Film
Titel Letztes aus der Da Da eR
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1990
Länge 86 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen DEFA, KAG „DaDaeR“
Stab
Regie Jörg Foth
Drehbuch
Musik Dietmar Staskowiak
Kamera Thomas Plenert
Schnitt Renate Schäfer
Besetzung

Letztes aus der Da Da eR, Alternativschreibung Letztes aus der DaDaeR, ist eine deutsche Filmsatire der DEFA von Jörg Foth aus dem Jahr 1990. Sie beruht auf verschiedenen Clownspielen von Mensching & Wenzel und gilt Kritikern als filmischer Abgesang auf die DDR.

Handlung

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Produktion

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Vorgeschichte und Drehbuch

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Die Clowns Weh und Meh wurden von Steffen Mensching und Hans-Eckardt Wenzel bereits Anfang der 1980er-Jahre entwickelt.[1] Regisseur Jörg Foth hatte das Duo über die Autorin Irina Liebmann Mitte der 1980er-Jahre kennengelernt und mit Hans-Eckardt Wenzel bereits 1988 bei der Verfilmung von dessen Bühnenwerk Tuba wa duo zusammengearbeitet. Als im Oktober 1989 deutlich wurde, dass innerhalb der DEFA auch Independent-Filme entstehen könnten, kam Foth im Dezember 1989 auf Mensching & Wenzel zu. Gedacht war, eine Zusammenstellung von Stücken aus ihren Bühnenwerken Neues aus der Da Da eR (1982), Altes aus der Da Da eR (1989) und dem Clownspiel Letztes aus der Da Da eR, „ein[em] dadaistische[n] Abgesang auf die Heimat“,[2] der im Februar 1989 erstmals auf die Bühne gekommen war, zu verfilmen. Innerhalb einer Woche verfassten Mensching und Wenzel das Drehbuch, das auch während des Drehs weiterhin kontinuierlich bearbeitet wurde. Es enthielt neben Szenen und Liedern aus den einzelnen Bühnenprogrammen auch neue Szenen: Sämtliche Teile des Films, die nicht ausschließlich Mensching & Wenzel zeigen, wurden extra für den Film geschrieben bzw. von bereits bestehenden Szenen auf die neue Situation hin umgeschrieben.[3] Eine Besonderheit ist die Verwendung von literarischen Zitaten in Film. Sämtliche Textzeilen Irm Hermanns stammen aus der Feder von Friedrich Hölderlin, während Christoph Hein ausschließlich Gustave Flaubert und Arno Schmidt zitiert.[4]

Drehorte

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Letztes aus der Da Da eR wurde innerhalb von 23 Drehtagen vom 27. März bis 7. Mai 1990 an folgenden Orten gedreht:

Die Szenen der Ordensverleihung sollten ursprünglich im Ballsaal des Staatsratsgebäudes gedreht werden. Dies untersagten die Behörden jedoch. Die Szene Hölle sollte ursprünglich in den Leuna-Werken gedreht werden, doch wurde die Drehgenehmigung kurzfristig zurückgenommen, sodass nur wenige Außenaufnahmen entstanden. Die Innenaufnahmen fanden schließlich in den Zementwerken Rüdersdorf statt.[5]

Musikstücke

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Die Handlung wird von verschiedenen Musikstücken begleitet. Die Musik wurde vom DEFA-Sinfonieorchester unter der Leitung von Manfred Rosenberg eingespielt. Folgende Titel sind im Film zu hören:

Die Lieder werden von Mensching & Wenzel gesungen, das Lied vom Fährmann singt Bass Gerd Wolf. Einige Lieder werden vom Kammerchor des Berliner Rundfunksinfonieorchesters unter der Leitung von Sebastian Weigle begleitet.

Rezeption

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Letztes aus der Da Da eR, dessen Produktionskosten sich auf eine Million Mark beliefen,[6] sollte kurz vor der Deutschen Einheit in die Kinos kommen, die zunächst offiziell auf den 15. Oktober gelegt war. Der Festakt wurde jedoch auf den 3. Oktober 1990 vorverlegt – Letztes aus der Da Da eR erlebte am 7. Oktober 1990 im Berliner Kino Babylon seine Premiere und damit bereits im wiedervereinigten Deutschland.[7] Zu dieser Zeit „lagen die Widerborstigkeiten der Clowns schon in der herrschenden Linie“, so Frank-Burkhard Habel rückblickend.[8]

