Nietzsche-Kommentar ist die Kurzbezeichnung für den Historischen und kritischen Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Sigle: NK). Es handelt sich um ein 2008 begonnenes und 2024 beendetes Langzeitprojekt im Rahmen des Akademienprogramms von Bund und Ländern; es war an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften angesiedelt. Der Dienstsitz war am Philosophischen und Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Zielsetzung

Das Ziel des Nietzsche-Kommentars ist es, erstmals sämtliche von Nietzsche publizierte oder zur Publikation vorbereitete Werke umfassend zu kommentieren. Trotz der enormen und weltweiten Ausstrahlung von Nietzsches Denken gab es bisher keinen umfassenden Kommentar zu Nietzsches Werken, sondern nur Studien zu einzelnen seiner Publikationen. Diesem Desiderat will der Nietzsche-Kommentar abhelfen, indem er Nietzsches Werke in ihrem historischen Kontext philosophisch und geistesgeschichtlich erschließt.

Aufbau, Gliederung und Organisation

„Der Kommentar soll die bereits vorhandenen Forschungsergebnisse zusammenführen, systematisieren und erweitern. Die auf einzelne Textpartien bezogenen Erläuterungen werden durch einleitende Überblickskommentare in einen konzeptionellen, strukturellen sowie entstehungs- und wirkungsgeschichtlichen Zusammenhang gestellt. Intensive Kontext- und Quellenforschungen sind dafür unerlässlich.“[1]

Die Kommentar-Bände sind nach Werk-Komplexen chronologisch gegliedert und erscheinen im Verlag Walter de Gruyter (Berlin / Boston):

Am Nietzsche-Kommentar arbeiteten mehrere wissenschaftliche Kommentatoren sowie zusätzlich wissenschaftliche Hilfskräfte.[3] Initiiert und von 2008 bis 2014 geleitet wurde der Nietzsche-Kommentar von dem Germanisten Jochen Schmidt, seit 2014 leitete der Philosoph Andreas Urs Sommer die Forschungsstelle; Teilprojektleiter sind die Literaturwissenschaftler Katharina Grätz und Sebastian Kaufmann. Den Vorsitz in der zuständigen wissenschaftlichen Kommission hatte der Theologe Gerd Theißen.[4]

Bisher publizierte Bände

Rezeption

Die bisher erschienenen Bände des Nietzsche-Kommentars sind in der Presse und in der Fachwelt wohlwollend aufgenommen worden: „Drei Bände eröffnen einen neuen Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken und setzen damit Maßstäbe. […] So bildet der Kommentar ein unentbehrliches Instrument nicht nur für die Europäische Religionsgeschichte, für die Wissenschaftsgeschichte, sondern für die Religionswissenschaft insgesamt.“[6] „Erstmals gibt es einen wissenschaftlich hochrangigen, präzise beschreibenden, seriös informierenden und hochinformativen Nietzsche-Kommentar aus konsequent humanistischer, aufklärungs- und demokratiebejahender Perspektive.“[7] „Die enorme wissenschaftliche Leistung des Kommentars ist exemplarisch an der Erschließung der «Geburt der Tragödie» abzulesen, Nietzsches wirkungsmächtigem, aber auch hochgradig verwirrendem, höchst erläuterungsbedürftigem Frühwerk. Der Kommentar erschließt hier präzise und konturenscharf die Zusammenhänge, die im dionysischen Rausch Nietzsches sonst gerne verschwimmen.“[8] „Sollte das bisherige Niveau beibehalten werden können, würde bereits die gründliche Lektüre eines einzigen dieser vermutlich 12 Teilbände fast jeden Interpreten, geschweige denn ,normalen‘ Leser, im Informations-, Reflexions- und Kritikniveau erheblich fördern: Nietzsche würde anders und bei weitem scharfsinniger gelesen werden. So könnten die Bände dieses Kommentars auch als Stimulanzien zu sorgsamerer und weniger naiver, affirmativer Lektüre wertvolle Dienste leisten; übrigens nicht nur im Blick auf Nietzsches Texte.“[9] „Wie auch der Kommentar der Morgenröthe [...] überzeugt der Idyllen-Kommentar durch differenzierte, historisch weit ausgreifende Argumentation sowie die [...] Fähigkeit, gedankliche Zusammenhänge sensibel nachzuzeichnen und sich nicht durch Tricks und Ablenkungsmanöver Nietzsches auf falsche Fährten locken zu lassen.“[10] „Der Kommentar [...] ist zu einem unerlässlichen Forschungswerkzeug für diejenigen geworden, die sich streng wissenschaftlich mit Nietzsches Philosophie beschäftigen.“[11]

Open Access Publikation

Seit 2023 stehen die Kommentarbände online open access zur Verfügung und sind über die Verlagsseite frei abrufbar.

Einzelnachweise

  1. Nietzsche-Kommentar an der Universität Freiburg
  2. Gliederung
  3. Liste der Mitarbeiter (Memento des Originals vom 20. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.haw.uni-heidelberg.de
  4. NK an der Heidelberger Akademie (Memento des Originals vom 14. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.haw.uni-heidelberg.de
  5. Verlagsseite
  6. Christoph Auffarth, in: Zeitschrift für Religionswissenschaft, Bd. 21 (2013), Heft 2, S. 273–279.
  7. Humanistischer Pressedienst 15. Oktober 2013
  8. Ludger Lütkehaus, Aus dem Geiste der Kritik geboren. Der erste umfassende historische und kritische Nietzsche-Kommentar, in: Neue Zürcher Zeitung, 7. März 2013
  9. Hermann Josef Schmidt, Rezension zu Bd. 3.1, Teil I, S. 3
  10. Hermann Josef Schmidt, Rezension zu Bd. 3.1, Teil II, S. 96f.
  11. Jorge Luiz Viesensteiner und Antonio Edmilson Paschoal, Rezension zu Bd. 6/2, in: Nietzsche-Studien 45 (2016), S. 263–265

Literatur