Das Nordhessische Braunkohlerevier (auch Niederhessisches oder Kasseler Braunkohlerevier genannt) war ein Bergbaurevier in Nordhessen (historisch: Niederhessen), rund um Kassel, in dem ab dem 18. bis ins 20. Jahrhundert Braunkohle und teilweise auch höherwertige Glanzkohle, anfangs in untertägigen Zechen, später im Tagebau gewonnen wurde.[1][2]
Die nordhessischen Zechen und Gruben bildeten wegen ihrer verstreuten Lage nur einen recht losen Verbund. Südwestlich schließt in einigem Abstand das südhessische Wetterauer Braunkohlerevier an, das manchmal mit dem Nordhessischen zum Hessischen Braunkohlerevier zusammengerechnet wird; diese Zusammenfassung ist aber zweifelhaft, da es kaum Berührungspunkte gab.
Das Nordhessische Revier war bis zum Jahr 1945 ein Bestandteil des Mitteldeutschen Braunkohlereviers. Gegenüber den großen deutschen Braunkohlerevieren in Mitteldeutschland, in der Lausitz und im Rheinland hatte das Nordhessische Revier jedoch nur eine untergeordnete, regionale Bedeutung. Dies lag vor allem daran, dass Nordhessen verkehrstechnisch schlecht erschlossen war und insbesondere der Bau von Eisenbahnlinien durch das nordhessische Mittelgebirge zu den verstreut liegenden Gruben schwierig und deshalb der überregionale Vertrieb zu kostspielig war.
Die Braunkohle diente anfangs vor allem als Brennstoff für den Hausbrand und für Kleingewerbe, mit zunehmender Industrialisierung aber auch für die entstehende Chemische, Montan- und Schwerindustrie. Insbesondere die Henschel-Werke in Kassel waren ein wichtiger Abnehmer der Kohle. Allein zur Stahlerzeugung war die Kohle, wie Braunkohle aus anderen Revieren auch, ungeeignet. Sämtliche Bergbauunternehmen im Nordhessischen Braunkohlerevier gehörten von 1919 bis 1945 dem Mitteldeutschen Braunkohlen-Syndikat an.
Neben der Industrie diente die Kohle auch zur Versorgung von Kohlekraftwerken:
Die größten Vorkommen liegen in der Westhessischen Senke, im West- und Osthessischen Bergland:[1]
Eine Ausstellung zur Geschichte des hessischen Braunkohlebergbaus findet sich im Hessischen Braunkohle-Bergbaumuseum in Borken (Hessen).