Karl Martin Bolte, ca. 1985

Karl Martin Bolte (* 29. November 1925 in Wernigerode; † 14. Februar 2011 in Gauting) war ein deutscher Soziologe. Er gilt als Begründer der Münchener Subjektorientierten Soziologie. Das Schichtenmodell der Bolte-Zwiebel ist nach ihm benannt.

Leben

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Er war der Sohn des fürstlich-stolbergischen Kammerdirektors Karl Bolte. Nach dem Abitur 1946 am Wernigeröder Fürst-Otto-Gymnasium studierte er von 1947 bis 1950 Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Betriebswirtschaftslehre an der Christian-Albrechts-Universität Kiel (1950 Dipl.-Volkswirt, 1952 Dr. rer. pol.) und war von 1950 bis 1955 Assistent des Soziologen und Bevölkerungswissenschaftlers Gerhard Mackenroth. 1957 habilitierte er sich in Kiel für Soziologie und war dort von 1957 bis 1961 Diätendozent. 1961 wurde er Professor für Soziologie der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik, leitete sie von 1962 bis 1964 und lehrte gleichzeitig als Honorarprofessor an der Universität Hamburg. 1964 wurde er auf einen Lehrstuhl für Soziologie an die Ludwig-Maximilians-Universität nach München berufen, wo er 1992 emeritiert wurde.

Karl Martin Bolte war von 1974 bis 1978 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, hatte zahlreiche weitere Ehrenämter inne und erhielt mehrfach Ehrendoktorwürden. Außerdem war er Träger des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Beispielhaft für die Breite seiner Aktivitäten sind etwa

Aufschlussreiche Darstellungen zum akademischen Lebensweg Boltes und damit zur Geschichte der Soziologie in Deutschland finden sich in Bolte 1996 und 1998.

Werk und Wirken

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Bolte kann als einer der Personen gesehen werden, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland die Soziologie als Wissenschaftsdisziplin und universitäres Studienfach etabliert und geprägt haben. Er gilt darüber hinaus als Begründer der Münchener Subjektorientierten Soziologie. Viel beachtet wurden seine Beiträge zur Analyse der deutschen Sozialstruktur, vor allem die markante Darstellung des Schichtungsgefüges in Form einer Zwiebel (Bolte-Zwiebel). Daneben hat er maßgeblich an der Entwicklung der deutschen Bevölkerungswissenschaft mitgewirkt. Große Verdienste hat er sich zudem bei der Einführung der „Sozialkunde“ als Schulfach in Deutschland erworben.

Großen Einfluss auf die soziologische Arbeits-, Industrie- und Berufsforschung bekam Karl Martin Bolte durch die Einrichtung und Leitung zweier Sonderforschungsbereiche der DFG (→ Deutsche Forschungsgemeinschaft) an der Universität München (SFB 101: „Theoretische Grundlagen sozialwissenschaftlicher Berufs- und Arbeitskräfteforschung“; SFB 333: „Entwicklungsperspektiven von Arbeit“).

Ein besonderes Anliegen von Bolte war die Vermittlung soziologischen Wissens an die gesellschaftliche Praxis, vor allem in der Wirtschaft, aber auch in Politik und Verwaltung. Er war dort ein vielgefragter Referent und Vortragsredner. Einen großen Einfluss auf die Ausbildung von Managern erhielt er durch seine langjährige Tätigkeit als Referent und als Mitglied des Präsidiums der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft in Bad Harzburg.

Eine große Zahl namhafter Wissenschaftler wurde von Karl Martin Bolte ausgebildet und direkt oder indirekt gefördert – darunter zum Beispiel (alphabetisch) Ulrich Beck, Elisabeth Beck-Gernsheim, Horst Holzer, Stefan Hradil, Karin Jurczyk, Yolanda Koller-Tejeiro, Reinhard Kreckel, Sabine Kudera, Siegfried Lamnek, Wolfgang Littek, Friedhelm Neidhardt; Ilona Ostner, Hans J. Pongratz, Marianne Rodenstein, Bruno W. Reimann, Josef Schmid, Erhard Treutner, Gerd-Günter Voß, Günther Wachtler u. v. a. m.

Ausgewählte Publikationen

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Festschriften

Literatur

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Personendaten
NAME Bolte, Karl Martin
KURZBESCHREIBUNG deutscher Soziologie
GEBURTSDATUM 29. November 1925
GEBURTSORT Wernigerode
STERBEDATUM 14. Februar 2011
STERBEORT Gauting