Gewinner in diesem Zeitraum waren u. a. Leonidas Kavakos (1988), Natalia Prischepenko (1990), Massimo Quarta (1991), Julia Krasko (1992), Isabelle Faust (1993), Bin Huang (1994), Giovanni Angeleri (1997) und Ilya Gringolts (1998).

2004 bis heute

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach 2002 wurde der Wettbewerb bis 2010 nur noch alle zwei Jahre veranstaltet. 2004 und 2006 hatte Cesare Mazzonis die künstlerische Leitung. 2008 übernahm eine Stiftung des Teatro Carlo Felice die Organisation und Durchführung des Wettbewerbs. Cristina Ferrari, künstlerische Leiterin des Teatro Carlo Felice, wurde zur künstlerischen Leiterin des Premio Paganini ernannt. Der russische Geiger Zakhar Bron war 2008 und 2010 Vorsitzender der internationalen Jury.

Der 54. Wettbewerb fand nach einer längeren Pause erst im Februar und März 2015 statt. Die künstlerische Leitung wurde von Fabio Luisi übernommen. Als Neuerung war eine internationale Vorauswahl der Teilnehmer eingeführt worden, die im Oktober und November 2014 in Genua, New York, Wien und Tokio stattfand.[5] Seitdem ist ein dreijähriger Turnus vorgesehen.

Der 55. Wettbewerb fand im April 2018 statt[6] Die internationale Vorauswahl war im Vorjahr in den Städten New York, Wien, Gouangzhou, Moskau und Genua durchgeführt worden.[6] Zwei Monate vor dem Beginn des Wettbewerbs in Genua trat Fabio Luisi als künstlerischer Leiter wegen Meinungsverschiedenheiten über die Besetzung der Jury zurück und protestierte gegen die Einmischung der Kulturbeauftragten der Stadt, Elisa Serafini.[7] Für Luisi sprang Giuseppe Acquaviva als künstlerischer Leiter des Wettbewerbs ein.[8]

Im Zeitraum 2004 bis 2010 wurde der 1. Preis nur einmal vergeben: im Jahr 2006 an den chinesischen Geiger Feng Ning, dem auch zwei Sonderpreise zuerkannt wurden. Herausragend war auch der Erfolg der deutsch-japanischen Geigerin Yuki Manuela Janke im Jahr 2004, die nicht nur als beste Teilnehmerin den 2. Preis erringen konnte, sondern auch drei Sonderpreise erhielt (nur der Sonderpreis für den jüngsten Finalisten ging an eine jüngere Bewerberin). Im Jahr 2015 gewann der Südkoreaner In Mo Yang den Wettbewerb und drei Sonderpreise.[9] Im Jahr 2018 errang Kevin Zhu aus den USA ebenfalls den 1. Preis und drei Sonderpreise.[6]

Ablauf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teilnahme

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Teilnahme am Premio Paganini ist für Geiger und Geigerinnen aller Nationen im Alter zwischen 14 und 30 Jahren (Stand 2018) nach persönlicher Bewerbung möglich.[10] Seit 2015[5] müssen die Bewerber eine Vorauswahl durchlaufen, die an verschiedenen Orten durchgeführt wird. Im September und Oktober 2017 lief diese Sichtung für den Wettbewerb 2018 etappenweise in den Städten New York, Wien, Gouangzhou, Moskau und Genua. Die Zahl der Teilnehmer des anschließenden Wettbewerbs in Genua wurde jeweils auf maximal 32 begrenzt.[6][9]

Wettbewerbsrunden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den internationalen Vorausscheidungen werden die Preisträger in Genua in drei Wettbewerbsrunden (Vorrunde, Halbfinale und Finale) ermittelt.

In der Vorrunde besteht das zu spielende Repertoire seit 2015 aus zwei Stücken aus den Sonaten und Partiten für Violine solo von Johann Sebastian Bach sowie drei Capricci aus Paganinis 24 Capricci op. 1 für Solovioline. Im Halbfinale müssen die Teilnehmer Werke für Violine mit Klavierbegleitung und weitere Capricci von Paganini vortragen (im Jahr 2015 waren es zwei, im Jahr 2018 drei weitere Capricci), außerdem ein zeitgenössisches Solostück, das speziell für den Wettbewerb komponiert wurde. In der Finalrunde müssen zwei Violinkonzerte mit Orchesterbegleitung interpretiert werden; eines der beiden Violinkonzerte stammt immer von Paganini.[6][9]

Jury

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wettbewerb hat acht Jurymitglieder. Es handelt sich bei allen Jurymitgliedern um anerkannte Musiker. In der Regel sind es Violinisten, manchmal auch Komponisten oder Dirigenten.[6]

Preise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reguläre Preise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die aktuellen Regelungen (2018) sehen drei Preise vor: Der 1. Preis ist der Premio Paganini. Er ist derzeit mit 20.000 Euro dotiert. Der 2. Preis mit 10.000 Euro dotiert, der 3. Preis mit 5.000 Euro. Der 1. Preis ist nicht teilbar und wird auch nur bei Erreichen einer Mindestpunktzahl aufgrund der Bewertung durch die Jury vergeben; dasselbe gilt für den 2. Preis. Der 3. Preis wird in jedem Fall vergeben, gegebenenfalls an mehrere Bewerber mit gleicher Punktzahl. Alle weiteren Finalisten werden mit einer Zahlung von 1.500 Euro honoriert. Wenn der Premio Paganini einem Bewerber zuerkannt wird, ist dieser der Gewinner des Wettbewerbs. Der Gewinner erhält außer dem Preis auch die Möglichkeit, ein Konzert in Genua auf Paganinis Geige Il Cannone zu geben, und wird zu zahlreichen Musikfestivals eingeladen.[6]

