Das Ikonen-Museum in Recklinghausen wurde 1956 gegründet und ist das bedeutendste seiner Art in Westeuropa. Die Sammlung ist die umfangreichste außerhalb der orthodoxen Welt.

Das Ikonenmuseum in der Altstadt (2016)

Gründung

Im Januar und Februar 1955 fand in der Kunsthalle Recklinghausen eine Ausstellung mit dem Titel „Ikonen aus bedeutenden Privatsammlungen und Klöstern“ statt. Die Werkschau mit Ikonen aus westdeutschem Privatbesitz stieß auf reges Interesse. Es hatte zuvor erst zwei Ikonenausstellungen in Deutschland gegeben: eine 1954 in München; die andere 1952 in Hannover (unter Leitung von Heinrich Wendt). Der damalige Leiter der Recklinghäuser Kunsthalle, Franz Große-Perdekamp, hatte Interesse, die Ausstellung nach Recklinghausen zu holen. Dieses Vorhaben wurde allerdings nie verwirklicht. Die allgemein positive Resonanz auf die später verwirklichte Ausstellung von 1955 ließ die Stadt aufmerksam werden und es kristallisierte sich der Wunsch heraus, die Ikonen dauerhaft in Recklinghausen zu behalten. Thomas Grochowiak war zu dem Zeitpunkt Leiter der Kunsthalle. Ihm gelang der Ankauf von 73 Ikonen aus den Sammlungen von Heinrich Wendt und Martin Winkler, um damit den Grundstock für ein Museum zu legen. Am 21. Juli 1956 fand die feierliche Eröffnung des Museums statt.

Gebäude

Das Museum befindet sich in der sogenannten Turmschule in Recklinghausen, direkt gegenüber der Propsteikirche St. Peter am Kirchplatz. Das Gebäude wurde 1795/1798 an Stelle eines Fachwerkbaus errichtet und war bis 1895 eine Volksschule für Knaben. Von 1927 bis 1935 war darin das regionalgeschichtliche Vestische Museum untergebracht, bis 1945 hatte die NSDAP ihr Quartier dort. Kurz nach dem Krieg zog das Verlagshaus Aurel Bongers in das Gebäude. Seit 1956 ist das Ikonen-Museum dort beheimatet. Seit 1983 steht das Haus unter Denkmalschutz. Nach anderthalbjährigen Umbauarbeiten wurde es im Juni 2012 wiedereröffnet.

Sammlung

Blick in die Koptische Sammlung

Die Sammlung ist die umfangreichste in der westlichen Hemisphäre. Über 3.500 Ikonen, Stickereien, Miniaturen und Holz- und Metallarbeiten sind in dem Museum zu sehen. Die Herkunftsländer sind Russland, Griechenland, Äthiopien und die Balkanstaaten. Erwähnenswert ist auch die koptische Sammlung, die den Übergang von der heidnischen Spätantike zum frühen Christentum dokumentiert. Sie stellt die Vielfalt der Kunst in Ägypten dar, beginnend im 1. Jahrhundert bis ins frühe Mittelalter.

Leitung

Kustos war von 1956 bis 1982 Heinz Skrobucha. Seit 1983 amtiert Eva Haustein-Bartsch als Kustodin. Fachlicher Leiter ist seit 2018 Lutz Rickelt, Direktor der Gesamteinrichtung der städtischen Recklinghäuser Museen der promovierte Kunsthistoriker Nico Anklam.[1]

EIKON.e.V.

Zwei Jahre nach der Gründung wurde im Februar 1958 der Förderverein EIKON.e.V. Gesellschaft der Freunde der Ikonenkunst gegründet. Unter Thomas Grochowiak, Lothar Mikus und Heinz Skrobucha wurde der Verein ins Leben gerufen und machte es sich zur Aufgabe, Vorträge, Ausstellungen und Veranstaltungen zu organisieren, ikoneninteressierte Menschen zusammenzuführen und den Austausch und das Studium fördern.

Ausstellungen

Eine lange Reihe von Ausstellungen wurde im Museum durchgeführt.[2]

Blick ins Ikonenmuseum

Tagungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Lokalklick. Online-Zeitung Rhein-Ruhr vom 30. März 2021: Dr. Nico Anklam wird neuer Direktor der städtischen Museen, abgerufen am 31. Oktober 2021
  2. Archiv, Website des Hauses

Koordinaten: 51° 36′ 55,4″ N, 7° 11′ 49,9″ O