Frank-Wolf Matthies (* 4. Oktober 1951 in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller.

Jugend

Frank-Wolf Matthies wuchs in Berlin auf, wo er die Polytechnische Oberschule und die Erweiterte Oberschule mit altsprachlichem Zweig besuchte. Nach dem Abitur 1970 machte er eine Lehre als Kunstschlosser, die er krankheitsbedingt abbrechen musste. Danach war Matthies in verschiedenen Berufen tätig, u. a. als Dispatcher, Taxichauffeur, Leichenwäscher und Kameraassistent.

Oppositioneller in der DDR

1973 wurde er von der Staatssicherheit wegen „Beleidigung und Herabwürdigung eines Repräsentanten der Partei- und Staatsführung der DDR“ verhaftet. Ab 1975 leistete er Wehrersatzdienst als Bausoldat, in dieser Zeit gab es ein weiteres Gerichtsverfahren wegen „Meuterei“. 1975 erschienen auf Vermittlung Franz Fühmanns seine erste Publikationen in der DDR. Seit 1977 ist Matthies freier Schriftsteller.

Nach Erscheinen des Prosabandes „Unbewohnter Raum mit Möbeln“ im Rowohlt Verlag 1980 und Lesungen und Diskussionen in seiner Wohnung (u. a. mit Adolf Endler, Elke Erb, Robert Havemann, Wolfgang Hilbig, Günter Grass, Uwe Kolbe, Gert Neumann, Lutz Rathenow, Johano Strasser) wurde Matthies erneut verhaftet (mit Thomas Erwin und Lutz Rathenow), jedoch nach internationalen Protesten entlassen. Mit den bis zu seiner Verhaftung regelmäßig durchgeführten Lesungen schuf Matthies ein wichtiges Modell für die Etablierung einer nicht staatlichen Öffentlichkeit / Alternativöffentlichkeit in der Literatur- und Kunstszene des Prenzlauer Bergs.

Übersiedlung in den Westen

Anfang 1981 reiste Matthies nach West-Berlin aus, wo ihn zunächst Günter Grass aufnahm. In den 1980er Jahren gehörte er zu den Initiatoren wichtiger Literaturdebatten zum Begriff der deutschen Kulturnation (mit Grass und Johano Strasser), über das deutsch-deutsche Exil (z. B. in seinem Briefwechsel mit Werner Lansburgh) und über die Rolle des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS, heute in ver.di).

Aufsehen erregte sein Austritt aus dem VS, den er aus Protest gegen den Umgang des Verbandes mit Dissidenten aus Osteuropa und der DDR als einer der ersten Autoren Anfang der achtziger Jahre verließ, was den VS in eine Krise stürzte. Während der VS-Landesbezirk in West-Berlin gegen die allzu nachgiebige Haltung des Verbandes zu den osteuropäischen Diktaturen protestierte, bezeichnete der Gewerkschafter Erwin Ferlemann die mehr oder minder zwangsweise aus der DDR übergesiedelten Autoren als „fünfte Kolonne“. Auf der Bundesdelegiertenkonferenz des Verbandes in Saarbrücken (30. März bis 1. April 1984) kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, bei denen sich Günter Grass und Heinrich Böll von der Politik des damaligen VS-Vorsitzenden Bernt Engelmann distanzierten.[1] In der Folgezeit kam es zu zahlreichen weiteren Austritten von Schriftstellern aus der DDR wie Reiner Kunze und Jürgen Fuchs; auch Günter Grass verließ den Schriftstellerverband.

Matthies lebt seit 1994 in Joachimsthal. Seit 1975 ist er mit der Lehrerin Petra Neumann verheiratet. Er ist Vater von vier Kindern.

Werke

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Vgl. Renate Chotjewitz, Carsten Gansel (Hrsg.): Verfeindete Einzelgänger. Schriftsteller streiten über Politik und Moral, Aufbau Verlag, Berlin 1977, ISBN 3-7466-8023-9 sowie die Darstellung des VS-Landesverbands Bayern Wer wir sind: Zur Geschichte des VS (Memento vom 24. Juli 2007 im Internet Archive).