Hollandrad in Gouda auf einer Grachtenbrücke
Typisches Damen-Hollandrad in Rotterdam

Als Hollandrad (oder Hollandfahrrad) bezeichnet man Tourenräder niederländischer Bauart, die sich insbesondere durch eine aufrechte Sitzposition des Fahrers auszeichnen und in dem Ruf stehen, besonders robust und qualitativ hochwertig zu sein. Charakteristisch sind Vollkettenschutz und Hinterrad-Seitenverkleidung.[1]

Typisierung

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Hollandräder sind eine stabile und komfortable Fahrradgattung, die sich auch außerhalb der Niederlande großer Beliebtheit erfreut, in Deutschland insbesondere in den Städten und Gemeinden des Nordwestens und auf den friesischen Inseln. Im Unterschied zu herkömmlichen Tourenrädern ist das Design stark an jenes der historischen Tourenräder angelehnt. Auch einige konstruktive Details aus der Vergangenheit des Fahrradbaus, wie etwa gerade geschlitzte Gabelenden aus Rahmenrohr anstatt der üblichen Ausfallenden, findet man heutzutage nur noch an den Hollandrädern. Die Sitzposition und Körperhaltung ist anders[2] als bei einem modernen Touren- bzw. Cityrad. Ursachen dafür sind der große Nachlauf des Hollandrads, der z. T. aufwändig gefederte Sattel sowie der nah am Körper positionierte Lenker.

Geschichte

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Ein holländisches Transportfahrrad

Am Anfang der Geschichte des Fahrrads in den Niederlanden stand der Import von Rädern aus den großen europäischen Ländern wie Frankreich, England und Deutschland, die mit ihren Entwicklungen den Weg des Fahrrades vorgaben. Eine eigene niederländische Fahrradproduktion begann erst 1869 mit der Werkstatt von Henricus Burgers aus Deventer, in den 1880er Jahren entstanden dann jedoch in schneller Folge weitere Hersteller. Die produzierten Räder lehnten sich dabei eng an das englische Vorbild an – das ursprüngliche Hollandrad war somit zunächst eine Kopie des englischen Fahrrades.

Das Prädikat Nederlandsch Fabrikaat kam erst in den 1920er Jahren auf, nachdem sich in der Fahrradform spezifisch niederländische Merkmale herauszubilden begannen. Kennzeichnend war dabei eine eher konservative Einstellung der niederländischen Hersteller, die weniger auf Innovationen als auf Qualität und Langlebigkeit setzten. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die niederländische Geographie mit ihrer ebenen Landschaft und das engmaschige, gut ausgebaute Straßennetz. Wichtig war darüber hinaus die große Akzeptanz des Fahrrades in der niederländischen Gesellschaft als alltägliches Transportmittel, und zwar nicht nur für Personen in Form von Stadträdern (niederländisch Stadsfiets oder Omafiets) – Vorläufer der heutigen City Bikes –, sondern auch für Waren in Form von Transporträdern (Niederländisch Bakfiets).

Besonderheiten

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Das typische Hollandrad mit seinem Anspruch an Stabilität, Wartungsarmut und hohen Komfort weist einige technische Besonderheiten auf, die sich bis heute erhalten haben:

Hollandrad mit Reifengröße 40-635, Nexus-Nabe und Rollenbremse

Hollandrad-Hersteller

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Marktführer und mit Abstand größter niederländischer Fahrradhersteller ist die Firma Gazelle aus Dieren, gefolgt von Batavus. Weitere bekannte Hersteller sind Sparta und Union. In jüngerer Zeit sind innovative Hollandradhersteller auf den Markt gekommen, die besonderen Wert auf höchste Qualität legen und auch Custom-Made Räder nach Kundenwunsch im Programm führen, wie z. B. Azor (Hoogeveen) und Workcycles (Amsterdam). Es gibt noch eine Anzahl kleiner Spezialhersteller, die Lastenfahrräder oder Werksräder herstellen, z. B. Bakfiets.nl (produziert von Azor) und Nijland (klassisches „Bakfiets“-Lastenrad mit Blattfedern).

Einzelnachweise

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  1. Christian Smolik: Hollandrad. smolik-velotech.de, abgerufen am 13. Februar 2011.
  2. http://www.fa-technik.adfc.de/Ratgeber/Sitzen/index.html
  3. Continental: Aktuelle Fahrradreifen-Dimensionen, abgerufen am 9. Dezember 2012
  4. Continental: Reifengrößentabelle Tourride, abgerufen am 9. Dezember 2012
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