Juspa Schammes[Anm. 1] (* 14. Februar 1604 in Fulda;[1]5. Februar 1678[2] in Worms) war Chronist der Jüdischen Gemeinde Worms und Schriftsteller.

Leben

Persönliches

Er wurde als Sohn von Rabbi Juda in Fulda geboren. 1625 heiratete er die Wormser Jüdin Breunge[3] oder Faierchen[4] (* vor 1610; † 8. August 1688), Tochter von Michel und Güttle, die im Haus „Zur hinteren Sichel“ in der Judengasse in Worms wohnten. Juspa und seine Frau hatten fünf Kinder:[5]

Juspa Schammes war mit David Oppenheimer befreundet. Juspa Schammes starb 1678 und wurde auf dem Heiligen Sand bestattet.[6] Sein Grabstein ist nicht erhalten und wurde wohl im Zweiten Weltkrieg zerstört.[7]

Ausbildung und Werk

Am 14. August 1617 beging er seine Bar Mitzwa. 1620 studierte er in der Jeschiwa in Fulda bei Rabbi Pinchas Levi Hurwitz aus Prag.[8] 1623 kam er in der Folge des ebenfalls aus Fulda stammenden Elia ben Mosche Loanz (1555 oder um 1564 bis 1636), genannt Baal-Schem, nach Worms, um bei dem bekannten Kabbalisten an der dortigen Jeschiwa weiter zu studieren.[9]

In der Jüdischen Gemeinde Worms nahm er zahlreiche Aufgaben wahr. Er war Schammes[Anm. 2] und Schreiber. In letzterer Funktion stellte er offizielle Schriftstücke aus, so etwa Scheidebriefe, und war amtlicher Zeuge bei geschäftlichen Transaktionen. Er fertigte Transkriptionen für Rabbi Moses Simson Bacharach (1607–1670), der seit 1650 Rabbi in Worms war. Darüber hinaus war Juspa wohl auch als Toraschreiber tätig und konnte, wenn erforderlich, schächten und Beschneidungen vornehmen.[10]

Bekannt wurde er durch seine schriftstellerische Tätigkeit, von der allerdings zu seinen Lebzeiten im Druck noch nichts erschien: Er sammelte Bräuche, Gewohnheiten, Musik, Geschichten zu und über die Wormser Gemeinde und schrieb sie auf. Diese Aufzeichnungen sind heute eine hoch wertvolle Primärquelle zum Wormser Judentum in der Frühen Neuzeit.[11] Seine Hauptwerke sind:

Literatur

Werke

Literatur zu Juspa Schammes

Anmerkungen

  1. Mit vollem Namen: Jiftach Joseph Juspa ben Naftali Herz (Hirz) Segal aus der Familie Manzpach (so in der längsten Form bei: Rasp: Yuzpa Shammes. S. 100); in moderner Fassung: Jiftach Joseph Juspa, Sohn des Naftali Herz vom Stamme Levi aus der Familie Manzpach (Eidelberg: Das Minhagbuch. S. 21). Auch werden kürzere Formen unter Weglassung einzelner Namensbestandteile verwendet sowie eine Reihe unterschiedlicher Schreibweisen, die sich teils mehr an der englischsprachigen Wiedergabe hebräischer Schriftzeichen orientieren.
  2. Das Amt muss er zwischen 1642 und 1647 übernommen haben (Reuter/Schäfer: Wundergeschichten. S. 80).

Einzelnachweise

  1. F. Reuter, U. Schäfer: Wundergeschichten. 2007, S. 77.
  2. F. Reuter, U. Schäfer: Wundergeschichten. 2007, S. 80.
  3. F. Reuter, U. Schäfer: Wundergeschichten. 2007, S. 78.
  4. So: Eidelberg: R. Juspa. S. 10.
  5. F. Reuter, U. Schäfer: Wundergeschichten. 2007, S. 78.
  6. F. Reuter, U. Schäfer: Wundergeschichten. 2007, S. 80.
  7. F. Reuter, U. Schäfer: Wundergeschichten. 2007, S. 80; eine Fotografie ist erhalten: Eidelberg: R. Juspa. S. 113.
  8. Eidelberg: R. Juspa. S. 9.
  9. Reuter: Warmaisa. S. 55.
  10. F. Reuter, U. Schäfer: Wundergeschichten. 2007, S. 79.
  11. Riemer: Juden und Christen. S. 121ff; Eidelberg: R. Juspa. S. 12.
  12. F. Reuter, U. Schäfer: Wundergeschichten. 2007, S. 86.
  13. Vgl.: Raspe: Yuzpa Shammes. S. 100, Anm. 9 und den hiesigen Abschnitt „Literatur“.
  14. Raspe: Yuzpa Shammes. S. 102f; Reuter/Schäfer: Wundergeschichten. S. 85.
  15. Raspe: Yuzpa Shammes. S. 100.
  16. Eidelberg: Das Minhagbuch. S. 24.
  17. Eidelberg: R. Juspa. S. א1 – א115.
  18. So: Eidelberg: Das Minhagbuch. S. 24.
  19. S[alomon] Rothschild: Das Archiv der jüdischen Gemeinde von Worms. In: Vom Rhein. Beilage zur Wormser Zeitung 1 (1902), S. 21.
  20. Eidelberg: Das Minhagbuch. S. 24.
  21. F. Reuter, U. Schäfer: Wundergeschichten. 2007, S. 86.
  22. F. Reuter, U. Schäfer: Wundergeschichten. 2007, S. 86; Eidelberg: Das Minhagbuch. S. 24.
  23. Eidelberg: Das Minhagbuch. S. 24.
  24. Eidelberg: Das Minhagbuch. S. 25.
  25. Vgl.: Reuter/Schäfer: Wundergeschichten. S. 79, wird von anderen aber als sicher angenommen: Eidelberg: R. Juspa. S. 97f.
  26. Eidelberg: R. Juspa. S. 100–108.
  27. Nachweis der folgenden Ausgaben bei: Riemer: Juden und Christen. S. 120, Anm. 6.
  28. 1. Aufl.: 1910, die nachfolgenden Auflagen stetig erweitert, letzte Auflage: 7. Auflage. 1929 (Riemer: Juden und Christen. S. 120).
  29. Raspe: Yuzpa Shammes. S. 100, Anm. 9.