Gisbert Kranz, Pseudonym: Kris Tanzberg (* 9. Februar 1921 in Essen-Steele; † 3. Oktober 2009 in Aachen) war ein deutscher Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Biograph, Pädagoge und römisch-katholischer Theologe.

Leben

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Gisbert Kranz war der älteste von vier Söhnen eines Kaufmanns, der in Steele an der Ruhr (seit 1929 ein Stadtteil von Essen) ein Eisenwarengeschäft führte.[1] Er besuchte das Carl-Humann-Gymnasium in Essen-Steele, an dem er 1939 das Abitur ablegte. Kranz war Gruppenführer im Bund Neudeutschland. Nach dessen Auflösung durch die Gestapo 1939 organisierte er illegale Heimabende bei sich daheim.[1] Der Hitlerjugend beizutreten, lehnte er ab. Nach dem Reichsarbeitsdienst studierte er von 1939 bis 1941 Katholische Theologie in Paderborn und in Bonn. Im März 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, war Soldat an der Ostfront und an der Westfront und wurde mehrmals verwundet. Im Herbst 1944 geriet er in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er im April 1947 entlassen wurde.[2]

Von 1947 bis 1950 studierte Kranz in Bonn Germanistik, Anglistik, Theologie und Geschichte.[3] Mit einer Dissertation über Ernst Jünger wurde er 1950 zum Dr. phil. promoviert. Anschließend arbeitete er als Gymnasiallehrer in Gelsenkirchen, Castrop-Rauxel, Marl und Paderborn. Nebenamtlich war er Dozent an den Volkshochschulen in Gelsenkirchen und Marl sowie Dozent an der Pädagogischen Hochschule Paderborn; zudem wurde er von in- und ausländischen Universitäten oft zu Vorträgen eingeladen.[3] 1965 wechselte er nach Aachen, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1978 als Oberstudienrat tätig war.

Gisbert Kranz ist Autor von mehr als 50 Büchern. Sein erstes Buch behandelte die Freiheitsidee Dostojewskis. Einen Gutteil seines Werkes machen Biographien von Heiligen aus und von herausragenden Persönlichkeiten der Geschichte des Christentums. Für das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon schrieb Kranz u. a. die Artikel über Gilbert Keith Chesterton und C. S. Lewis. Unter dem Pseudonym Kris Tanzberg gab er einige Bände mit eigenen Gedichten heraus. Viele seiner Bücher wurden übersetzt, u. a. ins Englische, ins Tschechische und Slowakische, ins Niederländische, ins Dänische und ins Rumänische. Er rezensierte Hunderte von literarischen und literaturwissenschaftlichen Werken und veröffentlichte zahlreiche Beiträge zur Didaktik des Literaturunterrichtes an Gymnasien.

Kranz verfasste mehrere Studien zu der Literaturgattung Bildgedicht; seine Bildgedicht-Sammlung erwarb 1988 die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.[4] Eine editorische Leistung ist sein dreibändiges Handbuch Das Bildgedicht. Theorie, Lexikon, Bibliographie, in dem Kranz rund 50.000 Bildgedichte nachwies.[5] Darin führt er 5764 Verfasser von Bildgedichten in 35 Sprachen auf.[6] Aus diesem Material entwarf Kranz eine Theorie des Bildgedichtes.[7] Gisbert Kranz gilt als „der namhafteste Forscher auf dem Gebiet der europäischen Bildlyrik“.[8]

Kranz pflegte einen Briefwechsel mit vielen Zeitgenossen, u. a. mit den Schriftsteller-Kollegen Rose Ausländer, Schalom Ben-Chorin, Hans Carossa, Alfred Döblin, Thomas Stearns Eliot, Manfred Hausmann, Bernt von Heiseler, Ernst Jünger, Martin Kessel, Gertrud von le Fort, Thomas Mann und Kurt Marti.[9]

Im Jahr 1983 gründete Kranz die internationale Inklings-Gesellschaft für Literatur und Ästhetik e. V. mit Sitz in Aachen und war bis 1993 auch deren Präsident, zuletzt deren Ehrenpräsident.

