Helmut Schnitter (* 17. Oktober 1933 in Reichenberg) ist ein deutscher Historiker. Er gehört zu den wenigen deutschen Militärhistorikern mit einem Schwerpunkt auf der Frühen Neuzeit und wird auch von westdeutschen Historikern bis in die jüngere Zeit als einer der „anregendsten Forscher auf dem Gebiet der frühneuzeitlichen Geschichtsschreibung der DDR“ angesehen.[1]

Leben und Werk

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Schnitter war von 1956 bis 1960 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Deutsche Geschichte der Karl-Marx-Universität Leipzig tätig und wurde dort 1960 beauftragt, eine Dozentur in der Abteilung Militärgeschichte wahrzunehmen. Von 1960 bis 1969 war er außerdem wissenschaftlicher Assistent in der Abteilung Militärgeschichte am Institut für Geschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Im Februar 1964 wurde er in Leipzig „Zur Geschichte der bürgerlichen militärischen Zeitschriftenliteratur in Deutschland“ promoviert.

Von 1969 bis 1983 leitete Schnitter eine Fachgruppe und schließlich bis 1989 eine Forschungsabteilung am Militärgeschichtlichen Institut der DDR in Potsdam. Seine Promotion B erfolgte 1975 in Potsdam zum Thema Volk und Landesverteidigung. Zur Geschichte des Landesdefensionswesens in den deutschen Territorien vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Im September 1983 erhielt er in Potsdam eine ordentliche Professur. Er war Herausgeber der Berliner Schriftenreihe der Forschungsstelle für Militärgeschichte. In der Nationalen Volksarmee hatte Schnitter den Dienstgrad eines Obersts inne.

Schnitter gehört zu den wenigen deutschen Militärhistorikern mit einem Schwerpunkt auf der Frühen Neuzeit. Gemäß dem marxistisch-leninistischen Geschichtsverständnis der Frühen Neuzeit als einer Epoche frühbürgerlicher Revolutionen widmete sich Schnitter der Landesdefension, die im Anschluss an die oranische Heeresreform nach dem Niederländischen Aufstand entstand, als einer Alternative zum Söldnerwesen, welche „die Herausbildung eines neuen Verhältnisses von Staat, Volk und Streitmacht“ gefördert habe.[2] Als seit den 1970er Jahren in der DDR die Vorstellung einer „sozialistischen Nation“ propagiert wurde, gehörte Schnitter zu den Historikern, welche die Geschichte des Heerwesens im Absolutismus als eigenständigen Gegenstand behandelten und nicht mehr nur im Zeichen der Militarismus­forschung.[3] Schmitters Arbeiten zur frühneuzeitlichen Militärgeschichte werden bis in die jüngere Zeit als „lesenswert“ anerkannt.[2]

Schriften

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Bernhard R. Kroener: „Das Schwungrad an der Staatsmaschine“? Die Bedeutung der bewaffneten Macht in der europäischen Geschichte der Frühen Neuzeit. In: Bernhard R. Kroener und Ralf Pröve (Hrsg.). Krieg und Frieden. Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit ; [… faßt in überarb. Form die Ergebnisse einer Tagung zusammen, die im Frühjahr 1995 in Potsdam stattfand]. Schöningh, Paderborn 1996, ISBN 3-506-74825-4, S. 3.
  2. a b Bernhard R. Kroener: Kriegswesen, Herrschaft und Gesellschaft 1300-1800. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2013, ISBN 9783486765403, S. 94.
  3. Bernhard R. Kroener: Kriegswesen, Herrschaft und Gesellschaft 1300-1800. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2013, ISBN 9783486765403, S. 94 f.
Personendaten
NAME Schnitter, Helmut
KURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker
GEBURTSDATUM 17. Oktober 1933
GEBURTSORT Reichenberg