Ludwig Lewysohn (* 15. April 1819 in Schwersenz[1], Kreis Posen, Königreich Preußen; † 26. März 1901 in Stockholm[2]) war ein deutscher Rabbiner und Historiker.

Herkunft und Ausbildung

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Ludwig Lewysohn wurde in Schwersenz in der Provinz Posen in Preußen geboren. Nach einer Ausbildung bei verschiedenen Rabbinern holte er 1842 an einem Gymnasium in Breslau das Abitur nach, was ihm den Universitätsbesuch ermöglichte. Er studierte an der Universität Halle, wo er 1847 mit der Arbeit „Über das Opfer im Alten Testament“ zum Doktor der Philosophie promovierte.

Berufliche Tätigkeit

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1848 wählte ihn die jüdische Gemeinde in Frankfurt an der Oder zum Rabbiner, 1851 berief ihn die jüdische Gemeinde Worms zum Prediger.[3] Der Wechsel nach Worms zum 1. Oktober 1851 brachte ihn mitten in eine schwierige Situation: Von 1824 bis 1864 war der konservative Jakob (Koppel) Bamberger als Rabbiner in der Gemeinde tätig und bildete das Zentrum von deren konservativem Flügel.[4] In der Gemeinde gab es aber eine starke fortschrittliche Fraktion. Sie setzte unter anderem durch, dass neben dem Rabbiner noch ein Religionslehrer eingestellt wurde. Nachdem Abraham Adler wegen seines Engagements in der Revolution 1848/1849 seitens der Regierung des Großherzogtums Hessen 1850 Berufsverbot erhalten hatte, folgte ihm Lewysohn 1851 bis 1859 in der Stellung als Lehrer. Seine Aufgabe war es, sowohl innergemeindlich als auch an öffentlichen Schulen jüdischen Religionsunterricht zu erteilen. Dabei scheint sein Verhältnis zum Rabbiner ganz entspannt gewesen zu sein. Er sah sich gegenüber Rabbiner Bamberger in einer „formal coordinierten, doch factisch subordinieten“[5] Stellung. Rabbiner Bamberger unterstützte ihn zum Beispiel bei seinen historischen Forschungen.[6] 1853 erteilte er wöchentlich 16 Unterrichtsstunden an fünf unterschiedlichen Schulen, Gymnasium, Volksschule, drei privaten Schulen. Weiter erteilte er Konfirmationsunterricht. In den ersten beiden Jahren predigte er im Synagogengottedienst und bei Kasualien etwa 70 Mal.[7] Er machte auch Vorschläge, das Gemeindearchiv zu ordnen.[8]

1859 folgte Lewysohn einem Ruf als Rabbiner zur jüdischen Gemeinde in Stockholm. Nach eineinhalb Jahren beherrschte er Schwedisch so gut, dass er in dieser Sprache predigen konnte.[9] Er übte das Amt bis 1883 aus.[10]

Historische Forschung

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In Worms war Lewysohn der erste, der sich wissenschaftlich mit dem seit dem 11. Jahrhundert bestehenden jüdischen Friedhof, dem „Heiligen Sand“, befasste.[11] Er publizierte 60 Grabinschriften[12] – wobei ihm allerdings bei der vermeintlich ältesten Inschrift ein Fehler unterlief und er sie viel zu alt datierte.

Eine weitere historische Forschungsarbeit befasste sich mit der „Zoologie des Talmuds“. Alexander von Humboldt äußerte sich sehr lobend über das Werk.[13]

Familie

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Ludwig Lewysohn war zwei Mal verheiratet. Seine erste Frau starb 1852. 1854 heiratete er erneut. Seine zweite Frau war Philippine Bär aus Frankfurt am Main.

Literatur

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Zu Lewysohn

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nach Autoren/Herausgebern alphabetisch geordnet

Von Lewysohn

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nach Erscheinungsjahr geordnet

Einzelnachweise

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  1. Rothschild: Beamte, S. 25.
  2. Rothschild: Beamte, S. 31.
  3. Rothschild: Beamte, S. 25.
  4. Reuter: Warmaisa. 1000 Jahre, S. 146, 161.
  5. Rothschild: Beamte, S. 28.
  6. Rothschild: Beamte, S. 26.
  7. Rothschild: Beamte, S. 26f.
  8. Rothschild: Beamte, S. 31.
  9. Rothschild: Beamte, S. 29.
  10. Rothschild: Beamte, S. 30.
  11. Reuter: Warmaisa. 1000 Jahre, S. 162; Rothschild: Beamte, S. 25f.
  12. Lewysohn: Nafshot tsadiḳim.
  13. Rothschild: Beamte, S. 29f.
Personendaten
NAME Lewysohn, Ludwig
KURZBESCHREIBUNG deutscher Rabbiner und Historiker
GEBURTSDATUM 15. April 1819
GEBURTSORT Schwersenz, Kreis Posen, Königreich Preußen
STERBEDATUM 26. März 1901
STERBEORT Stockholm