Reliefportrait des Orientalisten Oluf Gerhard Tychsen am Universitätshauptgebäude in Rostock

Oluf Gerhard Tychsen (* 14. Dezember 1734 in Tondern; † 30. Dezember 1815 in Rostock) war ein aus dem Herzogtum Schleswig stammender Orientalist und Bibliothekar, der vorwiegend an der Universität Rostock wirkte.

Leben

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Tychsen war der Sohn eines dänischen Sergeanten und einer Schneiderstochter. Er besuchte die Lateinschule in seinem Geburtsort und konnte 1752 mit Hilfe von Gönnern das Akademische Gymnasium in Altona besuchen. Hier erhielt er ersten Kontakt mit Sprache und Religion der Juden, die ihm der Rabbiner Jonathan Eybeschütz vermittelte.[1] Tychsen studierte zunächst an der Universität Jena, wechselte aber bald an die Universität Halle zu Studium der Theologie, der Geschichte und der orientalischen Literatur. Nach erfolgreichem Abschluss wirkte er in Halle als Lehrer am Waisenhaus der pietistischen Franckeschen Stiftungen. Von da wurde er durch Johann Heinrich Callenbach an das Institutum Judaicum et Muhammedicum geholt und zum Judenmissionar ausgebildet.[1] Zu diesem Zweck ging 1759–1760 auf zwei Missionsreisen durch Norddeutschland und Dänemark, die aber ohne Erfolg blieben. Durch eine Empfehlung des Pietisten Christian Albrecht Döderlein erhielt er 1760 eine Anstellung als Magister und 1762 einen Ruf als Professor für orientalische Sprachen an die Universität Bützow, die durch Auszug aus der lutherischen Universität Rostock gegründet worden war. Im Jahr 1765 heiratete er die fast zehn Jahre ältere Magdalena Sophia von Tornow († 1806), die ihn während einer Krankheit gepflegt hatte und eine reiche Mitgift mit in die Ehe brachte; ein 1766 geborener Sohn verstarb bereits im nächsten Jahr und blieb das einzige Kind. Die Mitgift und das Erbe der Wismarer Schwiegermutter setzten ihn in den Stand, mit der Zeit eine ansehnliche Bücher- (etwa 10 000 Bände) und eine Münzensammlung zu erwerben.[2] Seine Einschätzung des zeitgenössischen Judentums war aber sehr negativ, weil kein Fortschritt in der Mission erkennbar war. Seine Diffamierung der Speisegesetze löste 1768/69 einen Protest der Schweriner Juden aus.[3]

Im Jahr 1789 ließ Herzog Friedrich Franz I. die Universitäten Bützow und Rostock wieder zusammenlegen und bestimmte als Standort Rostock. Tychsen rückte dort auf zum Oberbibliothekar (Bibliotheksdirektor).

Neben dem Ausbau der Universitätsbibliothek widmete Tychsen auch seiner privaten Forschungsbibliothek viel Zeit. Bis auf wenige Ausnahmen kaufte die Universität Rostock seinen gesamten Nachlass.

Die Bützowschen Nebenstunden gelten als sein Hauptwerk. Die sechs Bände entstanden zwischen 1766 und 1769 und wurden eine Fundgrube für die jüdische Geschichte. Tychsen gilt heute als einer der Begründer der arabischen Paläographie und konnte mit seinen Versuchen, die Keilschrift zu entziffern, als Erster einige Erfolge vorweisen.

Bereits 1793 wurde Tychsen Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Stockholm. Es folgten Mitgliedschaften der in Padua und Kopenhagen. Ab 1803 war Tychsen außerordentliches und ab 1812 Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.[4] Seit 1813 war er auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Gleich zwei Ehrendoktortitel erhielt Tychsen 1813 durch die Theologische und die Juristische Fakultät der Universität Rostock. Karl XIII. von Schweden ernannte ihn zum Ritter des Nordstern-Ordens.[5]

Werke (Auswahl)

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  1. Briefe von Oluf Gerhard Tychsen.
  2. Briefe von Giovanni Bernardo de Rossi

Übersetzung

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Rafael Arnold u. a. (Hrsg.): Der Rostocker Gelehrte Oluf Gerhard Tychsen (1734–1815) und seine internationalen Netzwerke. Wehrhahn, Hannover 2019, Einleitung, S. 9.
  2. Klenz, Tychsen, Oluf Gerhard in: ADB 39 (1895), S. 38–51
  3. Michael Busch: Juden in Schweden 1685 bis 1838. Wehrhahn Verlag, Hannover 2020, ISBN 978-3-86525-743-7, S. 64–70.
  4. Mitglieder der Vorgängerakademien. Olaus (Oluf) Gerhard Tychsen (Tüchsen). Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 23. Juni 2015.
  5. Michael Busch: Juden in Schweden 1685 bis 1838. Wehrhahn Verlag, Hannover 2020, ISBN 978-3-86525-743-7, S. 72.
Personendaten
NAME Tychsen, Oluf Gerhard
ALTERNATIVNAMEN Tychsen, Olaus Gerhard
KURZBESCHREIBUNG deutscher Orientalist
GEBURTSDATUM 14. Dezember 1734
GEBURTSORT Tondern
STERBEDATUM 30. Dezember 1815
STERBEORT Rostock