Miron Mislin (* 9. März 1938 in Bukarest[1]; † 24. April 2018 in Berlin[2]) war ein deutscher Architekt und Bauhistoriker. Die Schwerpunkte seiner Arbeit waren die Bau-, Konstruktions- und Stadtbaugeschichte mit den Themen: überbaute Brücken, Megastrukturen der ersten bis dritten Generation, architektonische und städtebauliche Utopien, die Geschichte der Baukonstruktion von der Renaissance bis zum 20. Jahrhundert und die Geschichte der Industriearchitektur. Mislins Monographie „Industriearchitektur in Berlin 1840–1910“ gilt zu diesem Thema als bauhistorisches Standardwerk. Die gleichnamige Ausstellung wurde 1999 bis 2004 in Berlin, Rom, Wien, Madrid und New York gezeigt.

Leben

Miron Mislin wurde zuerst Zeichner für Möbelbau und Innenraumgestaltung und studierte von 1962 bis 1966 Architektur an der damaligen Hochschule für Bildende Künste (HBK), heute die Universität der Künste Berlin in Berlin-Charlottenburg. Die erste Abschlussprüfung als Werk-Architekt HBK schloss er im Sommer 1966 ab. Danach setzte Mislin seine Ausbildung mit Studien der Geographie, Geschichte und Wirtschaftsgeschichte an der Freien Universität Berlin sowie Städtebau und Soziologie an der Technischen Universität Berlin.

Ab 1969 studierte Miron Mislin erneut Architektur, Baukonstruktion, Ingenieurbau und Bau- und Stadtbaugeschichte an der Universität (TH) Stuttgart. Die Diplomhauptprüfung im Fachbereich Baukonstruktion erfolgte im Oktober 1971. Die Diplomarbeit „Untersuchungen über den Entwicklungsgang der Brücken in ihren Beziehungen zur Architektur: Form und Konstruktion im 17.–19. Jahrhundert“ erfolgte bei Günther Wilhelm und Antonio Hernandez. Mit der Dissertation über die „überbauten Brücken von Paris“ promovierte Mislin 1978 bei Antonio Hernandez und Wolfgang Braunfels.

Miron Mislin wurde wissenschaftlicher Assistent zuerst an der Technischen Universität Braunschweig (1979–1980) im Fach Entwerfen, Bauen und Denkmalpflege auf dem Lande und dann an der TU Berlin (1980–1984) im Fach Entwerfen, Baukonstruktion und industrielles Gestalten. Von 1982 bis 1985 war er Lehrbeauftragter für „Geschichte der Bautechnik“ für Architekten am Institut für Baugeschichte und Bauaufnahme der TU Berlin.

In dieser Zeit erarbeitete Mislin die ersten Grundlagen für ein neues Fach, Geschichte der Bautechnik für Architekten, das sich mehr als die traditionelle Bau- oder Architekturgeschichte mit dem Kontext der Konstruktions- und Technikgeschichte befasst. Dieses neue Fach wurde durch die von der Dokumentation Weiterbildung der TU Berlin herausgegebenen „Arbeitspapiere zur Geschichte der Bautechnik“, Hefte 11 und 14 (1984–1986), bekannt. Die Habilitation für das Fach Baugeschichte mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte der Bautechnik erfolgte 1986 an der Universität Stuttgart, wo Mislin erneut von Antonio Hernandez sowie von Julius Posener betreut wurde. Seit 1984 beschäftigte er sich mit der historischen Entwicklung der Industriearchitektur zuerst in Berlin.

Sein Projekt für die Erforschung der Berliner Industriearchitektur von 1840 bis 1910 wurde von Wilhelm Treue von der Historischen Kommission zu Berlin unterstützt. Diese Bemühungen führten zu einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Projekt, das schließlich 2002 in dem umfassenden Werk Industriearchitektur in Berlin 1840–1910 mündete. Seit dem Sommersemester 1987 lehrte Mislin zunächst als Privatdozent, seit Wintersemester 1992/1993 als außerplanmäßiger Professor neben Baugeschichte auch Geschichte der Industriearchitektur an der TU Berlin. Für seine Leistungen in der Lehre bekam er 1999 den TU-Preis Champion der Lehre. Auswärtige Rufe erfolgten 1987 als Senior Lecturer und 2004 als Professor. Er war nebenher auch als Sachverständiger für Bauschadensbewertung und für historische Industriearchitektur tätig.

Zeitweilig lehrte er auch als Gastprofessor im Fachbereich Ingegneria Edile der Universität Pisa und an der Faculty of Architecture des Technions in Haifa. Von 2004 bis 2006 war er Research Fellow des Hagley Centers for Business and Technology History in Wilmington, Delaware (bei Philadelphia). Zuletzt arbeitete und forschte Mislin über die Entwicklung der amerikanischen Industriearchitektur von 1890 bis zu den Anfängen der Automobilindustrie um 1920 und ihren Einfluss auf die deutsche Industriearchitektur. Für dieses Projekt wurde ihm 2010–2011 eine research fellowship der Joseph-Horner-Library in Philadelphia und des Deutschen Historischen Instituts Washington zuerkannt. Mislins Forschungsergebnisse über die amerikanische Industriearchitektur von 1876 bis 1929 wurden posthum von Rosemarie Lazarus in einer Monografie publiziert.[3]

Schriften

Literatur

Kongresse und Tagungen

Mitgliedschaften

Fernsehen

Einzelnachweise

  1. Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender. 18. Ausgabe (2001), Band 2, S. 2122.
  2. Gedenkseite von Miron Mislin | Tagesspiegel Trauer. Abgerufen am 29. Juli 2019 (deutsch).
  3. Miron Mislin und Rosemarie Lazarus: Amerikanische Industriearchitektur (1876-1929). The Gilded Age. Berlin: Wasmuth & Zohlen Verlag 2020, ISBN 978-3-8030-2102-1