Ferdinand Stolle

Ferdinand Stolle, eigentlich Ferdinand Ludwig Anders (* 28. September 1806 in Dresden; † 29. September 1872 ebenda), war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.

Leben

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Stolle, Sohn eines kurfürstlichen Postillions, wurde schon als Kind Vollwaise. 1810 verlor er seine Mutter, 1813 starb sein Vater. Ein kinderloser Schwager der Mutter, der Dresdener Kommunalbeamte Christian Samuel Stolle, adoptierte ihn 1814. Bei diesem Onkel, dessen Familiennamen er aus Dankbarkeit annahm, wuchs Stolle auf und besuchte bis 1826 die Dresdener Kreuzschule. Seit 1827 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig, brach aber 1832 sein Studium ab. Da ihm sein Onkel deswegen jede weitere finanzielle Unterstützung versagte, musste Stolle seitdem seinen Lebensunterhalt durch literarische und journalistische Arbeiten bestreiten. 1832 wurde er Redakteur der Leipziger Sachsenzeitung. Blätter zur Besprechung des Gemeinwohls, zur Erörterung über Gesetzgebung, Staats- und Kirchenverfassung, sowie zur Unterhaltung und Mittheilung über Literatur, Kunst und Industrie, die 1834 verboten wurde. Da ihm aus politischen Gründen die Ausweisung aus Leipzig drohte, zog er 1834 nach Grimma, wo er bis zu seiner Rückkehr nach Dresden 1855 blieb. Hier in Grimma lebte er als Redakteur und Herausgeber belletristischer Blätter und als freier Schriftsteller.

Stolle rief 1842 das humoristisch-politische Volksblatt Der Dorfbarbier ins Leben, das bis 1866 erschien. Außerdem war er Mitbegründer und langjähriger Redakteur der 1853 gegründeten Familienzeitschrift Die Gartenlaube – Stolle zeichnet bis 1862 als Herausgeber, da dessen eigentlichem Gründer Ernst Keil aufgrund einer Strafe für Pressevergehen die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt worden waren und Keil somit nicht als Herausgeber einer Zeitschrift fungieren durfte. Stolle verfasste zahlreiche historische Romane sowie Zeitromane, Erzählungen und Gedichte. In Deutsche Pickwickier. Komischer Roman aus den Jahren 1830–32 (3 Bde., 1839) setzt er sich kritisch-satirisch mit den kleinstädtisch-provinziellen Verhältnissen in Deutschland auseinander. Als Vorbild für das hier geschilderte fiktive Städtchen Neukirchen dienten ihm Grimma und seine Bewohner. Mehrere seiner Romane widmen sich dem von ihm bewunderten Napoleon Bonaparte und der Zeit der sogenannten Befreiungskriege. Stolle hat damit literarisch den Napoleon-Mythos in Deutschland gefördert, zumal diese Romane bei einem breiten Lesepublikum sehr beliebt waren. Drei der Napoleon-Romane wurden im 20. Jahrhundert nochmals aufgelegt und erschienen in von Friedrich Wencker-Wildberg gekürzten und bearbeiteten Ausgaben.

Ferdinand Stolle-Denkmal im Stadtwald Grimma 1895

In Grimma gibt es in der Paul-Gerhardt-Straße 15 das „Stollehaus“, in dem der Schriftsteller von 1848 bis 1855 wohnte. Am 1. Juni 1895 wurde Stolle im Stadtwald von Grimma ein Denkmal gesetzt, auf dem die von ihm verfassten, einst populären Verse aus seinem Gedicht Grimma zu lesen sind: „Im Tale, wo die Mulde fließt, da liegt ein Städtlein fein, das niemand wieder gern vergißt, der einmal dort kehrt ein.“

Werke

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Neuausgaben:

Literatur

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Commons: Ferdinand Stolle – Sammlung von Bildern
Wikisource: Ferdinand Stolle – Quellen und Volltexte
Personendaten
NAME Stolle, Ferdinand
ALTERNATIVNAMEN Anders, Ferdinand Ludwig (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und Journalist
GEBURTSDATUM 28. September 1806
GEBURTSORT Dresden
STERBEDATUM 29. September 1872
STERBEORT Dresden