Dennoch war der Film wie „in einem Niemandsland gedreht und blieb staatenlos“:[9] Es war der erste DEFA-Film, der nicht vom Progress Film-Verleih übernommen und verliehen wurde. Während die Zuschauer im Osten den Film begeistert aufnahmen, zeigten sich die Kritiker irritiert bis ablehnend. Eher umgekehrt war es im Westen Deutschlands,[10] auch wenn verschiedene Filmfestivals eine Aufführung des Films ablehnten. Er erlebte am 2. Juli 1991 auf dem DFF seine Fernsehpremiere. Erst im September 2009 wurde Letztes aus der Da Da eR in den USA auf DVD veröffentlicht und erlebte seine Festivalpremiere im November 2009 im britischen Leeds. In Deutschland wurde der Film erstmals 2009 vom Label Matrosenblau auf DVD herausgebracht, während DEFA-Filme in der Regel von Icestorm vermarktet werden.

Kritik

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Die zeitgenössische Kritik bemängelte, dass den Texten der Clownspiele für die Verfilmung „manch aktuelle Bezüglichkeit genommen“ wurde, das „filmische Beiwerk“ von Foth und Plenert mit Müllhalden, Gefängnis und Friedhof jedoch immer wieder sehenswerte Szenen hervorbringe.[11] Für Henryk Goldberg war der Film „vielleicht der letzte grimme Jux, den das Filmwesen der DaDaeR sich machte. Gewissermaßen der filmpolitische DaDa(eR)ismus“.[12]

Rückblickend wurde der Film in Beziehung zu anderen DEFA-Filmen der Zeit bewertet: „Was kann man sehen in Letztes aus der DaDaeR, in Banale Tage, in Der Straß oder Das Land hinter dem Regenbogen? Exzentrik um beinahe jeden Preis, Zitate, Zitate, Zitate. Farcen und Grotesken. […] Fast allen Nachwendefilmen [der DEFA] sieht man den Wunsch an, der sich rasant verändernden Wirklichkeit irgendwie gerecht zu werden.“[13] Für den film-dienst war Letztes aus der Da Da eR „[e]in loser Bilderbogen kabarettistischer Nummern von Künstlern aus der DDR über den tristen Alltag und die Befindlichkeit der DDR-Gesellschaft. Da für die Kabarett-Bühne konzipiert, wirkt die Revue auf der Leinwand häufig unstrukturiert und überfrachtet, vermittelt aber trotzdem viel vom Lebensgefühl der Menschen in der ehemaligen DDR, der Agonie und der Endzeitstimmung.“[14] Cinema bemerkte knapp: „Bitter-ironisch, nichts für Ostalgiker“.[15]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Frank-Burkhard Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 354.
  2. Wenzel 2009 in Berlin. Vgl. Booklet zur DVD-Ausgabe, Matrosenblau 2009.
  3. Hiltrud Schulz: Interview with Jörg Foth, Director of Latest of the Da-Da-R. Juli 2009, S. 5.
  4. Hiltrud Schulz: Interview with Jörg Foth, Director of Latest of the Da-Da-R. Juli 2009, S. 7.
  5. Hiltrud Schulz: Interview with Jörg Foth, Director of Latest of the Da-Da-R. Juli 2009, S. 6.
  6. Hiltrud Schulz: Interview with Jörg Foth, Director of Latest of the Da-Da-R. Juli 2009, S. 3.
  7. Hiltrud Schulz: Interview with Jörg Foth, Director of Latest of the Da-Da-R. Juli 2009, S. 8–9.
  8. Frank-Burkhard Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 353.
  9. Jörg Foth am 7. Oktober 2009. Vgl. Booklet zur DVD-Ausgabe, Matrosenblau 2009.
  10. Hiltrud Schulz: Interview with Jörg Foth, Director of Latest of the Da-Da-R. Juli 2009, S. 9.
  11. f.b.h. in: Filmklub-Kurier, Nr. 5, 1990.
  12. Henryk Goldberg: Der letzte grimme Jux. In: Filmspiegel, Nr. 23, 1990, S. 11.
  13. Bärbel Dalichow: Das letzte Kapitel 1989 bis 1993. In: Ralf Schenk (Red.), Filmmuseum Potsdam (Hrsg.): Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946–1992. Henschel, Berlin 1994, S. 336.
  14. Letztes aus der Da Da eR. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 3. August 2018.
  15. Letztes aus der DaDaeR. In: cinema. Abgerufen am 18. April 2022.