Wappen der Malaspina in der Casa di Dante, Florenz

Die Malaspina sind eine italienische Adelsfamilie langobardischen Ursprungs. Stammvater der Familie ist Adalberto Malaspina († 1140), der von den seit Mitte des 10. Jahrhunderts bekannten markgräflichen Otbertinern (Obertenghi) abstammte.

Die Malaspina besaßen in der Lunigiana (dem Hinterland von La Spezia in den Apenninen) zahlreiche Lehen und hatten seit dem 14. Jahrhundert auch die Markgrafschaft Massa und Carrara inne. Sie besaßen auch ein zusammenhängendes Territorium nördlich von Genua (die sogenannten Quattro province), in den Tälern der Trebbia und Staffora. Beide Territorialkomplexe zersplitterten sich bald durch die Annahme des lombardischen Erbrechts, das die Aufteilung aller Güter und Lehen auf alle männlichen Nachkommen vorsieht, wodurch eine große Anzahl von Linien und Zweigen entstand, von denen einzelne bis heute bestehen. In den Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst im Hochmittelalter gehörten die Malaspina der Partei der Guelfen an.

Durch Heirat einer Malaspina mit einem Cibo entstand der Zweig der Cybo-Malaspina, der vom 15. bis 19. Jahrhundert das unabhängige Fürstentum Massa und Carrara (später Herzogtum Massa und Carrara) regierte. Einige Mitglieder der Cibo beziehungsweise Cybo-Malaspina wurden als Kardinäle Cibo bekannt.

Herkunft

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Die Malaspina stammen von den Otbertinern (Obertenghi) ab. Deren Stammvater war der Markgraf Otbert I. (italienisch: Oberto), der 975 starb und Sohn eines 940 erwähnten Vizegrafen Adalbert war. Otbert I. war in der Mitte des 10. Jahrhunderts Pfalzgraf des Königreichs Italien, ab 951 Markgraf von Mailand und Fürst von Luni. Ihm gehörte die nach ihm benannte Obertengische Mark im östlichen Ligurien. Insgesamt besaß er etwa das Gebiet der heutigen Lombardei mit Teilen Piemonts, die italienischsprachige Schweiz (Tessin) und die Emilia mit Ferrara, außerdem große Teile der Provinz Genua. Dieses umfangreiche Territorium verkleinerte und zersplitterte sich durch Erbteilungen und Auseinandersetzungen mit anderen Familien, vor allem den herrschenden Patriziern der Republik Genua (den Doria, Spinola, Fieschi usw.), aber auch durch den Druck anderer aufstrebender Städte (Mailand, Piacenza, Tortona, Pavia und Bobbio).

Die mächtigen Otbertiner waren nach ihrer Blütezeit im Frühmittelalter und dem Untergang ihrer Markgrafschaft teils im Mannesstamm erloschen, teils zersplitterten sie sich in diverse Familienzweige unter anderen Namen, von denen einige bis in die Neuzeit kamen, die allesamt historisch sehr bedeutend wurden: Neben den Malaspina vor allem das Haus Este, welches sich wiederum in die jüngeren Welfen (u. a. das Haus Hannover) und die Herzöge von Ferrara-Modena aufteilte. Ferner die Markgrafen Pallavicini, Parodi, Lupi und Gavi.

Wappen der Malaspina „vom blühenden Schlehdorn“
Wappen der Malaspina „vom blühenden Schlehdorn“
Wappen der Malaspina „vom trockenen Schlehdorn“
Wappen der Malaspina „vom trockenen Schlehdorn“

Von Oberto I. stammt (über Oberto II., Oberto Opizzo I., Alberto I., Oberto Obizzo II.) ein Alberto († 1140) ab, der auch Adalberto Malaspina (= „böser Dorn“) genannt und damit zum Stammvater dieser Familie wurde. Sein Sohn Obizzo I. der Große († 1185) wurde 1164 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa in seinen Besitztümern bestätigt und zum kaiserlichen Vasall ernannt. Diese Besitztümer waren schon zweigeteilt: Teile Liguriens (zum Beispiel die Cinque Terre) mit der Lunigiana und Garfagnana, außerdem Gebiete in der Lombardei.

Im Jahre 1220 existierten nur mehr zwei Linien, mit Corrado und Opizzino, die von Kaiser Friedrich II. in ihren Lehen bestätigt wurden. 1221 teilten beide ihre Territorien untereinander auf: Corrado erhielt die westliche Lunigiana und das Tal der Trebbia in der Lombardei. Er ist der Stammvater der Malaspina dello Spino Secco („vom trockenen Schlehdorn“). Opizzino bekam die östliche Lunigiana und das Tal der Staffora in der Lombardei und wurde zum Stammvater des Zweiges der Malaspina dello Spino Fiorito („vom blühenden Schlehdorn“).

