Café des Mecklenburgischen Kutschenmuseums (2016)

Das Mecklenburgische Kutschenmuseum befindet sich im zwei Kilometer südlich von Sternberg gelegenen Dorf Kobrow II im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Es besitzt eine der bedeutsamsten und größten Sammlungen in Deutschland.

Allgemeines

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In den vergangenen Jahren eröffneten verschiedene deutsche Museen Kutschenausstellungen und publizierten Bestandskataloge. Trotz dieses Engagements sind es in Deutschland vor allem Privatpersonen und Unternehmen, die sich mit dem Erhalt historischer Wagen und Schlitten sowie derer Erforschung widmen. In namhaften Technikmuseen spielen Kutschen nur eine untergeordnete Rolle, obwohl sie den Ausgangspunkt einer Entwicklung bilden, an deren Ende das heutige Automobil steht.[1]

In Mecklenburg ist daher besonders das Engagement von Norbert Rethmann hervorzuheben, der mehrere Privatsammlungen übernahm und so den Verbleib dieser Kunstgüter in Deutschland gesichert hat. Rethmann will die historischen Fahrzeuge und Kutschen nicht nur der Nachwelt bewahren, er macht sie auch nach aufwendigen Restaurierungen im Mecklenburgischen Kutschenmuseum in Kobrow der Öffentlichkeit zugänglich. Träger des Museums ist eine gemeinnützige GmbH.

Geschichte

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Im Jahre 2003 entstanden die ersten Ideen zum Aufbau eines Kutschenmuseums auf dem ehemaligen Gelände des Volkseigenen Gutes (VEG) in Kobrow. Ab November 2005 begannen die Vorbereitungsarbeiten in der Halle 1, der ehemaligen Getreidehalle. Schon im November 2005 trafen die ersten Kutschen, Schlitten, Pferdemodelle, Ständer, Böcke, Kisten und Vitrinen ein.[2] Ende Januar 2006 begannen die Bauarbeiten, die bis Ende Mai 2006 dauerten. Im Mai 2006 kamen noch weiteres Zubehör zu der bereits umfangreichen Sammlung. Darunter waren Reisekoffer, Handwerkerstände und einige Privatkutschen.

Ausstellungshalle (2016)

Durch den Förderverein unter Leitung von Norbert Schönborn erfolgte der chronologische Aufbau und die Anordnung der Exponate auf einer Ausstellungsfläche von 800 m². Die feierliche Einweihung erfolgte am 14. Juni 2006. Der Öffentlichkeit konnten danach diverse Kutschen, Pferdeschlitten, Pferdemodelle, in Vitrinen Modellkutschen mit Zubehör sowie Modellkutscher mit Kleidung gezeigt werden.

Mit dem Ankauf weiterer Exponate, wie Kutschen und Reisezubehör, wurde die Erweiterung des Museums erforderlich. Es kamen noch Kutschen und Galgengeschirr aus der Bayrischen Region und eine seltene Sammlung pferdegezogener Militärfahrzeuge des Ersten und Zweiten Weltkrieges mit diversem Zubehör, wie Militärgeschirren und Militärsätteln, Uniformen, Beobachtungsgeräten und Feldküchen hinzu. Von Februar 2007 bis Mai 2007 wurde die Halle 2 entkernt und umgebaut. Einst war dort die Motoren- und Reparaturwerkstatt mit dem Materiallager des Volkseigenen Gutes untergebracht. Am 17. Mai 2007 erfolgte die Eröffnung der Halle 2 mit 600 m² Stellfläche.[3] Unter den Exponaten sind Kutschen, Leichenwagen, Parkwagen, Feuerwehrspritzenwagen, Kleinviehtransporter, Feldküchen, Versorgungswagen, Planwagen Hf1 (Heeresfeldwagen), Planwagen im Originalzustand aus dem Zweiten Weltkrieg, Pferdetransportwagen, Infanteriekarren und Ständergestelle mit Pferd, Geschirr und Sätteln. Die zwei Abstellräume der ehemaligen Werkstatt wurden zu einer Pferdegeschirrkammer umgebaut. Dort befinden sich auch 17 Kumtgeschirre, darunter zwei aus dem Königshaus Württemberg.

Durch den Ankauf weiterer Kutschen, Schlitten und Planwagen mit Zubehör reichten die zwei Ausstellungshallen nicht mehr aus. Daher wurde die Halle für Landmaschinen des Fördervereins zur Ausstellungshalle des Museums umgebaut. Am 30. Mai 2009 erfolgte die Eröffnung der Halle 3 mit 360 m² Ausstellungsfläche. Dabei wurde auch der Zustand der alten die Hofflächen erneuert und die Hofeinfahrt zum Gut verlegt, um eine geschlossenen Museumsanlage zu erreichen. Der Erwerb vier gut erhaltener Originalkutschen aus Holland, eines schlesischen Korbgeflechtwagens und weiterer fünf seltener vorkommender Kutschen und Wirtschaftswagen machte eine erneute Erweiterung des Museums erforderlich. Ende 2009 begann man mit dem Bau der Halle 4. Die Einweihung fand am 26. April 2010[4] statt. Auf einer Ausstellungsfläche von 540 m² werden besonders wirtschaftliche Fahrzeuge gezeigt.

