Max Dienemann, etwa 1910

Max Dienemann (geboren am 27. September 1875 in Krotoschin, Provinz Posen; gestorben am 10. April 1939 in Tel Aviv) war ein deutscher Rabbiner, Publizist und Philologe. Er war einer der führenden liberalen Rabbiner in Deutschland. Zusammen mit Leo Baeck leitete er den Allgemeinen Rabbinerverband Deutschlands, in dem liberale und orthodoxe Rabbiner organisiert waren.

Leben

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Max Dienemann besuchte eine jüdische Volksschule und das Königliche Wilhelms-Gymnasium Krotoschin. Anschließend studierte er an der Universität Breslau orientalische Philologie und promovierte im Jahr 1898. In den folgenden Jahrzehnten publizierte Dienemann in jüdischen Zeitungen, veröffentlichte Predigten und fertigte Auslegungen der Tora. Seine in ganz Deutschland gehaltenen Vorträge zeugten von seiner eher traditionell geprägten Einstellung zum Judentum. Er warnte frühzeitig vor Nationalismus und Rassismus und plädierte für den Zionismus. Von 1903 bis 1919 war er Rabbiner in Ratibor/Oberschlesien. 1919 wurde er von der Israelitischen Gemeinde in Offenbach am Main zum Rabbiner berufen und amtierte dort bis 1938. Er wohnte in der Körnerstraße 12.

Dienemann warb für die Einheit und Eigenständigkeit der Juden in Deutschland, gleichzeitig verstand er sich aber auch als „deutscher Patriot“. 1935 ordinierte Dienemann Regina Jonas zur ersten Rabbinerin in der Geschichte des Judentums.

In der nationalsozialistischen Zeit wurde Dienemann zweimal in Konzentrationslagern interniert. 1933 im KZ Osthofen und 1938 im KZ Buchenwald. Zusammen mit seiner Familie wurde er nach den Novemberpogromen 1938 in die Emigration gezwungen. Über London gelangte die Familie Dienemann im März 1939 nach Palästina, wo Max Dienemann kurz darauf verstarb.[1]

Seine Ehefrau, Mally Dienemann, veröffentlichte 1946 in Plymouth in England als Privatdruck ein Gedenkbuch über Dienemann.[2]

Werke (Auswahl)

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Würdigungen

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Straßenschild des Max-Dienemann-Wegs in Offenbach am Main

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. vgl. Dienemanns Briefe bei Hans Walter Bähr: „Die Stimme des Menschen“ Piper Verlag, München, 1961 S. 29 ff.
  2. Mally Dienemann: Aufzeichnungen, Ms., Auszug, in: Monika Richarz (Hrsg.): Jüdisches Leben in Deutschland. Band 2: Selbstzeugnisse zur Sozialgeschichte im Kaiserreich. Stuttgart : DVA, 1979, S. 231–235
  3. Annette Becker: Federleicht. Avitall Gerstetter, Kantorin und Sopranistin, im Konzert. Aus: Frankfurter Rundschau, 15. August 2002, S. 29.
Personendaten
NAME Dienemann, Max
KURZBESCHREIBUNG deutscher Rabbiner, Publizist und Philologe
GEBURTSDATUM 27. September 1875
GEBURTSORT Krotoschin
STERBEDATUM 10. April 1939
STERBEORT Tel Aviv