Malaspina dello Spino Secco

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Stammvater der Malaspina dello Spino Secco ist Corrado „der Alte“. Die Bezeichnung geht auf die Göttliche Komödie von Dante Alighieri zurück, wo Corrado im 8. Gesang des Purgatoriums so genannt wird. Dante kannte die Familie Malaspina, weil er auf seiner Flucht aus Florenz ab 1306 von einem Nachkommen Corrados in Mulazzo beherbergt worden war.

Von Corrado „dem Alten“ zweigten sich ab 1266 vier Linien ab:

Malaspina di Mulazzo

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Castello di Lusuolo in Mulazzo, Stammsitz der Linie spino secco
Castello di Santo Stefano d’Aveto

Ihr Ursprung geht auf Moroello († 1284) zurück, der außer der Burg von Mulazzo in der Lunigiana, dem Stammsitz der Linie des Spino secco, auch Besitztümer im Tal der Trebbia um Ottone hatte. Dazu kamen Anteile an Herrschaften in Sardinien, dessen Norden sie sich früh mit den Doria teilten. 1743 bildete sich die Provinz Bobbio innerhalb der seit 1516 bestehenden Markgrafschaft Bobbio, unter der Oberherrschaft der Savoyer. Die älteste Linie behielt die Markgrafschaft Mulazzo bis zur Beseitigung der Feudalherrschaft, sie erlosch 1810 mit Markgraf Alessandro Malaspina di Mulazzo, einem berühmten Politiker und Weltumsegler in spanischen Diensten.

Folgende Linien entsprangen den Malaspina di Mulazzo:

Malaspina di Giovagallo

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Sie stammen von Manfredo ab, einem Sohn von Corrado „dem Alten“. Sie besaßen die Burg Giovagallo in der Lunigiana mit dem umgebenden Gebiet. Sie starben in der Mitte des 14. Jahrhunderts aus, ihre Lehen gingen auf die Linie der Malaspina di Villafranca über (siehe unten).

Malaspina di Villafranca

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Villafranca in Lunigiana
Castello di Bastia in Licciana Nardi
Castello di Podenzana

Die Malaspina di Villafranca führen ihren Ursprung auf Federico, einen Sohn von Corrado „dem Alten“ zurück. Sie besaßen die Burg von Villafranca in Lunigiana mit den umgebenden Ländereien. In mehrere Linien verzweigt, noch heute in mehreren Linien existierend.

Malaspina di Pregòla

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Castello Malaspiniano in Bobbio

Die Malaspina di Pregòla stammen von Alberto († 1298), einem Sohn von Corrado „dem Alten“, ab. Sie besaßen das Lehen Pregola mit einem großräumigen Territorium im Tal der Trebbia, oberhalb von Bobbio. 1304 erobert Corradino Malaspina, unterstützt vom Visconte Pallavicino und dem Abt von Bobbio Guido Bobbio und wandelt es in eine Herrschaft um. 1341 verleibten sich die Visconti aus Mailand Bobbio in ihren Besitz ein. 1361 müssen die Malaspina das Lehen an die Visconti abtreten, 1436 geht es auf die Dal Verme über.

Durch eine Teilung von 1453 entstanden die vier quartieri der Markgrafschaft Pregòla, von denen jeder einem anderen Zweig gehörte. 1516 wurde die Großmarkgrafschaft Bobbio unter den Dal Verme gebildet, zu der auch die Herrschaften der Malaspina gehörten. 1743 wurde die Großmarkgrafschaft zur Provinz Bobbio umgebildet.

Folgende Zweige gehören zu den Malaspina di Pregòla:

Malaspina dello Spino Fiorito

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Die Linie Obizzinos teilte sich 1275 in vier Linien auf:

Malaspina di Varzi

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Castello Malaspina in Varzi

Sie gehen auf Azzolino zurück, einen Neffen des Obizzino und Sohn des Isnardo, der schon vor der Teilung 1275 verstorben war. Mit der Bildung der Provinz Bobbio unter den Savoyern (1743) wurden die Territorien Bobbio einverleibt. Die Markgrafschaft Varzi wurde unter den drei Söhnen Azzolinos aufgeteilt. Die Linie Isnardos, der Menconico gehörte, starb im 15. Jahrhundert aus, die anderen beiden existieren noch heute.

