Das Kabelwerk von Wien-Meidling war ein Standort der Kabel und Drahtwerke AG in der Oswaldgasse in Altmannsdorf im 12. Wiener Gemeindebezirk Meidling. Nach der Übernahme durch Siemens wurde die Produktion im Jahre 1997 geschlossen. Nach einer temporären kulturellen Nutzung erfolgte ab 2001 der Bau eines neuen Stadtteils, in dem nun etwa 3500 Personen wohnen. Des Weiteren gibt es ein Kulturzentrum („Palais Kabelwerk“) sowie ca. 30 Gewerbebetriebe. Das Kabelwerk-Areal umfasst etwa 68.000 Quadratmeter Grundfläche.

Panoramabild des Kabelwerks Wien-Meidling im Jahr 2010

Planungen

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Auf Initiative des Europaparlamentariers Hannes Swoboda wurde das Meidlinger Grundstück nach der Stilllegung der Produktion als Stadtentwicklungsprojekt vorgesehen. Mit der sogenannten 'Stadt 2000' sollte die künftige Gestaltung des ehemaligen Fabrikgeländes in Wohngebiet, Freiräumen und – erstmals in einem Planungsprozess – Kultur zeitgerecht gestaltet werden. Einen europaweit ausgeschriebenen städtebaulichen Ideenwettbewerb gewannen das Team rainer pirker architeXture, Wien, und Florian Haydn, Wien.

Da abzusehen war, dass zwischen Fabrikschließung und Beginn der Bebauung noch einige Zeit vergehen würde, beschloss man, die Hallen und Betriebsgebäude zwischenzeitlich mit kulturellen Nutzern zu besiedeln. Sie sollten, gemeinsam mit den Anrainern und zeitgenössischen Kulturschaffenden, den Standort beleben. Als Standortbetreiber und quasi als ein Motor während der Phase der Projektentwicklung für die künftige Stadt 2000 wurde eine Betreibergruppe ausgewählt. Man wollte in diese Gruppe Persönlichkeiten holen, die sowohl im soziokulturellen als auch im künstlerischen Handlungsfeld stadtspezifische Erfahrungen in unterschiedlichsten Formaten gesammelt hatten.

Projekte und Aktionen

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Kabelwerk Wien Meidling Panorama

Neben vorübergehenden Kunstpräsentationen unterschiedlicher Art, die von Modern Dance über zeitgenössisches Theater, Medienexperimenten und sogenannter Stadtteilkultur, Performances und Ausstellungen etc. reichten, wurden auch dauerhafte Projekte etabliert. Gemeinsam mit dem ständigen Workshopatelier für die Aktivisten der Wiener Graffiti Union gibt es Band- und Theaterproberäume am Areal und ein Computerhilfsprojekt für Afrika.

Schließlich wurden noch viele Veranstaltungen mit Politikern und Stadtbewohnern abgehalten, darunter mehrere in der Reihe der Vision-2010-Meidling-Gespräche.

Projektende

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Der Bezirk forderte, den Betrieb weiterzuführen. Zumindest entlang der Oswaldgasse sollten bestehende Gebäude für künstlerische und kommunikative Aktivitäten weiter genutzt werden können. In einer ersten Phase der Umwidmung des ehemaligen Industrieareals zum Bauland hat der Bezirk unter Berücksichtigung einer öffentlichen Nutzung des genannten Bereichs an der Oswaldgasse zugestimmt. 2002/2003 wurden Teile der Anlage abgerissen, 2004 mit dem Wohnungsbau begonnen. Seit 2005 wurde ein Bauteil nach dem anderen an die Bewohner übergeben. Entlang der Oswaldgasse erfolgte die Errichtung des Kulturzentrums „Palais Kabelwerk“, welches 2009 fertiggestellt wurde. Seit der Saison 2023/24 ist die Spielstätte am Kabelwerk unter der künstlerischen Leitung von Esther Holland-Merten und firmiert unter dem Namen Theater am Werk.[1] Zudem begann man mit der Errichtung eines Geriatriezentrums, welches 2011 seinen Betrieb aufgenommen hat.

Eine Parkanlage zwischen dem Kabelwerk und der Trasse der U-Bahn-Linie U6 wurde 2011 nach Miep Gies (geboren in Wien als Hermine Santrouschitz, 1909–2010), der wichtigsten Helferin der in Amsterdam untergetauchten und durch ihr Tagebuch weltweit bekannt gewordenen Anne Frank, benannt.

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Commons: Kabelwerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sarah Wetzlayr: Theater am Werk: Zwei Bühnen, ein pulsierendes Theaterherz. buehne-magazin.com, 7. September 2023, abgerufen am 2. Oktober 2023.

Koordinaten: 48° 10′ 1″ N, 16° 19′ 29″ O