Kreis Tilsit-Ragnit
Preußische Provinz Ostpreußen
Regierungsbezirk Gumbinnen
Kreisstadt Tilsit
Fläche 1.100 km² (1925)
Einwohner 57.405 (1925)
Bevölkerungsdichte 52 Einwohner/km² (1925)

Der Kreis Tilsit-Ragnit war von 1922 bis 1945 ein preußischer Landkreis im Regierungsbezirk Gumbinnen in Ostpreußen. Sitz der Kreisverwaltung war im kreisfreien Tilsit. 1925 besaß der Kreis eine Fläche von 1.100 km² und 57.405 Einwohner.[1]

Verwaltungsgeschichte

Am 10. Januar 1920 trat der Friedensvertrag von Versailles in Kraft. Dadurch wurden die nördlich der Memel gelegenen Teile des Kreises Ragnit und des Landkreises Tilsit an das Memelgebiet abgetreten. Aus ihnen entstand der neue Kreis Pogegen als Verwaltungseinheit im Memelgebiet bzw. ab 1923 in Litauen. Am 25. März 1920 wurde die Verwaltung des Restkreises Tilsit südlich der Memel auf den Landrat in Ragnit übertragen.

Am 1. Juli 1922 wurden die zerschnittenen Kreise südlich der Memel neu organisiert. Die Landgemeinden Dwischaken, Kaltecken, Kalwen, Moritzkehmen, Schillgallen b. Tilsit und Senteinen sowie der Gutsbezirk Paszelgsten aus dem Landkreis Tilsit wurden in den Stadtkreis Tilsit eingemeindet. Die übrigen im Deutschen Reich verbliebenen Gebiete des Landkreises Tilsit und des Kreises Ragnit wurden mit den Landgemeinden Alloningken, Gaidwethen, Groß Brettschneidern, Groß Dummen, Groß Ischdaggen, Groß Wingsnupönen, Kattenuppen, Kaukwethen, Kaukweth-Kludszen, Kellmienen, Klein Brettschneidern, Klein Dummen, Krauleiden, Kühlen, Papuschienen, Puskeppeln, Sandlauken, Schillkojen, Seikwethen, Skardupönen, Skroblienen und Smaledumen sowie den Gutsbezirken Birkenwalde, Blausden und Pauperischken des Kreises Niederung zu einem neuen Kreis Tilsit-Ragnit zusammengefasst.[2] Kreissitz wurde die Stadt Tilsit. Dementsprechend wurde am 15./16. August 1922 das Landratsamt des neuen Großkreises von Ragnit nach Tilsit verlegt.

Am 27. März 1924 wurden die Gutsbezirke Laukändter Wüstenei und Forst Schnecken aus dem Kreis in die Stadt Tilsit eingemeindet. Am 30. September 1929 fand im Kreisgebiet entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Zum gleichen Zeitpunkt wechselte der Gutsbezirk Sziedlauken in den Landkreis Insterburg.

Nachdem Litauen auf Druck des NS-Regimes im März 1939 das Memelgebiet an das Deutsche Reich abgetreten hatte, wurde am 1. Oktober 1939 der Hauptteil des Kreises Pogegen, darunter die Gemeinden Baltupönen, Kerkutwethen, Laugßargen, Lompönen, Pogegen, Robkojen, Schmalleningken, Schreitlaugken, Willkischken und Wischwill in den Kreis Tilsit-Ragnit eingegliedert. Die Bevölkerung des Kreises wuchs dadurch auf mehr als 84.000 Einwohner.[2]

Im Winter 1944/45 wurde die Bevölkerung evakuiert, die deutsche Verwaltungstätigkeit endete. Das Kreisgebiet wurde durch die Rote Armee besetzt und danach Teil der Sowjetunion.

Einwohnerentwicklung

Einwohner 1925 1933 1939/I 1939/II
Tilsit-Ragnit[3] 57.405 57.454 56.084 84.723

Landräte

Kommunalverfassung

Der Kreise gliederte sich in die Stadt Ragnit, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Gemeinden

Der Kreis Tilsit-Ragnit umfasste am 1. Januar 1938 die Stadt Ragnit und 273 Landgemeinden:[2][3]

Daneben bestanden im Kreis noch die drei gemeindefreien Gutsbezirke Forst Trappönen, Remonteamt Gudgallen und Remontedepot Neuhof-Ragnit.

Nach der Gebietserweiterung im Oktober 1939 umfasste der Kreis neben der Stadt Ragnit 329 Landgemeinden und fünf Gutsbezirke.[2][3]

Eingemeindungen

Ortsnamen

1938 fanden umfangreiche Änderungen von Ortsnamen statt; vereinzelt auch schon in den Jahren davor. Das waren, da meist „nicht deutsch genug“, lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen:

Literatur

Einzelnachweise

  1. [https://web.archive.org/web/20131219151232/https://www.docstoc.com/docs/105208719/Gebietsk�rperschaften-1928 Gebietskörperschaften 1928] (Memento vom 19. Dezember 2013 im Internet Archive)
  2. a b c d e Territoriale Veränderungen in Deutschland
  3. a b c Michael Rademacher: Kreis Tilsit-Ragnit. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 55° 5′ 0″ N, 21° 53′ 0″ O