Malaspina di Fivizzano

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Fortezza della Verrucola in Fivizzano

Der Stammvater der Malaspina di Fivizzano ist Gabriele, Neffe von Obizzino und Sohn von Isnoardo, der schon vor der Teilung von 1275 gestorben war. Von den drei Söhnen Gabrieles begründete Isnoardo eine Linie, die im 15. Jahrhundert ausstarb, so dass Fivizzano an die Republik Florenz, mit der sie verbündet waren, kam. So begann die florentinische und später toskanische Präsenz in der Lunigiana (die sogenannte Großherzogliche Lunigiana – Lunigiana Granducale – im Gegensatz zu der malaspinianischen, später modenesischen Lunigiana). Der zweite Sohn Spinetta trat in den Dienst Veronas und seine Linie starb mit seinen Söhnen aus. Azzolino schließlich bekam Fosdinovo und begründete die Linie der Malaspina di Fosdinovo, die bedeutendste des Hauses.

Markgrafen von Massa und Carrara (später Haus Cybo-Malaspina)

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Wappen der Cybo-Malaspina

Der Neffe Azzolinos war Spinetta, genannt der Große († 1398), der bedeutende Stellungen bei verschiedenen italienischen Staaten innehatte. Antonio Alberico di Fosdinovo, Nachkomme von Galeotto di Fosdinovo, wurde 1441 Herr von Massa. Die Markgrafen von Massa waren Giacomo I., Antonio Alberico II., schließlich Ricciarda I., die mit Lorenzo Cibo verheiratet wurde. Dieser stammte aus einer genuesischen Patrizierfamilie und war Sohn des Franceschetto Cybo (ca. 1450–1519), dieser wiederum ein Sohn des Giovanni Battista Cybo, der 1484–1492 als Innozenz VIII. Papst war.

Von diesen stammten die Cybo-Malaspina ab, Markgrafen, Fürsten und zuletzt Herzöge im Herzogtum Massa und Carrara. Einige Mitglieder der Cibo beziehungsweise Cybo-Malaspina wurden als Kardinäle Cibo bekannt. Sie waren in wichtigen Posten an der päpstlichen Kurie im Vatikan tätig. Das hat auch Niederschlag in der Literatur gefunden: so lässt beispielsweise Alfred de Musset in seinem Historiendrama „Lorenzaccio“ einen Kardinal Cibo auftreten.

Das Herzogtum Massa und Carrara ging von Maria Teresa Cibo-Malaspina (1731–1790), verheiratet mit Ercole III. d’Este, auf ihre Tochter Maria Beatrice d’Este (1750–1829) über, die mit einem österreichischen Erzherzog verheiratet war.

Weitere Zweige

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Der Ast Fivizzano teilte sich in mehrere Zweige auf, darunter:

Castello Malaspina in Fosdinovo, seit 1340 im Besitz der Malaspina, heute der Torrigiani-Malaspina
Castel dell’Aquila in Gragnola (Fivizzano)

Malaspina di Olivola

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Ihr Ursprung geht auf Francesco zurück, einen Sohn des Bernabò und Neffe des Obizzino. In der Teilung von 1275 hatte er Länder in der Lunigiana (vor allem um die Burg von Olivola herum), aber auch in der Lombardei. Alle Nachkommen wurden 1413 in der Burg von Olivola ermordet. Ihre Lehen wurden unter die Zweige Fosdinovo und Godiasco der Familie aufgeteilt.

Malaspina di Godiasco

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Die Malaspina di Godiasco stammen von Alberto, Sohn des Obizzino, ab. Dieser hatte in der Teilung von 1275 mit seinen Neffen Lehen in der Lunigiana und in der Lombardei bekommen, die um die Burg von Filattiera und Oramala gelegen waren. Bald wurde Godiasco zum Zentrum der Familie. 1743 wurden auch diese Lehen zur Provinz Bobbio unter savoyischer Herrschaft geschlagen. Von Nicolò, genannt Marchesotto, einem Sohn von Alberto, und seinen fünf Söhnen gehen folgende fünf Zweige der Familie aus, die sowohl in der Lunigiana, als auch in der Markgrafschaft Godiasco im Oltrepò Pavese (Lombardei) besitzend waren.

Castello Treschietto in Bagnone
Castello Malaspina in Filattiera
Castello di Pozzol Groppo
Burg Grondona (Piemont)

Andere Linien

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Malaspina di Ascoli Piceno

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Andere Träger des Namens Malaspina

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Folgende Persönlichkeiten trugen ebenfalls den Namen Malaspina, sind jedoch nicht mit den bekannten Zweigen der Familie Malaspina verwandt:

Literatur

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Commons: Malaspina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien