Der Moisture Sensitivity Level (MSL, dt. »Feuchtigkeitsempfindlichkeitsschwellwert«) bezieht sich auf die Feuchteempfindlichkeit von Halbleiterbauelementen beim Verpacken, der Lagerung und Montage.

Hintergrund

Durch den Popcorn-Effekt beim Entlötprozess zerstörtes BGA-Chipgehäuse

Kunststoffumspritzte SMD-Bauelemente sind nicht hermetisch abgeschlossen, so dass Feuchtigkeit aus dem Raumklima in den Kunststoff eindiffundieren kann. Werden solche feuchtigkeitsbeladenen Bauteile nun mittels Reflow-Löten auf Leiterplatten aufgelötet, kann es zum sogenannten Popcorn-Effekt kommen. Dabei verdampft die eingeschlossene Feuchtigkeit fast schlagartig beim Erhitzen (Löttemperaturen bis über 250 °C bei einem Anstieg von bis zu 3 K/s). Da der heiße Dampf zu einer Druckerhöhung führt, kann dies zum Platzen der Bauteile oder Delamination innerhalb der Gehäusekonstruktion führen. Das gleiche Problem stellt sich beim Entlöten.

Zur Vorbeugung gibt der Hersteller der SMD-Bauelemente mittels des MSL an, bei welchen Bedingungen die Bauteile zu lagern sind und wie sie danach verarbeitet werden müssen.

Nach dem Lötvorgang ist der MSL nicht mehr von Relevanz.

Standardisierung

Einteilung gemäß der aktuellen Fassung des J-STD-020D-Standards[1]
MSL Floor Life
Zeit Bedingung
1 unbegrenzt 30 °C / 85 % RH
2 1 Jahr 30 °C / 60 % RH
2a 4 Wochen 30 °C / 60 % RH
3 168 Stunden 30 °C / 60 % RH
4 72 Stunden 30 °C / 60 % RH
5 48 Stunden 30 °C / 60 % RH
5a 24 Stunden 30 °C / 60 % RH
6 „time on label“
(TOL)
30 °C / 60 % RH
N Not moisture sensitive
according JEDEC-J-STD

Der MSL kann nach verschiedenen Verfahrensweisen festgelegt werden. Am häufigsten wird der Standard J-STD-020 (engl. Moisture/Reflow Sensitivity Classification for Nonhermetic Solid State Surface Mounted Devices) der amerikanischen Organisation JEDEC verwendet.

Für die Handhabung, Verpackung, Transport und den Einsatz feuchteempfindlicher (SMD-)Bauteile siehe J-STD-033c.

Bei der Festlegung des MSL werden Bauteile zunächst vollständig getrocknet. Danach werden sie definiert mit Feuchtigkeit beladen und anschließend einem oder mehreren Reflow-Lötvorgängen unterzogen. Durch elektrische Messung oder anderen Untersuchungsmethoden (z. B. Ultraschallprüfung) wird daraufhin geprüft, ob die Bauteile den Lötvorgang ohne Beschädigung überstanden haben.

Innerhalb der genannten Zeiträume ist das Bauteil dann zu verarbeiten, ohne dass es beim Lötvorgang beschädigt werden kann.

Handhabungsrichtlinien

Feuchteindikator­karte, frisch aus einer bis gerade versie­gelten Packung entnommen

Einzelnachweise

  1. Working Group ICT and EDI: VDA MAT Label – Best practice recommendation. VDA-AK KIT 4992/1. Hrsg.: Verband der Automobilindustrie. Berlin September 2015, S. 18 (vda.de [ZIP; abgerufen am 15. April 2020]).