FS E.444
Nummerierung: E.444.001–117
Anzahl: 117
Hersteller: 12 verschiedene
Baujahr(e): 1967 (Vorserie)
1970–1974 (Serie)
Achsformel: Bo’Bo’
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 16 840 mm
17 120 mm (E.444R)
Höhe: 4280 mm
Breite: 2960 mm
Drehgestellachsstand: 2600 mm
Gesamtradstand: 11 600 mm
Dienstmasse: 78 t (Vorserie)
83 t (Serie)
Reibungsmasse: 78 t (Vorserie)
83 t (Serie)
Radsatzfahrmasse: 19,5 t (Vorserie)
20,8 t (Serie)
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (Vorserie)
200 km/h (Serie)
Stundenleistung: 3420 kW (Vorserie)
4272 kW (Serie)
Dauerleistung: 3040 kW (Vorserie)
3820 kW (Serie)
Treibraddurchmesser: 1250 mm
Stromsystem: 3 kV =
1,5 kV =
Stromübertragung: Oberleitung; 2 Stromabnehmer
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Antrieb: Hohlwellen-Antrieb
Lokbremse: Druckluftbremse, Widerstandsbremse
Zugbremse: Druckluftbremse
Zugheizung: elektrisch
Steuerung: Schützensteuerung
Kupplungstyp: Schraubenkupplung

Die Baureihe E.444, Spitzname Tartaruga (deutsch: Schildkröte), ist eine Schnellzug-Elektrolokomotive der Ferrovie dello Stato, der italienischen Staatsbahn. Sie entstand zeitgleich mit der 103 der Deutschen Bundesbahn und genießt in Italien einen ähnlichen Kultstatus wie ihr bundesdeutsches Pendant.

Geschichte

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Die in den 1960er Jahren geplante Neubaustrecke Florenz–Rom benötigte Lokomotiven, die die maximal acht Wagen langen Rapido-Züge mit 200 km/h und die gemischtklassigen, maximal zwölf Wagen langen Expresszüge mit 160 km/h ziehen konnten. Daher wurde in den Studienbüros des FS-Maschinendienstes Serviuzio Materiale e Trazione eine gleisschonende, stark motorisierte Bo’Bo’-Elektrolokomotive entworfen, die sich durch tiefangelenkte, drehzapfen- und wiegenlose Drehgestelle mit kurzem Achsstand auszeichnete. Die Alternativentwicklung einer Co’Co’-E-Lok der Baureihe E.666 kam über einen Versuchsträger nicht heraus.[1] Da während der Auslieferung der Lokomotiven die italienische Bahnindustrie sich neu ordnete, tragen die Lokomotiven die Fabrikschilder von bis zu zwölf verschiedenen Firmen.

Die Lokomotiven waren grau und blau lackiert, ab 1973 auch mit rotem Warnanstrich über den Pufferbohlen.

Konstruktion

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Der Lokkasten der E.444 lastet über Sekundärfedern und Schräglenker auf einem Hilfslenker. Dieser liegt wiederum auf Gleitdrehbahnen auf dem Drehgestellrahmen. Die Zug- und Bremskräfte werden durch tiefangelenkte Stahlseile, die unter dem Drehgestell geführt werden, übertragen. Hohlwellen-Antriebe übertragen das Drehmoment auf die Achsen, wobei zur Übertragung Winkelhebel-Gelenkkupplungen mit sogenanntem „tanzenden Ring“ Verwendung finden.

Die E.444 besitzt eine feingestufte Schützensteuerung, die in Verbindung mit sechs Feldschwächungsgraden und 43 Widerstandskombinationen arbeitet. Die 1120-Kilowatt-Motoren sind in Serien-Parallelgruppierung geschaltet. Die Widerstandsbremse erbringt zwischen 200 km/h und 50 km/h eine Verzögerungskraft von 88 Kilonewton. Im Inneren der E-Lok sind die Anfahr- und Bremswiderstände eingebaut, die erhitzte Luft wird durch die Dachhutze nach außen abgeleitet.

Einsatz

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E.444 mit UIC-X-Komposition in Roma Termini

Die E.444 werden vorwiegend im hochwertigen Personenfernverkehr eingesetzt. Sie waren seinerzeit auch praktisch ausschließlich für die Traktion von Trans-Europ-Express-Zügen auf dem FS-Streckennetz zuständig, sowohl für internationale Verbindungen wie TEE Roland, Lemano, Ligure, Mediolanum und Cisalpin, als auch nationale TEEs wie Adriatico, Ambrosiano, Vesuvio, Cycnus, Aurora.

Diese Züge erreichten zum Teil Geschwindigkeiten bis 180 km/h, dabei waren Langläufe mit Tagesleistungen von bis zu 1500 Kilometern keine Seltenheit.

Ab 1985 zogen E.444 die ersten fahrplanmäßig mit 200 km/h verkehrenden Züge in Italien über die Direttissima Florenz–Rom. Seit dem Erscheinen der Nachfolgebauart FS E.402A treten die „Schildkröten“ allmählich ins zweite Glied zurück.

Am 7. April 2021 endete der planmäßige Einsatz der Baureihe, da der Einbau von Feuerlöschsystemen aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr erwogen wurde.

Varianten

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E.444R in Venedig
E.444R in Civitanova Marche

Die Baureihe E.444 kennt neben den vier Vorserienloks zwei wichtige Nachrüstvarianten:

Trivia

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Literatur

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Commons: FS E.444 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Motrici CoCo delle FS – parte 1: E.666. In: scalaeNNe. 4. Februar 2012, abgerufen am 18. Mai 2021 (italienisch).