Josef Scharl (* 9. Dezember 1896 in München; † 6. Dezember 1954 in New York City) war ein deutsch-US-amerikanischer Maler und Graphiker des Expressionismus.

Josef Scharls Werk ist weniger von stilistischer als von motivischer Vielfalt geprägt. Neben zahlreichen sozialkritischen Themen wandte er sich immer wieder auch der Landschaftsmalerei, dem Stillleben und dem Porträt zu. Nach zunehmender Bekanntheit in den 1920er und 1930er Jahren geriet er durch seine Emigration in die USA in Deutschland fast in Vergessenheit. Scharl kehrte nach dem Krieg nicht mehr nach Deutschland zurück.

Leben

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Kindheit und Jugend

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Am 9. Dezember 1896 wurde Josef Scharl als zweites von vierzehn Kindern in München geboren. Der Vater war zunächst Bäcker und arbeitete später in einem Antiquitätengeschäft. 1910 begann Scharl seine dreieinhalbjährige Ausbildung an der Münchner Malerschule in der Westenriederstraße als Dekorationsmaler. Scharl sammelte dort praktische Erfahrungen in der Gemälderestaurierung und besuchte zudem Abendkurse in Aktmalerei.

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

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Josef Scharl nahm ab 1915 am Krieg teil. 1918 zwang ihn eine Verwundung mit vorübergehender Lähmung des rechten Armes zum Aufenthalt in verschiedenen Lazaretten. Noch im gleichen Jahr begann er mit dem Studium an der Kunstakademie in München in den Klassen von Heinrich von Zügel und Angelo Jank. Er verließ 1921 die Akademie vorzeitig und bildete sich autodidaktisch weiter. 1922 heiratete er Magdalena Gruber. Im selben Jahr wurde der Sohn Alois geboren. Scharls Bilder wurden bereits in den 1920er Jahren zu einem Begriff für das kunstinteressierte Publikum. Der Künstler schloss sich der neuen Münchner Sezession und der Künstlervereinigung der Juryfreien an und beteiligte sich erfolgreich an deren Ausstellungen. 1930 wurde ihm der Rom-Preis verliehen. Darum konnte Scharl zwischen 1930 und 1932 nach Rom und Paris reisen, anschließend kehrte er wieder nach München zurück. In Paris lernte er die Werke der Spätimpressionisten kennen. Während er zu Beginn noch in der Anlehnung an die Malerei Cezannes und van Goghs arbeitete, setzte sich in seinen Werken zunehmend die auf alles Schmückende verzichtende, ausgeprägte Direktheit in seinen Darstellungen durch. Erkennbar wurden in dieser Zeit die Einflüsse der Kunst Pablo Picassos, den er bewunderte.[1] Josef Scharl war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[2] Ab 1930 nimmt er an den großen DKB-Jahresausstellungen bis 1936 teil.

Nationalsozialismus

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Die beginnende nationalsozialistische „Kulturpolitik“ brachte nach Scharls Rückkehr aus Rom und Paris eine entscheidende Wende. Seine finanzielle Lage spitzte sich zu, Verkäufe und Ausstellungsbeteiligungen nahmen ab, dann wurde ihm ein Malverbot erteilt. 1933, im Jahr der Machtergreifung Hitlers, widmeten ihm die Brüder Karl und Josef Nierendorf in ihrer Galerie Neumann-Nierendorf in Berlin zwar eine erste Einzelausstellung, der 1935 noch eine weitere folgte. Aber Scharl, der in der Weimarer Republik mehrfach ausgezeichnet worden war, bekam zunehmend die nationalsozialistische „Kulturpolitik“ zu spüren. Schon 1929 wurde er diffamiert, 1935 wurden Scharls Arbeiten im Rahmen des Nürnberger Reichsparteitags der Ehre zur Schau gestellt und von den Nationalsozialisten beschmiert. Zwei Jahre später waren einige seiner Werke auch für die erste offizielle Ausstellung Entartete Kunst in den Münchener Hofgartenarkaden vorgesehen, wurden dann aber doch nicht ausgestellt.[3] Scharl widmete sich politischen und sozialkritischen Themen und zeigte in den 1930er Jahren in Werken wie Die Schreier (1932) und Die Verspottung (1933) eine deutliche Nähe zum Schaffen von Otto Dix. Durch die Einladung des Museum of Modern Art in New York, gemeinsam mit Max Beckmann, Georg Scholz, Erich Heckel und Karl Hofer an einer internationalen Ausstellung teilzunehmen, wurde Scharl bestärkt, seine Auswanderungspläne in die Tat umzusetzen. Der Künstler emigrierte 1938 ohne seine Familie über die Schweiz nach Amerika. Die Emigration bedeutete für Scharl auch eine künstlerische Wende. Seine Bilder verloren an persönlicher Betroffenheit und Direktheit. Sein Stil wurde farbiger und klarer.[4]

