Louis-Philippe Dalembert (2013)

Louis-Philippe Dalembert (8. Dezember 1962 in Port-au-Prince, Haiti) ist ein französischsprachiger Schriftsteller, dessen aus Romanen, Kurzgeschichten und Lyrik bestehendes Werk in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Biografie

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Dalembert ist der Sohn einer Volksschullehrerin und eines Schulleiters. Der Tod des Vaters nur wenige Monate nach seiner Geburt wirkte sich auf die materielle Situation der Familie aus. So verbrachte er die ersten Jahre seiner Kindheit in Bel-Air, einem Armenviertel der Hauptstadt, wo er in einer Welt voller Frauen aufwuchs. Seine Mutter unterrichtete während der Woche in der Provinz und so lebte er in dieser Zeit bei deren Cousinen, der älteren Schwester, den Großtanten und seiner Oma mütterlicherseits. Letztere hielt ihr Umfeld fest an der Kandare, in einem von Diktator "Papa Doc" François Duvalier regierten Port-au-Prince. Im Alter von sechs Jahren erfuhr er die erste große Trennung seines Lebens, als die Familie den Stadtteil verlässt und in ein anderes Viertel zieht. Diese Erfahrung wird ihn später zu seinem Roman Le crayon du bon Dieu n’a pas de gomme inspirieren, in dem sich eine stark religiös geprägte Kindheit im Zeichen des Sabbat widerspiegelt.

Hinter dem neuen Haus der Familie, auf der anderen Seite einer kleinen Schlucht, befand sich ein Freiluftkino, auf dem sich abends diejenigen trafen, die sich den Besuch des Kinos nicht leisten konnten, um ihn aber dennoch zu sehen. Dalembert begeisterte sich für Western, sah die ersten Kung-Fu-Filme und Der letzte Tango in Paris. Da man nichts hört, muss man sich die Dialoge vorstellen, wenn nicht gerade jemand aus dem Publikum einspringt und einen improvisierten Text liefert. Von dieser Zeit an bedeutete Erzählen für Dalembert in der Hauptsache visualisierte Bilder.

Nach einer journalistischen und literarischen Ausbildung arbeitete Dalembert zunächst in seinem Heimatland als Journalist, bis er 1986 nach Frankreich ging, um sein Studium fortzusetzen, das er an der Sorbonne mit einem Doktorat in Vergleichender Literaturwissenschaft über den kubanischen Schriftsteller Alejo Carpentier beendete. Seit seinem Fortgang von Haiti hat der siebensprachige Autor abwechselnd in Nancy, Paris, Rom, Jerusalem, Brazzaville oder Kinshasa gelebt und ist viel gereist.

Sein Werk ist geprägt vom Vagabundieren (ein Begriff, den er dem des Umherirrens vorzieht), geprägt von einer ständigen Spannung zwischen zwei Zeiten (der Kindheit, aus der heraus er die Welt betrachtet, und des Erwachsenenalters) und zwischen zwei, wenn nicht mehreren Orten. Dalembert lebt heute unter anderem in Paris und Port-au-Prince.

Im Frühjahrssemester 2015 war Dalembert Inhaber der Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur für Weltliteratur an der Universität Bern.[1]

Auszeichnungen

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Werke

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Prosa
In haitianischem Kreolisch
Essay
Lyrik
Als Herausgeber
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Commons: Louis-Philippe Dalembert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Louis-Philippe Dalembert. 20. Februar 2020, abgerufen am 3. August 2020.
  2. Chenald Augustin: La bourse Barbancourt attribuée aux écrivains Kettly Mars et Louis-Philippe Dalembert. In: Le Nouvelliste, 12. Juli 2011, abgerufen am 6. September 2018.
  3. Informationen zu Dalemberts Gastprofessur auf der Website des Walter Benjamin Kollegs der Universität Bern. Abgerufen am 22. März 2016.
  4. « Le Prix de la langue française 2019 pour Louis-Philippe Dalembert », Le Nouvel Obs, 16 octobre 2019.
  5. Le Choix Goncourt de la Pologne
  6. Le Choix Goncourt de la Suisse.
Personendaten
NAME Dalembert, Louis-Philippe
KURZBESCHREIBUNG haitianischer Autor
GEBURTSDATUM 8. Dezember 1962
GEBURTSORT Port-au-Prince, Haiti