Lutz Klinkhammer (* 13. November 1960 in Trier) ist ein deutscher Neuzeithistoriker. Als Referent für die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts am Deutschen Historischen Institut in Rom tritt er vor allem durch Arbeiten zur italienischen Zeitgeschichte in Erscheinung.

Wissenschaftliche Laufbahn

Klinkhammer hat Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft an der Universität Trier studiert, und dort 1985 den Magister Artium erlangt[1]. Anschließend war er als Stipendiat des Deutschen Historischen Instituts in Rom 1986/1987 für die Erstellung der Ausstellung zur Institutsgeschichte anlässlich der Hundertjahrfeier 1988 verantwortlich. Infolge seiner Rückkehr nach Trier war er dort von 1988 bis 1991 in einem von Wolfgang Schieder geleiteten Forschungsprojekt als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig („Zur Geschichte von Säkularisation und Mediatisierung in den linksrheinischen Gebieten unter französischer Herrschaft 1798–1814“). Im Jahr 1991 wurde er in Trier promoviert. Von 1992 bis 1999 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Köln. Seit 1999 ist er in der Nachfolge Jens Petersens Referent für den Forschungsbereich des 19. und 20. Jahrhunderts am Deutschen Historischen Institut in Rom.

Im Kollegjahr 1997/1998 war Klinkhammer Förderstipendiat am Historischen Kolleg in München. Als Feodor-Lynen-Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung hielt er sich 1998–1999 zu Forschungszwecken an der Universität Paris IV (Sorbonne) auf. Von 2001 bis 2002 vertrat er eine Professur im Bereich Neueste Geschichte an der Universität Pavia. Außerdem lehrte er an der Universität Tuscia in Viterbo (2002–2004), sowie am Dipartimento Politica, Istituzioni, Storia der Universität Bologna (2006). 2009–2012 war Klinkhammer Mitglied der Deutsch-italienischen Historikerkommission. Ab 2010 folgten mehrere Lehraufträge an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 2016 wurde Klinkhammer habilitiert und lehrt seitdem als Privatdozent.[2] 2018 wurde er mit dem Fiuggi Storia Europa ausgezeichnet.[3]

Werk

1987 veröffentlichte Lutz Klinkhammer in der Zeitschrift des Deutschen Historischen Instituts in Rom Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken einen Literaturbericht über die italienischen Kriegsgefangenen und Deportierten im Zweiten Weltkrieg.[4]

Klinkhammers 1992 veröffentlichter langer Aufsatz über den Kunstschutz der deutschen Militärverwaltung in Italien 1943–45 gilt als „immer noch grundlegend“.[5]

Klinkhammers 1993 erstmals veröffentlichte Dissertationsschrift Zwischen Bündnis und Besatzung. Deutschland und die Republik von Salò 1943–1945 nannte Wolfgang Schieder „eine differenzierte Analyse der deutschen Besatzungsstruktur in Italien von 1943–45“. Klinkhammer arbeitete unter anderem die polykratische Struktur der nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft heraus und verwendete dabei mehr Quellen als der italienische Historiker Enzo Collotti in seiner 1963 erschienenen Pionierstudie.[6] Die rund 600 Seiten starke Studie stützte sich unter anderem auf Archivalien aus dem Bundesarchiv in Koblenz, dem Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg, dem Archiv des Auswärtigen Amts in Bonn, dem Archivio Centrale dello Stato und dem Archivio storico-diplomatico del Ministero degli Affari Esteri in Rom.[7] Klinkhammer prägte für das nach dem 8. September 1943 von deutschen Truppen besetzte Italien den Begriff vom „besetzten Verbündeten“, um den Sonderfall hervorzuheben, den Italien hinsichtlich der politischen und militärischen Ausgangslage unter den nationalsozialistisch besetzten Ländern Europas einnahm.[8]

Auszeichnungen

Mitgliedschaften und weitere Funktionen (Auswahl)

Veröffentlichungen (Auswahl)

Ein vollständiges Schriftenverzeichnis findet sich auf der Homepage des Deutschen Historischen Instituts in Rom.[9]

Monographien

Herausgeberschaften

Einzelnachweise

  1. Vgl. Webseite beim DHI Rom zu den Informationen in diesem Abschnitt.
  2. Webseite an der Universität Mainz (abgerufen am 3. Mai 2019).
  3. Webseite des Fiuggi Storia Europa (abgerufen am 10. Mai 2019).
  4. Lutz Klinkhammer: Leben im Lager. Die italienischen Kriegsgefangenen und Deportierten im Zweiten Weltkrieg. Ein Literaturbericht. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Bd. 67, 1987, S. 489–520 (online).
  5. Lutz Klinkhammer: Die Abteilung „Kunstschutz“ der deutschen Militärverwaltung in Italien 1943–1945. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Bd. 72, 1992, S. 83–549 (Digitalisat). Zitat aus Kerstin von Lingen: [Rezension zu Christian Fuhrmeister, Johannes Griebel, Stephan Klingen u.a. (Hrsg.): Kunsthistoriker im Krieg]. In: Sehepunkte 12, 2012, http://www.sehepunkte.de/2012/11/21349.html, abgerufen am 4. Mai 2019.
  6. Wolfgang Schieder: Italien in der zeitgeschichtlichen Forschung Deutschlands. In: Neue Politische Literatur 38 (1993), S. 373–391, hier S. 379; Enzo Collotti: L' amministrazione tedesca dell'Italia occupata 1943–1945. Studi e documenti. Lerici, Mailand 1963.
  7. Lutz Klinkhammer: Zwischen Bündnis und Besatzung. Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò 1943–1945 (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Bd. 75). Niemeyer, Tübingen 1993, ISBN 3-484-82075-6, S. 27.
  8. Lutz Klinkhammer: Zwischen Bündnis und Besatzung. Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò 1943–1945 (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Bd. 75). Niemeyer, Tübingen 1993, ISBN 3-484-82075-6, S. 4, 554.
  9. Schriftenverzeichnis PD Dr. Lutz Klinkhammer. Deutsches Historisches Institut in Rom, abgerufen am 20. Juli 2019.