Otfrid-Reinald Ehrismann (* 16. Juni 1941 in Mainz) ist ein deutscher Germanist mit den Forschungsschwerpunkten Mediävistik und deutsche Sprachgeschichte. Er gilt als ausgewiesener Experte für das Nibelungenlied.

Leben

Otfrid/Otfried Reinald Ehrismann (in den Publikationen meist „Otfrid Ehrismann“) studierte von 1961 bis 1968 Germanistik und Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und wurde dort 1968 mit der Dissertation „Volk. Eine Wortgeschichte vom Ende des 8. Jahrhunderts bis zum Barock“ zum Dr. phil. promoviert. Von 1968 bis 1972 war er Wissenschaftlicher Assistent am Germanistischen Seminar der Justus-Liebig-Universität Gießen; dort habilitierte er sich im Juni 1972 für das Fach „Deutsche Sprache und Ältere Deutsche Literatur“ mit der Schrift „Studien zur Rezeption des Nibelungenlieds von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg“ und wurde im Oktober 1972 auf eine Professur an der Universität Gießen berufen.

Otfrid Ehrismann ist ein Enkel des Greifswalder Germanisten Gustav Adolph Ehrismann (1855–1941).[1]

Forschung

Ehrismanns wissenschaftliche Arbeiten thematisieren innerhalb der mediävistischen Literaturwissenschaft insbesondere das Nibelungenlied und die sogenannte Höfische Dichtung – mit einem besonderen Fokus auf deren Rezeptions-, Wirkungs- und Wissenschaftsgeschichte – sowie die kleineren Narrative des späteren Mittelalters. Innerhalb der deutschen Sprachwissenschaft befasst er sich, anschließend an seine Dissertation, mit der Frühgeschichte des Wortes „deutsch“ und, vertiefend zur Höfischen Dichtung, mit Wortgeschichten des Hohen Mittelalters. Die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte des Nibelungenliedes führte Ehrismann zu zwei weiteren Forschungsschwerpunkten: Friedrich Hebbel sowie Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Sein Interesse gilt zudem der didaktischen Vermittlung mittelalterlicher Literatur und Sprache.[2]

Ab 1996 gab er im Auftrag des Collegium Carolinum München e.V. auf Wunsch des ersten Herausgebers Heinz Engels das Sudetendeutsche Wörterbuch heraus.[3] Mittlerweile löste ihn als Herausgeber Thomas Gloning ab.

Schriften (Auswahl)

Monographien

Herausgeberschaften, Übersetzungen

Ein ausführliches Publikationsverzeichnis findet sich auf Ehrismanns Webseite.[4]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Begrüßungsworte des Rektors der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Magnifizenz Prof. Dr. theol. habil. Hans-Jürgen Zobel. In: Rolf Bräuer, Otfrid Ehrismann: Mediävistische Literaturgeschichtsschreibung. Gustav Ehrismann zum Gedächtnis (Symposion Greifswald, 18. 9. bis 23. September 1991) (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 572). Kümmerle, Göppingen 1992, ISBN 3-87452-814-6, S. 11–14, hier S. 13.
  2. Siehe den Überblick zu den Forschungsfeldern Ehrismanns bei Gudrun Marci-Boehncke: Von Mythen und Mären – Mittelalterliche Kulturgeschichte im Spiegel einer Wissenschaftler-Biographie. In: Gudrun Marci-Boehncke, Jörg Riecke (Hrsg.): „Von Mythen und Mären“ – Mittelalterliche Kulturgeschichte im Spiegel einer Wissenschaftler-Biographie. Festschrift für Otfrid-Reinald Ehrismann zum 65. Geburtstag. Olms, Hildesheim u. a. 2006, ISBN 3-487-13179-X, S. 10–15.
  3. Otfrid Ehrismann: Chronik. In: Derselbe: 26. Bericht über das Sudetendeutsche Wörterbuch (Arbeitsjahre 1994 bis 1997). Hrsg. vom Collegium Carolinum, München 1998, S. 3–8, hier S. 3.
  4. Webseite an der Uni Giessen