Johann Salomo Semler

Johann Salomo Semler, auch Salomon, (* 18. Dezember 1725 in Saalfeld, Thüringen; † 14. März 1791 in Halle (Saale)) war ein evangelischer Theologe und Mitbegründer der Aufklärungstheologie, insbesondere der historisch-kritischen Bibelwissenschaft.

Leben

Grab von Johann Salomo Semler auf dem Stadtgottesacker in Halle/Saale

Semler wurde in einer pietistischen Familie geboren, studierte in Halle und wurde dann Redakteur einer Zeitschrift. Ab 1752 wirkte er als Theologieprofessor an der Theologischen Fakultät der Universität Halle und wurde zum Begründer der historisch-kritischen Schriftforschung: Der Bibeltext soll kritisch analysiert werden. Er vollzog eine deutliche Abgrenzung zur altprotestantischen Orthodoxie, zum Pietismus sowie zu den berühmten Aufklärern Voltaire und Paul Henri Thiry d’Holbach.

Sein Grab befindet sich auf dem halleschen Stadtgottesacker (Bogen 53).

Lebenswerk

1771 erschien sein Hauptwerk Abhandlung von freier Untersuchung des Kanons. Der Kanon sei durch historische Bedingtheiten bestimmt und nicht „vom Himmel gefallen“. Der historische Entstehungsprozess trete damit in den Vordergrund. Semler vertrat die Auffassung, die Texte seien erst spät nach der Zeit entstanden, von der sie berichten. Daraus folgerte er, dass in der Schrift zwar das Wort Gottes enthalten ist, sie aber nicht das Wort Gottes ist. Deshalb wies er das orthodoxe Schriftprinzip (Verbalinspiration) zurück, vielmehr gebe es in den Texten Fehler, Widersprüche und Zusätze.

Daraus entwickelte er die Forderung, man müsse kritisch analysieren und sich die zeitgeschichtlichen Bedingtheiten deutlich machen. Das Neue Testament sei durch Akkommodation, Anpassung von Jesus an den Verstehenshorizont der damaligen Menschen, entstanden. Man könne Aussagen nicht parallel in die heutige Zeit übersetzen, denn die Texte verdankten sich ihrer damaligen Zeit. Das Christentum wurde bis zum 2. Jahrhundert mündlich überliefert und dann erst schriftlich fixiert.

Semler entwickelte eine Richtung der Theologie, die durch eine Unterscheidung von öffentlicher wissenschaftlicher Theologie und privater lebendiger Religion gekennzeichnet war: Die private Religiosität ist eine dogmenfreie, emotionale innerliche Religion des mündigen Individuums, die keiner Konfession bedarf. Die öffentliche Religion ist dagegen die notwendige kirchliche Form, eine äußerliche Religion, die sich an die Dogmen und überlieferten Bekenntnisse halte. Diese Unterscheidung ermöglichte es dem eigentlich liberalen Semler sogar, dem preußisch-konservativen so genannten Wöllnerschen Religionsedikt von 1788 zuzustimmen.

Werke

Literatur

in der Reihenfolge der Erscheinens:

Anmerkungen

  1. Englischer Dissenter und Theologe, 1714–1787, siehe: en:Hugh Farmer.
  2. Englischer anglikanischer Theologe, 1703–1778, siehe: en:William Worthington (priest).