Scharl wurde durch Albert Einstein, den er in Berlin kennengelernt hatte, nicht nur finanziell, sondern auch beim Zustandekommen verschiedener Ausstellungsprojekte unterstützt.[5] Scharl besuchte Einstein, den er mehrmals malte, öfters in Princeton und die beiden standen von 1941 an in freundschaftlichem Briefkontakt. Den Höhepunkt seiner Bekanntheit in Amerika markierten die Jahre 1944–46. Karl Nierendorf verlegte 1945 die erste US-Monografie über den Künstler und präsentierte 1947 Scharls Zeichnungen zum Alten und Neuen Testament in seiner New Yorker Galerie.

Nachkriegszeit und Tod

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Wolfgang Sauerländer, Scharls engster Freund, verschaffte ihm den Auftrag für den Verlag „Pantheon Books“, die Märchen der Brüder Grimm zu illustrieren. Dieses Märchenbuch stieß auf großes Interesse in der Öffentlichkeit, es folgten weitere Aufträge; das Buch erschien 1948. Der Tod Nierendorfs, die Sorge um seine in Deutschland zurückgelassene Familie und ein Magenleiden belasteten Scharl immer schwerer. Die ehemalige Mitarbeiterin Nierendorfs, Hilde Prytek, versorgte nun den Künstler. Es wurden verschiedene Projekte angedacht, die jedoch nicht realisiert werden konnten. Scharl wurde 1952 Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika. Noch im gleichen Jahr reiste er in die Schweiz und nahm an einer Gruppenausstellung in der Genfer Galerie Georges Moos teil. Es entstanden viele neue Arbeiten. Auf seine Gesundheit wirkte sich die Schweizer Luft zwar zunächst positiv aus, der Künstler starb aber schon am 6. Dezember 1954 nach einem Herzschlag.

Schon zu Lebzeiten war sein Schaffen eng mit der Galerie Nierendorf verbunden, die bis heute sein Werk mit Ausstellungen betreut.

Werke (Auswahl)

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Illustrationen

Ausstellungen

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Zu Lebzeiten

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Postum

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Preise

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oldmaster.de
  2. kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Scharl, Josef (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kuenstlerbund.de (abgerufen am 14. Januar 2016)
  3. Deutscher Künstlerbund: 34. Jahresausstellung Bonn. 1936 verbotene Bilder, Berlin 1986. (S. 84/85: Josef Schad (1896–1954))
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oldmaster.de
  5. Einsteins Zeugnis für den Einbürgerungsantrag
  6. Zwischen den Zeiten, 17. Juni – 21. Oktober 2018 (Memento des Originals vom 6. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ernst-barlach-haus.de
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Personendaten
NAME Scharl, Josef
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und Graphiker des Expressionismus
GEBURTSDATUM 9. Dezember 1896
GEBURTSORT München
STERBEDATUM 6. Dezember 1954
STERBEORT New York City