Peter Knoll

Wilhelm Peter Knoll (* 14. Juni 1940 in Eilenburg; † 12. November 2023[1]) war ein deutscher Physiker, Professor für Geophysik sowie Unternehmer. Seine Hauptarbeitsgebiete waren Gebirgsmechanik und induzierte Seismizität.

Ausbildung und Graduierung

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Peter Knoll war das zweite von drei Kindern des Klempnermeisters Wilhelm Knoll und dessen Ehefrau Liesbeth Knoll. Er besuchte die Grundschule in Eilenburg und anschließend die dortige Oberschule. Nach dem Abitur 1958 ging er an die Technische Hochschule nach Dresden, seit 1961 Technische Universität Dresden, und studierte Physik in der Studienrichtung Kernphysik. 1965 erwarb er den akademischen Grad Diplomphysiker mit der Diplomarbeit Entwicklung und Bau einer Nachweiseinrichtung für Exoelektronen an LiF-Kristallphosphoren.

Seine Promotion auf dem Gebiet Geomechanik schloss er mit der Dissertation Beitrag zum Einfluss der Zeit auf die Deformation und den Bruch von Carnallitit als Externer an der Bergakademie Freiberg (BA Freiberg) 1970 mit dem akademischen Grad Doktoringenieur (Dr.-Ing.) ab. Seine akademischen Lehrer waren Akademiemitglied Karl-Heinz Höfer aus Leipzig und Werner Gimm aus Freiberg.

Die Habilitation (Promotion B) zum Doktor der Wissenschaften (Doctor scientiae technicarum, Dr. sc. techn.) auf dem Gebiet Bergbau erfolgte 1981 ebenfalls als Externer an der BA Freiberg mit einer Schrift zum Thema Der geomechanische Mechanismus von Gebirgsschlägen im Bergbau unter der wissenschaftlichen Betreuung von Tilo Döring aus Freiberg und Klaus Thoma aus Leipzig.

Tätigkeit in der Praxis

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Seinen Berufseinstieg vollzog Knoll im Jahre 1965 im Volkseigenen Betrieb „Geophysik Leipzig“ als Forschungsingenieur. Sein Arbeitsgebiet war die Entwicklung und Felderprobung von Akustik-Log-Bohrlochmessgeräten.

Im Zeitraum von 1966 bis 1982 war Knoll im „Institut für Bergbausicherheit Leipzig“ bei der Obersten Bergbehörde der DDR tätig. Hier war er Leiter der Forschungsabteilung Geomechanik und führte Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Standsicherheit unterirdischer Hohlräume unter dynamischen Beanspruchungszuständen und Gutachtertätigkeit für den unter- und übertägigen Bergbau aus. In diesem Rahmen war er Mitglied verschiedener Expertengruppen zur Bergbausicherheit über und unter Tage, Bearbeiter zahlreicher Forschungsprojekte im In- und Ausland sowie Sachverständiger für Unterirdische Hohlräume, Halden und Böschungen.

Seine Hauptarbeitsfelder waren in dieser Zeit: Gebirgsschläge im Kali-, Erz- und Kohlebergbau; Dynamisches Deformations- und Bruchverhalten inhomogener und anisotroper Gebirgskörper; Zeitabhängiges Deformations- und Bruchverhalten von Gesteinen und Gebirgskörpern; Entwicklung von wirtschaftlichen und sicheren bergbaulichen Gewinnungsverfahren.

Professor an der Akademie der Wissenschaften

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Grabstätte auf dem Neuen Friedhof Potsdam

Seit 1982 arbeitete Knoll im Zentralinstitut für Physik der Erde (am Ort des heutigen Geoforschungszentrums) in Potsdam. Er war dort Leiter der Abteilung Geomechanik und Seismizität, Leiter des Bereiches Seismologie sowie Stellvertreter des Institutsdirektors Heinz Kautzleben. 1983 erfolgte seine Ernennung zum Professor für Geophysik an der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) zu Berlin.

Gleichzeitig war er Mitglied des Wissenschaftlichen Rates des Forschungsprogramms Geo- und Kosmoswissenschaften, Mitglied des Nationalkomitees für Geodäsie und Geophysik der AdW sowie Leiter der nationalen Arbeitsgruppe der DDR in der International Association for Earthquake Engineering (IAEE). Es erfolgte die Bearbeitung von nationalen und internationalen Forschungsprojekten auf den Gebieten Gebirgsmechanik und Seismologie, Gutachter- und Kontrolltätigkeit für den unter- und übertägigen Bergbau sowie für die seismische und geophysikalische Erkundung.