Bierwagen der Dortmunder Hansa und Postkutsche der Reichspost(2016)

Darunter sind Kutschen, Jagdwagen, Leichenwagen, Krankenwagen, Bäckerwagen, Flaschenbierwagen, Milchwagen und ein Gala-Geschirr von König Georg V. von Hannover. Im Herbst 2010 wurde die Sammlung durch weitere Kutschen, wie eine mecklenburgische Postkutsche, einen Sanitätswagen und einer 8-fach gefederten Kindercalesche nochmals aufgewertet. Seit 2008 wurden 25 der gezeigten Kutschen umfassend restauriert.[5] In den Jahren von 2011 bis 2013 wurde die umfangreiche Kutschensammlung durch weitere Ankäufe und Schenkungen vergrößert. Neben Pferdegeschirren, Sätteln, Figuren und Zubehörteilen kamen auch zwei Original-Reiseapotheken, ein Milchkannenwagen, ein Schweizer Tour de Lac und ein irischer Jaunting Cass hinzu. Aus einer bayrischen Kutschensammlung kamen viele elegante Kutschen, wie Dreiviertel-Coupes, ein Original Private Cab aus England, ein Umbau-Landauer von der Hof-Wagenfabrik Gmehl und gewerblich genutzte Fahrzeuge. Der wertvollste Wagen war ein von Joseph Neuss gebauter Gala-Landauer aus dem Marstall vom Deutschen Kaiser Wilhelm II. in Berlin.

Die vorerst letzten baulichen Veränderungen erfolgten 2014. Die Halle des ehemaligen Agrarhofes mit Verkaufsladen, Nebenräumen und Büros wurden zur Ausstellungsfläche mit dem neuen Museumseingang umgestaltet. Nach dem Umbau des Museumsshops und dem bisherigen Café wurde auch ein geschlossener Rundgang durch das Kutschenmuseum geschaffen.

Sammlungsbestand

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In fünf Hallen mit einer Ausstellungsfläche von 3240 m² werden 191 von 216 Fahrzeugen und Kutschen mit Zubehör präsentiert.[6] Darunter befinden sich Reise- und Ausfahrwagen, Kutschen, wirtschaftlich genutzte Wagen, Postkutschen, Milchwagen und Flaschenbierwagen, Beerdigungswagen, Kinderfahrzeuge und Pferdeschlitten, pferdegezogene Militärwagen, Feldküchen, Jagdwagen, Pferdegeschirr und Reisezubehör. Die Exponate stammen aus der Zeit zwischen 1800 und 1950 und zeigen die große Vielfalt an Bauarten von Fahrzeugen.[7]

Im Museum sind Wagen, Kutschen, Schlitten und Zubehör aus 13 Nationen zu sehen: Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Niederlande, Österreich, Polen, Russland, Schweiz, Tschechien, Ungarn und USA.

Besonderheiten

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Das Mecklenburgische Kutschenmuseum besitzt auch einen umfangreichen Bestand von Kutschen aus fürstlichen und königlichen Marställen.

Zwei Wagen kommen aus dem königlichen Marstall in Berlin. Der Leib-Mylord von Kaiserin Auguste Viktoria und ein Galawagen, ein Landauer a la Daumont.

Aus dem königlichen Marstall in Dresden besitzt das Kutschenmuseum einen Landauer.

Aus dem großherzoglichen Marstall in Darmstadt kommt ein Coupe Clarence.

Fahrzeugbauer

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Im Mecklenburgischen Kutschenmuseum sind zahlreiche namhafte Fahrzeugbauer Europas und der USA mit ihren Erzeugnissen vertreten, die entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Wagens- und Karosseriebaus genommen haben.

Literatur

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Commons: Mecklenburgisches Kutschenmuseum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Thomas Köppen: Mecklenburgisches Kutschenmuseum. 2015, S. 15.
  2. Norbert Schönborn: Kurzchronik Kutschenmuseum. 2010, S. 3.
  3. Norbert Schönborn: Kurzchronik Kutschenmuseum. 2010, S. 6.
  4. Norbert Schönborn: Kurzchronik Kutschenmuseum. 2010, S. 9.
  5. Norbert Schönborn: Kurzchronik Kutschenmuseum. 2010, S. 10.
  6. Kerstin Erz: Neue Exponate: Als Pferde den Löschwagen zogen. SVZ Sternberg-Brüel-Warin, 2. April 2019.
  7. Flyer Mecklenburgisches Kutschenmuseum.
  8. Katalog 2015, S. 41–43.
  9. Katalog 2015, S. 47–49.
  10. Katalog 2015, S. 51
  11. Katalog 2015, S. 53–55.
  12. Heinrich Mehl: Acker-, Markt- und Reisewagen. Heide 1996, S. 105–106.
  13. Andres Furger: Kutschen und Schlitten in der Schweiz. Zürich 1993, S. 165–166.
  14. Luc Eckhout: Die Hof-Wagenfabrik Hermans & Co aus Den Haag und die Creme Calesche. In: Achse, Rad und Wagen. Heft 13, S. 94–105.
  15. Katalog 2015, S. 450–451
  16. Katalog 2015, S. 453–454.
  17. Katalog 2015, S. 159–161, 459–560.
  18. Katalog 2015, S. 179.
  19. Katalog 2015, S. 175–176, 469–470.