Der Kommandant der Seeverteidigung Loire-Gironde, kurz Seekommandant Loire-Gironde (teilweise kurz als Seekommandant Loire bezeichnet), war ein regionaler Küstenbefehlshaber der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg mit Sitz in La Baule, später in Saint-Nazaire. Er war dem Marinebefehlshaber Westfrankreich unterstellt.[1]

Der Führer der U-Boote, Vizeadmiral Karl Dönitz, begrüßt das einlaufende U-Boot U 94 in Saint-Nazaire
U-Boot-Bunker Saint-Nazaire
Der britische Zerstörer Campbeltown nach seinem Angriff auf Saint-Nazaire im Rahmen der Operation Chariot

Geschichte

Nach der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg im Juni 1940 richtete die Kriegsmarine eine Kommandostruktur für die französischen Küsten ein, darunter den Marinebefehlshaber Westfrankreich. Diesem unterstanden zunächst viele Hafendienststellen und Artillerieabteilungen der Kriegsmarine direkt. Im Zuge einer Reorganisation im Dezember 1940 wurden die Aufstellung der Seekommandanturen Bretagne, Loire-Gironde und Gascogne als Zwischenebene angeordnet.[1]

Der Aufbau der im Süden angrenzenden Seekommandantur Gascogne verzögerte sich und nahm das 1. Halbjahr 1941 in Anspruch. Während der Aufbauzeit nahm der Seekommandant Loire-Gironde zeitweise die Aufgaben des Seekommandanten Gascogne zusätzlich wahr.[2] Anschließend wurde die Bereichsgrenze von der Gironde an die Mündung der Seudre gegenüber der Île d’Oléron verlegt. Der Stabssitz befand sich in La Baule.[1] Ende März 1942 kam es im Rahmen der britischen Operation Chariot zum erfolgreichen Angriff auf Saint-Nazaire. Die Einheiten des Seekommandanten konnten den Angriff nicht in geeigneter Form erwidern, sodass u. a. die Trockendocks vernichtet wurden.

Im Dezember 1942 wurden der Seekommandant und sein Stab nach Südfrankreich abgeordnet, um dort die Dienststelle des Kommandanten der Seeverteidigung Languedoc aufzustellen. Die Seekommandantur Loire-Gironde wurde aufgelöst und der Zuständigkeitsbereich auf die beiden benachbarten Seekommandanturen aufgeteilt. Bereits im Januar 1943 wurde die alte Organisation wieder hergestellt. Die Führung übernahm der bisherige Kommandant der Seeverteidigung Ukraine, der mit seinem Stab in Saint-Nazaire Quartier bezog.[1]

Nach der Landung der Alliierten in der Normandie wurde der Befehlsbereich des Seekommandanten ab 7. August 1944 kontinuierlich während der Schlacht um die Bretagne durch alliierte Truppen eingenommen. Der Seekommandant blieb bis Kriegsende in der Festung Saint-Nazaire.[1]

Unterstellte Dienststellen und Verbände

Dem Seekommandanten waren folgende Verbände und Dienststellen unterstellt:[1][A 1]

Marineflak

Anfangs unterstanden die Einheiten der Marine-Flak direkt dem Seekommandanten. Im November 1941 wurden sie im Marineflakregiment 22 (Saint-Nazaire) zusammengefasst, welches im April 1943 in V. Marineflakbrigade umbenannt wurde. Folgende Gliederung lag für die V. Marineflakbrigade vor:

Zusätzlich existierte ab März 1942 die Marineflakabteilung 812 (Île de Ré, Île d’Oléron).

Kommandant des Marineflakregiments 22 war der Kapitän zur See Karl-Conrad Mecke, welcher auch anfangs die V. Marineflakbrigade führte und später das erfolglose Unternehmen Tanne Ost leitete. Sonstige Dienststellen

Weitere Marinedienststellen im Verantwortungsbereich

Im Bereich des Seekommandanten Loire-Gironde lagen weitere Marinedienststellen, die ihm nicht oder nur administrativ unterstellt waren. Dazu gehörten:[1]

Seekommandanten

Folgende Offiziere hatten den Dienstposten des Seekommandanten Loire-Gironde inne:[1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine 1939–1945. Sammelwerk in drei Bänden. O.O. 1956. Band II, Hauptkapitel XIV, Kapitel 5, S. 14 ff.
  2. Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine 1939–1945. Sammelwerk in drei Bänden. O.O. 1956. Band II, Hauptkapitel XIV, Kapitel 5, S. 19 ff.

Anmerkungen

  1. Die kurzzeitige offizielle Auflösung der Seekommandantur von November 1942 bis Januar 1943 bleibt hier unberücksichtigt.