Seine Hauptarbeitsfelder waren in dieser Zeit: Anthropogen induzierte Seismizität, insbesondere im Bergbau und bei der unterirdischen Gewinnung und Speicherung gasförmiger und flüssiger Medien; Entwicklung seismischer Mess- und Überwachungsnetze sowie von Verfahren zur Erfassung und Verarbeitung geowissenschaftlicher Daten. Für seine Arbeiten auf dem Gebiet der bergbaulichen Gebirgsmechanik und der Bekämpfung von Gebirgsschlägen wurde er 1988 mit dem Nationalpreis 1. Klasse für Wissenschaft und Technik ausgezeichnet.

Knoll war verheiratet und lebte zusammen mit seiner Ehefrau seit seinem Wechsel an die Akademie in Potsdam. Seine Tochter ist die Schriftstellerin Else Buschheuer. Seine letzte Ruhestätte fand Peter Knoll auf dem Neuen Friedhof Potsdam.

Selbständige Tätigkeit

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Seit 1997 war Knoll als Einzelkaufmann Inhaber des „GTU INGENIEURBÜRO Prof. Dr. Knoll“ in Teltow, das Anfang 2004 geschlossen wurde. Ab 1992 war er Geschäftsführender Gesellschafter der „GEO-DYN Gesellschaft für Geophysikalisches Messen und Geotechnische Untersuchungen mbH“ in Teltow, die 2002 in Insolvenz ging.[2] Seine Tätigkeit umfasste Entwicklung, Installation und Betrieb von geophysikalischen und geotechnischen Kontroll- und Überwachungsanlagen in Bergwerken und UT-Deponien und Endlagern, geotechnischen Strukturen und Hohlräumen.

Seine Hauptarbeitsfelder waren:

In den Jahren 2001 bis 2005 war er Technischer Geschäftsführer der „GTS Grube Teutschenthal Sicherungs GmbH & Co. KG“[3] in Teutschenthal, Land Sachsen-Anhalt sowie anschließend von 2005 bis 2008 Fachberater dieses Unternehmens.

Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassten in diesem Zeitabschnitt von 2001 bis 2008:

Arbeitsaufenthalte im Ausland

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Knoll absolvierte vielfältige wissenschaftliche Arbeitsaufenthalte im Ausland (mehr als 2 Wochen Dauer; alphabetisch):

Mitgliedschaften und Ehrungen (Auswahl)

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Auszeichnungen

Veröffentlichungen

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Knoll hat vielfältige Vorträge auf nationalen und internationalen wissenschaftlichen Veranstaltungen gehalten, deren Durchführung er teilweise selbst angeregt und mit organisiert hat. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen spiegeln zugleich seine Teamarbeit wider und umfassen über 100 Arbeiten. Er hat Patente für Verfahren sowie zahlreiche Gutachten und Expertisen erarbeitet; hierfür hat er ca. 380 teilweise sehr umfangreiche und mehrbändige unveröffentlichte Abschlussberichte von Forschungsprojekten, Gutachten, Expertisen und Fachberichte für Behörden, Unternehmen und Gerichte im Rahmen der Forschungs- und Ingenieurtätigkeit erstellt.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Traueranzeige in der Leipziger Volkszeitung vom 18. November 2023, abgerufen am 18. November 2023
  2. Angaben zu den Unternehmen laut den Handelsregisterauszügen in www.handelsregister.de
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grube-teutschenthal.de
  4. Heinz Kautzleben: Tätigkeit und Wirkung des Arbeitskreises Geo-, Montan-, Umwelt-, Weltraum- und Astrowissenschaften der Leibniz-Sozietät. In: Knoll, P. (Hrsg.): Im Mittelpunkt steht der Mensch — Fortschritte in den Geo-, Montan-, Umwelt-, Weltraum- und Astrowissenschaften. Kolloquium zu Ehren von Prof. Dr. Heinz Kautzleben aus Anlass seines 80. Geburtstages. Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 120. trafo Wissenschaftsverlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86464-090-2, S. 184–224.
Personendaten
NAME Knoll, Peter
ALTERNATIVNAMEN Knoll, Wilhelm Peter
KURZBESCHREIBUNG deutscher Geophysiker, Professor sowie Unternehmer
GEBURTSDATUM 14. Juni 1940
GEBURTSORT Eilenburg
STERBEDATUM 12. November 2023