Kranz war verheiratet und Vater von vier Kindern: Ursula, Anna, Margarita und Winfried.[10] Seine Tochter Margarita war Mitarbeiterin des Historischen Wörterbuchs der Philosophie und ist mit dem Philosophieprofessor Winfried Schröder verheiratet.

Bis zu seinem Tod lebte Gisbert Kranz in Aachen. Er wurde auf dem Waldfriedhof Aachen beerdigt.[10]

Ehrungen

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Gisbert Kranz war Ehrenmitglied der New York C.S. Lewis Society und der Internationalen Ovid-Gesellschaft, Bukarest. Im Jahre 1997 wurde er für seine Werke über die vier Inklings-Autoren J.R.R. Tolkien, C.S. Lewis, Charles Williams und Gilbert Keith Chesterton mit dem Deutschen Fantasy-Preis geehrt.

Schriften (Auswahl)

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Biographische Werke

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Schriften zur Literaturwissenschaft

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Als Herausgeber und Übersetzer

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Schriften zur Kunst

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Schriften zur Pädagogik und zur Theologie

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Gedichte

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Autobiographisches

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Gisbert Kranz, geb. in Essen 1921. In: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Hg.): Jugend in Deutschland 1918–1945, abgerufen am 28. September 2014.
  2. Gisbert Kranz: Jugend unterm Hakenkreuz. Erinnerungen eines ganz normalen Katholiken, Augsburg 2007, darin das Kapitel In Kriegsgefangenschaft, S. 132–152.
  3. a b Artikel Gisbert Kranz im Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren.
  4. Karl Pestalozzi: Das Bildgedicht. In: Gottfried Boehm, Helmut Pfotenhauer (Hg.): Beschreibungskunst, Kunstbeschreibung. Ekphrasis von der Antike bis zur Gegenwart. Verlag W. Fink, München 1995. ISBN 3-7705-2966-9. S. 569–591, hier S. 569.
  5. Erika Greber: Das konkretistische Bildgedicht. Zur Transkription Bildender Kunst in Visueller Poesie. In: Roger Lüdeke, Erika Greber (Hg.): Intermedium Literatur. Beiträge zu einer Medientheorie der Literaturwissenschaft. Wallstein Verlag, Göttingen 2004. ISBN 3-89244-765-9. S. 171–208, hier S. 171.
  6. Siglind Bruhn: Sonic Transformations of Literary Texts. From Program Music to Musical Ekphrasis. Pendragon Press, Hillsdale 2008. ISBN 978-1-57647-140-1. S. 7.
  7. Laura M. Sager Eidt: Writing and filming the painting. Ekphrasis in liturature and film. Rodopi, Amsterdam 2008. ISBN 978-90-420-2457-1. S. 19.
  8. Viviane Kafitz: Sprachartistische Lyrik. Gemälde- und Skulpturengedichte des russischen Symbolismus. Böhlau, Köln 2008. ISBN 978-3-412-20130-2. S. 1.
  9. Christina Hofmann-Randall: Das Gisbert-Kranz-Archiv. Mit einer Auswahl von Schriftzügen schöpferischer Menschen. Autographen von Dichtern, Denkern und Malern aus den Sammlungen von Gisbert Kranz in Eichstätt und Wolfenbüttel. Harrassowitz, Wiesbaden 1996. S. 46–60.
  10. a b Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. Oktober 2009, S. 34.
Personendaten
NAME Kranz, Gisbert
ALTERNATIVNAMEN Kris Tanzberg (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller, Pädagoge und Theologe
GEBURTSDATUM 9. Februar 1921
GEBURTSORT Essen-Steele
STERBEDATUM 3. Oktober 2009
STERBEORT Aachen