Havelock Ellis

Henry Havelock Ellis (* 2. Februar 1859 in Croydon; † 8. Juli 1939 in Hintlesham, Suffolk) war ein britischer Sexualforscher, Sozialreformer und Fabianer.

Leben

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Havelock Ellis’ Vater, Kapitän eines Segelschiffs, nahm den kränkelnden Sohn 1866 mit auf eine Weltreise. Anschließend besuchte Ellis verschiedene Privatschulen und ging 1875 wieder mit seinem Vater auf eine Weltreise. In Australien ging er aus gesundheitlichen Gründen von Bord und arbeitete als Lehrer. Im April 1879 kehrte er nach London zurück, um Medizin zu studieren.

Als Bewunderer des Arztes und Autors James Hinton schloss sich Ellis einem Kreis von dessen Anhängern an und nahm 1881 sein Studium an der Medical School des St Thomas’ Hospitals auf. 1889 schloss er es mit dem niedrigsten Grad eines Licentiate in Medicine, Surgery and Midwifery der Society of Apothecaries ab. Als Arzt arbeitete er allerdings nie, sondern wurde Privatgelehrter.

Bereits während des Studiums hatte sich Ellis mehr für gesellschaftliche, politische, literarische und wissenschaftliche Fragen interessiert und war als Publizist für Zeitschriften wie To-Day und des Westminster Reviews hervorgetreten. Er war Gründungsmitglied der sozialistisch orientierten Fabian Society und hat 1886 mit der Herausgabe als freizügig geltender Dramen aus dem 16. Jahrhundert begonnen. Verlegerisch war diese Reihe ebenso ein Erfolg wie die 1889 von ihm initiierte Reihe The Contemporary Science Series, in der 1894 auch sein erstes sexologisches Werk Man and Woman erschien. Ellis machte in dieser Zeit auch zahlreiche Bekanntschaften und schloss Freundschaften mit Persönlichkeiten wie Arthur Symins, George Bernhard Shaw, Paul Verlaine, Edward Carpenter und Olive Schreiner. Seine spätere Ehefrau Edith Lees lernte er 1887 kennen. Beide tolerierten Liebesverhältnisse des jeweils anderen. So begann Ellis unter anderem 1914 eine Beziehung mit Margaret Sanger.

Um 1890 widmete sich Ellis vermehrt sexologischen Fragestellungen. Seine Publikationen auf diesem Gebiet machten ihn weltbekannt. Er korrespondierte mit Auguste Forel, Sigmund Freud, Magnus Hirschfeld, Cesare Lombroso, Bronislaw Malinowski und Albert Moll. Seine Studies in the Psychology of Sex, die er zwischen 1896 und 1928 in sieben Bänden veröffentlichte, gelten als sein wichtigstes Werk. Das gerichtliche Verbot des ersten Bandes als „obszön“ machte Ellis schlagartig international bekannt. Er beteiligte sich aktiv an der Bewegung zur Sexualreform, war einer der entschiedensten Verfechter allgemeiner Sexualerziehung und vertrat die Auffassung, dass Schamhaftigkeit bzw. Anstand („modesty“) und Nacktheit sich nicht ausschließen, sondern viele Kulturen, in denen öffentliche Nacktheit nicht tabuisiert ist, dennoch einen ausgeprägten Sinn für Scham/Anstand haben. Die naturistische Bewegung (FKK) bezog sich teilweise auf Ellis.

Seinen Lebensunterhalt verdiente Ellis sich überwiegend mit thematisch unterschiedlichen Beiträgen für Zeitschriften und Zeitungen. In den 1920er und 1930er Jahren wurde er als Autor von Beiträgen und Büchern über Internationalismus und Eugenik sowie Erziehungs- und Sexualratgebern bekannt. Er wurde im Golders Green Crematorium in London eingeäschert, wo sich auch seine Asche befindet.

Schriften (Auswahl)

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Deutschsprachige Übersetzungen

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Französischsprachige Übersetzungen (Auswahl)

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Literatur

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Wikisource: Havelock Ellis – Quellen und Volltexte
Personendaten
NAME Ellis, Havelock
ALTERNATIVNAMEN Ellis, Henry Havelock (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG britischer Sexualforscher, Sozialreformer und Fabianer
GEBURTSDATUM 2. Februar 1859
GEBURTSORT Croydon
STERBEDATUM 8. Juli 1939
STERBEORT Hintlesham, Suffolk