Bei vielen früheren Wettbewerben wurden 6 gestufte Preise vergeben (1. Preis bis 6. Preis). In den Jahren 1969 und 1974 gab es sogar einen 7. Preis. Beim ersten Wettbewerb (1954) wurde jedoch kein Preis vergeben. Im nächsten Jahr wurde nur der 3. Preis und zweimal der 4. Preis vergeben, beim dritten Wettbewerb (1956) zweimal ein 1. Preis und zweimal ein 4. Preis. Bei allen folgenden Austragungen wurde immer mindestens ein 2. Preis vergeben. Seit 2006 werden nur noch drei reguläre Preise ausgeschrieben, alle Finalisten erhalten jedoch eine Prämie. Weitere Details siehe unten in der Liste der Preisträger.

Sonderpreise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1989 wurde erstmals ein Sonderpreis verliehen, der Preis für den jüngsten Finalisten. Seitdem hat die Zahl der zusätzlichen Auszeichnungen zugenommen. Im Jahr 2018 waren sechs Sonderpreise ausgeschrieben:[6]

Bisherige Preisträger

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1954 bis 1959

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Wettbewerb – 1954

2. Wettbewerb – 1955

3. Wettbewerb – 1956

4. Wettbewerb – 1957

Salvatore Accardo (1995)

5. Wettbewerb – 1958

6. Wettbewerb – 1959

1960 bis 1969

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

7. Wettbewerb – 1960

8. Wettbewerb – 1961

9. Wettbewerb – 1962

10. Wettbewerb – 1963

J.-J. Kantorow (2009)

11. Wettbewerb – 1964

12. Wettbewerb – 1965

13. Wettbewerb – 1966

14. Wettbewerb – 1967

15. Wettbewerb – 1968

16. Wettbewerb – 1969

Gidon Kremer (2008)

1970 bis 1979

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

17. Wettbewerb – 1970

18. Wettbewerb – 1971

19. Wettbewerb – 1972

20. Wettbewerb – 1973

21. Wettbewerb – 1974

22. Wettbewerb – 1975

23. Wettbewerb – 1976

24. Wettbewerb – 1977

25. Wettbewerb – 1978

26. Wettbewerb – 1979

1980 bis 1989

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

27. Wettbewerb – 1980

28. Wettbewerb – 1981

29. Wettbewerb – 1982

30. Wettbewerb – 1983

31. Wettbewerb – 1984

32. Wettbewerb – 1985

33. Wettbewerb – 1986

34. Wettbewerb – 1987

L. Kavakos (2008)

35. Wettbewerb – 1988

36. Wettbewerb – 1989

1990 bis 1999

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

37. Wettbewerb – 1990

38. Wettbewerb – 1991

39. Wettbewerb – 1992

40. Wettbewerb – 1993

41. Wettbewerb – 1994

42. Wettbewerb – 1995

43. Wettbewerb – 1996

44. Wettbewerb – 1997

45. Wettbewerb – 1998

46. Wettbewerb – 1999

2000 bis 2008

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

47. Wettbewerb – 2000

48. Wettbewerb – 2001

49. Wettbewerb – 2002

50. Wettbewerb – 2004

51. Wettbewerb – 2006

52. Wettbewerb – 2008

Seit 2010

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

53. Wettbewerb – 2010

54. Wettbewerb – 2015

Quelle:[9]

55. Wettbewerb – 2018

Quelle:[8]

56. Wettbewerb – 2021

Quelle:[8]

57. Wettbewerb – 2023

Quelle:[8]

Statistik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gewinner nach Nationalität

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Land Anzahl
Sowjetunion Sowjetunion 11
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 4
China Volksrepublik Volksrepublik China 4
Frankreich Frankreich 3
Italien Italien 3
Rumänien Rumänien 3
Bulgarien Bulgarien 2
Deutschland Deutschland 2
Philippinen Philippinen 2
Russland Russland 2
Griechenland Griechenland 1
Ungarn Ungarn 1
Japan Japan 1
Israel Israel 1
Neuseeland Neuseeland 1
Polen Polen 1
Korea Sud Südkorea 1

Videoaufnahmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Premio Paganini. Abgerufen am 19. Juli 2024 (englisch).
  2. a b c d History of the Competition from 1954 to 1999 (Memento vom 11. Februar 2018 im Webarchiv archive.today) premiopaganini.it (englisch)
  3. International Violin Competition "Premio Paganini" premiopaganini.it (englisch)
  4. Presentation. Abgerufen am 19. Juli 2024 (englisch).
  5. a b Il grande ritorno del Premio Paganini di Genova - Rivista Musica. 11. März 2015, abgerufen am 19. Juli 2024 (italienisch).
  6. a b c d e f g h Edition 2018- All the roles. Abgerufen am 19. Juli 2024 (englisch).
  7. Scontro sul Premio Paganini Luisi rompe con il Comune - la Repubblica.it. 1. Februar 2018, abgerufen am 19. Juli 2024 (italienisch).
  8. a b c d Previous Editions | PremioPaganini. Abgerufen am 19. Juli 2024.
  9. a b c d e Edition 2015- All the roles. Abgerufen am 19. Juli 2024 (englisch).
  10. Regulations. Abgerufen am 19. Juli 2024 (englisch).
  11. Edition 2006- All the roles. Abgerufen am 19. Juli 2024 (englisch).