Manfred Peter Hein (* 25. Mai 1931 in Darkehmen / Ostpreußen) ist ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Er lebt seit 1958 in Espoo, Finnland.

Leben

Aufgewachsen in Darkehmen, besuchte Manfred Peter Hein noch in den letzten Kriegsjahren, als Zwölf- bis Vierzehnjähriger, die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napola) in Stuhm / Westpreußen und Plön. Nach dem in Bad Wildungen 1951 abgelegten Abitur begann er sein Studium der Fächer Germanistik, Kunstgeschichte, Geschichte und Finnougristik in Marburg, München, Helsinki und Göttingen, das er 1958 mit dem Staatsexamen abschloss.

Im selben Jahr heiratete er und zog nach Finnland, wo er bis heute, mit Unterbrechungen, in Mäkkylä bzw. Karakallio, Vororten Espoos, als Übersetzer und Schriftsteller lebt. 1959 bis 1962 arbeitete Hein zeitweise als Sprachlehrer in Finnland und Deutschland, 1963 war er länger in West-Berlin. In den Jahren 1963 und 1964 wurde er zu den Treffen der Gruppe 47 in Saulgau und Sigtuna eingeladen, nachdem bereits erste Gedichtbände von ihm erschienen waren. Johannes Bobrowski, den er im Oktober 1963 in Saulgau kennengelernt hatte, war sein Gast in Mäkkylä im Juni 1964, und Hein besuchte mit seiner Familie im darauffolgenden Sommer den Freund für drei Wochen in Berlin-Friedrichshagen.

Zwischen 1964 und 1969 hielt er sich häufig in der Tschechoslowakei auf und begann erste Texte aus dem Tschechischen zu übersetzen. In den Jahren 1966 bis 1982 übersetzte er außerdem für den SDR zwanzig finnische Hörspiele, 1971 bis 1974 alte und neue finnische Prosatexte.

Einen Schwerpunkt von Heins wissenschaftlicher Arbeit bildete 1975 bis 1984 die finnische Literatur- und Kulturgeschichte. Zur gleichen Zeit entwickelte er als Redakteur und später als Herausgeber das deutsch-finnische Literaturprojekt Trajekt – Beiträge zur finnischen, finnlandschwedischen, lappischen, estnischen, lettischen und litauischen Literatur. Es entstanden Jahrbücher und eine Buchreihe als Trajekte zwischen den beiden Kulturkreisen. 1984 vollendete er seine großangelegte literaturhistorische Studie zur finnischen und deutschen Rezeption von Aleksis Kivis Roman Die sieben Brüder. 1981 bis 1988 widmete er sich auch wieder verstärkt der osteuropäischen Literatur: Er sammelte und übersetzte Texte avantgardistischer Lyriker, die er 1991 in seiner viel beachteten Anthologie Auf der Karte Europas ein Fleck publizierte, in der er Gedichte von Finnland bis zum Balkan in deutscher Sprache vorstellt.

In seiner 1999 erschienenen autobiografischen Erzählung Fluchtfährte verarbeitet Hein seine Kindheit und Jugend in einer vom nationalsozialistischen Geist erfüllten ostpreußischen Familie, bis ihm 1958 der Ausbruch aus ihr gelingt. Und er flieht weiter, durch das bundesrepublikanische Nachkriegsdeutschland zurück in den Osten: Finnland wird ihm zur neuen Heimat.

Hein war Mitglied des finnischen P.E.N.-Zentrums.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

Übersetzungen

Herausgeberschaft

Mehrere Titel bzw. Gedichte wurden auch von M. P. Hein aus dem Finnischen und Tschechischen übersetzt.

  1. Eino Leino: Die Hauptzüge der finnischen Literatur (Einführung, 1918), 1980
  2. Alexis Kivi: Die sieben Brüder (Roman, 1870). Übersetzt von Gustav Schmidt (1921), durchgesehen und behutsam korrigiert von Andreas F. Kelletat, 1980
  3. Antti Hyry: Daheim (Roman, 1960). Aus dem Finnischen von Josef Guggenmos, 1980
  4. Frans Emil Sillanpää: Das fromme Elend. Übers. Edzard Schaper
  5. Veijo Meri: Erzählungen (1965). Aus dem Finnischen von Manfred Peter Hein, 1981
  6. Paavo Haavikko: Zwei Erzählungen (Jahre, 1962). Aus dem Finnischen von Manfred Peter Hein. Mit einem Nachwort von Hans Dieter Schäfer, 1981
  7. Johan Turi: Erzählung von dem Leben der Lappen. Aus dem Dänischen von Mathilde Mann, hrsg. von Emilie Demant, 1982
  8. Paavo Haavikko: König Harald. Hörspiele. Aus dem Finnischen von Manfred Peter Hein, 1982
  9. Johan Vilhelm Snellman: Deutschland. Eine Reise durch die deutschsprachigen Länder 1840/1841. Aus dem Schwedischen von Anne Marie Hinderling-Eliasson und Robert Hinderling, 1982
  10. Maiju Lassila (= Algot Untola): Streichhölzer. Aus dem Finnischen von Anu Pyykönen-Stohner und Friedbert Stohner, 1982
  11. Pentti Haanpää: Erzählungen. Aus dem Finnischen von Manfred Peter Hein, 1982
  12. Antti Hyry: Erzählungen. Aus dem Finnischen von Manfred Peter Hein, 1983
  13. Pentti Haanpää: Der Teufelskreis. Aus dem Finnischen von Helga Thiele. Nachwort Richard Semrau, 1983
  14. Karl August Tavaststjerna: Harte Zeiten. Aus dem Schwedischen von Klaus-Jürgen Liedtke, 1983
  15. Pentti Haanpää: Die Stiefel der neun. Aus dem Finnischen von Reinhard Bauer, 1983
  16. Antti Tuuri: Der steinigste Ort. Erzählungen. Aus d. Finn. von Reinhard Bauer, 1984
  17. Henry Parland: (z. B. schreiben wie gerade jetzt). Gedichte schwedisch und deutsch. Übersetzung und Nachwort von Wolfgang Butt, 1984
  18. Hella Wuolijoki: Sõja laul. Das estnische Kriegslied. Ein Poem (estnisch und deutsch). Zusammengestellt und mit Hilfe von Bertolt Brecht und Margarete Steffin ins Deutsche übertragen. Hrsg. u. kommentiert von Hans Peter Neureuter, 1984
  19. Christer Kihlman: Homo tremens. Aus dem Schwedischen von Tine Jansson und Klaus-Jürgen Liedtke, 1985
  20. Jaan Kross: Vier Monologe Anno Domini 1506. Historische Novellen. Aus dem Russischen von Hilde Angarowa und Werner Creutziger, 1985
  21. Veijo Meri: Das Manilaseil. Aus d. Finn. von Horst Bernhardt (Manillaköysi), 1986
  22. Paavo Haavikko: Die Nacht bleibt nicht stehen. Zwei Poeme. Finnisch-Deutsch, 1986
  23. Veijo Meri: Quitt. Roman. Aus dem Finnischen von Richard Semrau, 1988

Literatur

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Bibliographie im Germersheimer Übersetzerlexikon.
  2. Bibliographie im Germersheimer Übersetzerlexikon.
  3. Ute Hechtfischer, Renate Hof, Inge Stephan, Flora Veit-Wild (Hrsg.): Metzler Autorinnen Lexikon, Metzler/Springer-Verlag 2017, S. 588. Nicht zu verwechseln mit der Zeitschrift Trajekt des Hinstorff-Verlags bis 1990.
  4. Lutz Hagestedt (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, Walter de Gruyter 2010, Bd. XV, Sp. 648.